An der Aktionärsversammlung im Saalbau Kirchberg sprach Semag-Präsident Daniel Niklaus.
Barbara Schwarzwald
Daniel Niklaus, Verwaltungsratspräsident der Vermehrungsorganisation von Saatgetreide und Pflanzkartoffeln in den Kantonen Bern, Solothurn und Basel Semag, lud in Kirchberg zur Versammlung ein.
«Seit ein paar Monaten sprechen wir von Inflation. Wir benötigen unbedingt Anpassungen bei den Produzentenpreisen», hielt Niklaus fest. Beim Schweizer Saatgutproduzenten-Verband Swisssem seien diesbezüglich grosse Anstrengungen unternommen worden.
«Motivation für uns Produzenten»
Das Bauchgefühl, dass im Durchschnitt der Jahre mit Speisekartoffeln mehr verdient wurde als mit Pflanzgut, habe sich nach exakten Auswertungen bestätigt. Nach dem Start mit Agria, sei in der Folge die erforderliche Preiserhöhung im mittleren Preisband für jede Sorte berechnet worden.
Niklaus dankte der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten VSKP für ihre Unterstützung. Diese sorge nun dafür, dass das mittlere Preisband für die Ernte 2023 erhöht werde. Die Vermehrungsorganisationen müssten die Details zur Auszahlung selber bestimmen. Die Semag entrichtet für die Sorte Agria 100 Fr./dt. «Dies ist eine super Motivation für uns Produzenten», so Niklaus.
Beim Saatgetreide hat Swisssem den Vermehrungszuschlag erhöht. Mit den Preisanpassungen 2022 sei ein Meilenstein gesetzt worden. «Jetzt liegt es an euch, das Potenzial zu nutzen und mit hohen Erträgen ein gutes Einkommen zu erzielen», spornte der Präsident die 198 Aktionäre und Aktionärinnen an. Die Anwesenden vertraten 685 Aktienstimmen von insgesamt 1000. Dabei vertrat Michael Feitknecht 232 Aktienstimmen der Fenaco.
Geschichte im 19. Jahrhundert
Geschäftsführer Adrian Krähenbühl ging mit der Politik hart ins Gericht. «Wir sind in einer Situation in der Schweiz, wo Getreide, Raps, Zuckerrüben, Soja, Sonnenblumen fehlen; wo es neu auch zu wenig Kartoffelflächen gibt», fasste er zusammen. Das Bewusstsein, dass die Welt in einer Trendwende sei, sei in der Politik noch nicht angekommen. «Wenn es zu wenig Nahrung hat, startet ein Preiskampf. Es ist völlig klar, dass immer die Ärmeren das Nachsehen haben», sagt Krähenbühl.
Zu der Situation in Nordafrika meinte er: «Das ist genau unsere Geschichte im 19. Jahrhundert»: grosse Armut, kinderreiche Familien, keine Perspektiven, ab aufs Schiff nach Amerika. Am 23. März 2020 bestätigte das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL der Semag auf ihre Anfrage hin noch gleichentags die Versorgungsrelevanz. Auch aus dieser Situation sei nichts gelernt worden, so Krähenbühl. «Dass wir die Produktion reduzieren und anderen Leuten die Ware wegkaufen, das ist ökonomisch falsch und moralisch verwerflich», fasste er zusammen.
Saatgetreideverkäufe
Beim Weizen ist die Hauptsorte Montalbano vor Hanswin und CH Nara. 30 ha Montalbano werden im Herbst zusätzlich unter Vertrag genommen. Die Gerstenverkäufe sind stabil. Verkaufsrückgang bei Futterweizen und Triticale. Die Nachfrage nach Dinkel steigt. Die Semag wird im Herbst 170 ha unter Vertrag nehmen (davon 50 ha Bioware). Pflanzkartoffeln: «Wir haben zwei schwierige Jahre hinter uns», so Krähenbühl (Ernte 2021: 8030 t; Ernte 2022: 7394 t). Zielvorgabe 2023: 10 000 t. Ablieferungsmenge: 18t /ha. «Im Durchschnitt machbar. Früh setzen», so sein Tipp.
Die Warenlager sind etwas tiefer als im Vorjahr: 1882 t Kartoffeln und 1791 t Getreide waren Ende Jahr an Lager. Der Warenumsatz per 31. Dezember 2022 beträgt 19 725 283 Franken. Der Betriebsaufwand ist mit 709 949 Franken etwas höher als im Vorjahr. Das Unternehmensergebnis beläuft sich auf 90 499 Franken. Vom Bilanzgewinn von 95 666.48 Franken werden 90 000 Franken den Freiwilligen Gewinnreserven zugewiesen. Der Gewinnvortrag auf neue Rechnung beläuft sich auf 5666.48 Franken.