Tierärztin Ulrike Eulenberger prüft gemeinsam mit Tierpfleger Aron Duarte den Gesundheitszustand einer Schleiereule. – Jacqueline Graber
Wildhüter und Privatpersonen bringen verletzte Tiere in die Stiftung Wildstation Landshut in Utzenstorf BE. Heuer wurden so viele Tiere abgegeben wie noch nie seit dem Bestehen der Institution. Tierärztin Ulrike Eulenberger weiss, warum.
Tierpfleger Aron Duarte hängt ein Fangnetz von der Wand ab und öffnet die Türe zur Voliere Nummer 5. Hier lebt seit letztem Juni ein Mäusebussard. An einem Flügel hat er nur kurze Federn, dies macht das Fliegen unmöglich. An diesem Tag will Ulrike Eulenberger, Tierärztin und Betriebsleiterin der Stiftung Wildstation Landshut, den Gesundheitszustand des Schützlings kontrollieren.
Aron Duarte ist geübt mit dem Netz, es dauert keine Minute bis der Wildvogel gefangen ist. Die Tierärztin schaut sich die Federn an, die Behandlung hat nicht angeschlagen. «Wir haben den Mäusebussard gegen Parasiten behandelt. Offenbar handelt es sich doch um eine Stoffwechselkrankheit.»
Kondition üben
Eine Türe weiter hat sich eine Schleiereule in einer Höhle versteckt. Der Knochenbruch am rechten Flügel ist gut verheilt, sie kann bald ausgewildert werden. Die nächste Kontrolle gilt einem Waldkauz. Aron Duarte läuft dem Wildvogel hinterher, so dass er ein paar Mal durch die grosse Flugvoliere fliegen muss.
Konzentriert beobachtet die Tierärztin das Tier. «Es mangelt ihm noch etwas an Kondition. Diese muss noch trainiert werden», so ihr Fazit. In den nächsten Tagen werden die Mitarbeitenden der Wildstation den Waldkauz täglich in der Voliere zum Fliegen «aufschrecken», damit auch er bald ausgewildert werden kann. «Die Entlassung der Patienten ist unser oberstes Ziel», sagt Eulenberger. Meist werden die Tiere unweit des Fundortes ausgesetzt, mitunter übernimmt diese Aufgabe ein Wildhüter.
Die Stiftung
Die Wildstation ist keine kantonale Einrichtung und nicht anderweitig öffentlich finanziert, sondern vollständig auf Spendengelder angewiesen. Sie ist eine eigenständige, operativ tätige und steuerbefreite Einrichtung. Spendengelder sind daher abzugsfähig. Als solche ist die Stiftung im Handelsregister eingetragen unter der vollständigen Bezeichnung Stiftung Wildstation Landshut (SWSL). Stiftungsrat und Geschäftsführer sind ehrenamtlich tätig. Sämtliche Spenden werden für die Arbeit zugunsten der Wildtiere eingesetzt. pd
120 verschiedene Wildtierarten werden jährlich im Schnitt in der Wildstation betreut. Manche Tiere sterben trotz sofortiger Behandlung kurz nach der Einlieferung. Einige müssen eingeschläfert werden und rund die Hälfte der Patienten kann wieder in die Freiheit entlassen werden.
Bekanntheitsgrad
Bis anhin wurden heuer über 2900 Tiere von Privatpersonen wie auch von Wildhütern abgegeben «Bis Ende Jahr werden es wohl 3000 sein», weiss die Tierärztin aus Erfahrung. Das sei seit der Gründung der Stiftung im Jahr 2009 ein Rekord. Ulrike Eulenberger führt dies einerseits auf Corona zurück. «Wegen der Pandemie waren die Leute mit offenen Augen vermehrt in der heimischen Natur unterwegs.» Andererseits habe die Wildtierstation gerade in den letzten Jahren an Bekanntheitsgrad gewonnen.
Chlouse-Fest
Am Sonntag, den 5. Dezember, findet in der Wildstation Landshut, Utzenstorf, das traditionelle Chlouse-Fest statt. Am Anlass erfahren die Gäste, welche Arbeiten das Fachpersonal ausführt, auch wird ihnen ein Rückblick in die letzte Saison geboten. Zudem können Kinder in der Werkstatt nachhaltige Weihnachtsdekorationen basteln. Heuer lautet das Thema «Tiere der Nacht». An verschiedenen Informationsständen erhalten die Besucherinnen und Besucher Informationen zu Igel, Eule, Fledermaus & Co. Und schliesslich findet man am Verkaufsstand zugunsten der Wildtierpfleglinge allerlei Nützliches und schöne Geschenkideen, wie zum Beispiel den Wildstationskalender für 2022 oder ein Wildtiermemory mit Fotos ehemaliger Pfleglinge. pd/jgr
Wildstation Landshut, Schlossstrasse 21, 3427 Utzenstorf. Von 13 bis 16 Uhr.