Seinen Ursprung hat der Zibelemärit im 19. Jahrhundert, als Bauersfrauen aus dem Seeland mit Zwiebeln auf der Martinimesse in Bern auftauchten.
Samuel Krähenbühl
Der traditionsreiche Berner «Zibelemärit» hat am Montag zehntausende Besucherinnen und Besucher in seinen Bann gezogen. Kunstvoll geflochtene Zwiebelzöpfe, Glühwein, Käse- und Zwiebelkuchen warteten auf die Besucher des Volksfests.
Schon kurz nach 4 Uhr begannen sich die Gassen der Altstadt zu beleben, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete. Erste Schaulustige nahmen die Gassen in Beschlag, schlenderten über den Bundesplatz und freuten sich an den Zwiebelzöpfen.
Rekord unerreicht
Rund 30 Tonnen Zwiebeln wurden heuer in der Bundesstadt angeboten. Das sind klar mehr als nach der verhagelten Zwiebelernte im Vorjahr. Vom Rekordwert von 60 Tonnen im Jahr 2014 waren die Bauern aber auch heuer weit weg. Wegen des heissen Sommers wurden die Zwiebelknollen auch nicht ganz so gross.
Das alles tat der Festfreude aber keinen Abbruch. Schwaden von Glühwein- und Chnoblibrotduft waberten durch die Gassen, die Kinder bewarfen alles, was sich bewegte, mit Konfetti und in den Gassen herrschte das obligate «Gstungg». Den Bäredräck Preis gewann dieses Jahr die Rapperin und Beatboxerin Steff la Cheffe. Mit dem Preis ehrt der Bärentrust Personen, welche im kulturellen und gesellschaftlichen Leben Berns Aussergewöhnliches leisteten.
Wenig Arbeit für die Polizei
Die Berner Kantonspolizei zog am Montagnachmittag eine positive erste Zwischenbilanz. Sie musste kaum einschreiten. Bevor in der Innenstadt die Marktstände aufgebaut wurden, mussten über 100 Velos an einen anderen Ort verstellt werden. 41 Fahrräder wurden sichergestellt.
Auf den Carparkplätzen am Aargauerstalden und an der Winkelriedstrasse wurden 63 Reisecars, darunter 14 Fahrzeuge aus dem Ausland, gezählt, wie die Polizei in einer Mitteilung schreibt.
Gelebte Tradition
Seinen Ursprung hat der Zibelemärit im 19. Jahrhundert, als Bauersfrauen aus dem Seeland mit Zwiebeln auf der Martinimesse in Bern auftauchten. Seit 2011 gehört der Märit auf die Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz – zusammen mit Anlässen wie der Basler Fasnacht oder dem Zürcher Sechseläuten.
Nach wie vor sind die «Zibeletrütsche», die schön geflochtenen Zwiebelzöpfe, am Zibelemärit allgegenwärtig. «Früher oder später wird die schöne Tradition aber wohl aussterben, denn die jüngere Generation habe am Handwerk kaum mehr Interesse», meint Rolf Hediger, der für seinen Stand zusammen mit seiner Familie jeweils rund tausend Zwiebelzöpfe bindet.
Tatsächlich sei das Binden der Zöpfe noch die kleinste «Büetz», erklärt er: «Das Kultivieren, Trocknen und Aufbereiten der Trockenblumen sowie die Vorbereitung der Zwiebeln sind weitaus aufwändiger.» So wird jede Zwiebel von Hand einzeln etwas abgeschält, damit sie am Zopf dann auch schön glänzt. Die Zwiebelzöpfe hätten heute auch einen anderen Wert als noch früher: Heute gehe es nicht mehr um das vorrätige Lagern der Zwiebeln – die Zwiebelzöpfe seien heutzutage vielmehr Geschenk- und Dekoartikel.