Bei der Thurgauer Heckenmeisterschaft kamen von den 34 eingereichten Hecken sieben in die Endausscheidung und wurden nochmals besichtigt. Von links: Peter Schweizer, Jakob Hug, Philipp Hanhart, Alfred Brülisauer, Sebastian Menzel, Iris Gamper und Jürg Fatzer. – VTL
Als Wertschätzung für besondere landwirtschaftliche Leistungen wird im Kanton Thurgau erstmals eine Heckenmeisterschaft durchgeführt. Am Freitag wurden die Hecken besichtigt. Bekannt gegeben wird der Gewinner aber erst im September. Trotzdem: Einen Ausreisser nach oben gibt es bereits heute.
Hecken und Feldgehölze sind wichtige ökologische Elemente und dienen der Vernetzung der Lebensräume für Fauna und Flora. Mit der Heckenpflege leisten die Bauern einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Naturvielfalt. Dennoch werden sie bei verschiedenen Agrarinitiativen immer wieder ins schlechte Licht gesetzt, schreibt der Verband Thurgauer Landwirtschaft VTL.
Die 1. Thurgauer Heckenmeisterschaft will der Bevölkerung vermitteln, dass Bauern nicht «nur» Lebensmittel produzieren, sondern auch für die Biodiversität einen Einsatz leisten, der finanziell nicht voll aufgeht. Gepflegte Hecken werden mit Q2-Direktzahlungen in Höhe von 20 Franken pro Aren vergütet, wobei der Aufwand damit allerdings kaum gedeckt wird, so der Verband. Mit der Auszeichnung der besten Hecke soll auch die Notwendigkeit zum Erhalt und der Förderung des artenreichen Lebensraums aufgezeigt werden. Die Bauern mit den drei besten Hecken werden zu einem Ballonflug eingeladen und es gibt vier weitere Preise in Form von Landi Gutscheinen
Die Experten der Thurgauer Heckenmeisterschaft machten am letzten Freitag nochmals einen Rundgang bei den wertvollsten Hecken im Kanton. Von links: Jakob Hug, Iris Gamper, Sebastian Menzel, Alfred Brülisauer, Philipp Hanhart, Jürg Fatzer und Peter Schweizer. – VTL Peter Schweizer (links) von der Naturkommission des Verbandes Thurgauer Landwirtschaft hat für die Thurgauer Heckenmeisterschaft das Konzept von Alfred Brülisauer vom WWF St. Gallen übernommen. – VTL Um die Artenvielfalt in einer Hecke zu fördern, werden Kleinstrukturen wie Natursteinmauern oder Nisthilfen angelegt. – VTL
22 Betriebe reichten Hecken ein
Der Ursprung der Heckenmeisterschaft kommt vom WWF St. Gallen, der bereits vor drei Jahren im Kanton St. Gallen die erste Heckenmeisterschaft durchführte und das Konzept an den Thurgauer Bauernverband (VTL) weitergab. Im Kanton Thurgau ist die Kommission Naturschutz vom VTLT federführend, in denen verschiedene Thurgauer Umweltverbände vertreten sind.
Insgesamt reichten 22 Betriebe 34 Hecken ein. Diese wurden von drei Teams im Vorfeld bewertet . Grundvoraussetzung war, dass die Hecken auf einer landwirtschaftlichen Nutzfläche stehen, mindestens 30 Meter lang sind, einen drei Meter breiten Krautsaum aufweisen und aus einheimischen Strauch- und Baumarten bestehen.
Ein spezielles Experten-Team hat am Freitag nun die sieben besten Hecken in einer Endausscheidung nochmals begutachtet. Die Rundfahrt mit Peter Schweizer und Jürg Fatzer, VTL, Alfred Brülisauer, WWF St. Gallen, Iris Gamper, WWF Thurgau. Sebastian Menzel, Landwirtschaftsamt Thurgau und Jakob Hug, Wald Thurgau, begann am Morgen bei der Hecke von Markus Oettli in Amriswil TG.
Dann ging es weiter nach Oberaach TG zu Roman Frischknecht und zu Kurt und Rosi Leu nach Weinfelden TG. Nach der Mittagspause wurden die Hecken von Timon Schwarz in Tägerwilen TG und Samuel Siegenthaler in Hörhausen TG besichtigt, ehe bei Philipp Hanhart in Basadingen TG der Abschluss war.
Mit einem Punktesystem wurden die Grösse, der Anteil von dornentragenden Sträucher am Gesamtvolumen und pro zehn Laufmeter die durchschnittliche Anzahl von Gehölzarten, Kleinstrukturen, landschaftstypischen und einheimischen Bäumen und Sträucher bewertet. Grossen Wert wurde auch auf die Vernetzungsfunktion gelegt, wie weit die Hecke von ökologisch wertvollen Elementen steht.
Schönste Hecke in Basadingen
Die etwa 180 Meter lange Hecke, die Philipp Hanhart aus Diessenhofen eingereicht hat, steht auf dem Feld zwischen Basadingen und Schlatt. Sie wurde vom Matthias Schmid aus Basadingen angelegt, der das Feld an Hanhart verpachtet hat und ist mit Kleinstrukturen, Bienenhotel, Trockenmauern, Teich und verschiedenen Nisthilfen ein Reservat für spezielle Artenförderung.
Die Hecke erkennt man von weit her durch den Nistkasten für den Turmfalken, der über die Baumgipfel hinausragt. Die Hecke wird abschnittsweise selektioniert, damit besondere Arten wieder Platz bekommen. «
Der Neuntöter ist beispielsweise auf dorniges Gebüsch angewiesen», sagte Iris Gamper . Auch die Kleinstrukturen werden gepflegt, wo sich zahlreiche Kleinreptilien, Insekten, Wildbienen und der Igel angesiedelt haben. «Ich staune, wie hier auch der Bestand an Feldhasen zunimmt», sagte Hanhart, der auf seinem konventionellen Betrieb in Diessenhofen 40 Hektaren Ackerbau und ein Lohnunternehmen betreibt.
Ein Bienenhotel lässt sich gut in eine Hecke integrieren und fördert die ökologische Vielfalt. – VTL Mit Trockensteinmauer, Teich und weiteren Kleinstrukturen hat Philipp Hanhart seine Hecke ökologisch aufgewertet. – VTL Die Hecke von Philipp Hanhart erkennt man am Nistkasten für den Turmfalken, der weit über die Bäume hinausragt. – VTL
Viel Herzblut dabei
Nach der Begutachtung der sieben Hecken zogen die Experten das Fazit, dass es einen Ausreisser nach oben gab und der erste Platz unbestritten ist. «Es gibt sechs schöne und eine hervorragende Hecke», sagte Alfred Brülisauer.
Peter Schweizer ist aufgefallen, mit wie viel Freude und Herzblut alle sieben besichtigte Betriebe die Hecken pflegen. Die Bauern mit den drei besten Hecken bekommen einen Ballonflug. Ob Philipp Hanhart dazu gehören wird oder gar der «Ausreisser» ist, weiss er noch nicht.
Die Bekanntgabe der Gewinner erfolgt am 10. September in Weinfelden, wozu alle Betriebe eingeladen werden, die mitgemacht haben.
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