Samstag, 3. Juni 2023
20.03.2023 08:40
Wallis

Grosse Pläne und viele Fragen

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Von: cni

In Grengiols VS soll auf 340 Hektaren eine der grössten Solaranlagen der Schweiz gebaut werden. Wie realistisch ist das?

An einer Medienkonferenz in Brig legten die Initianten des hochalpinen Solarprojekts «Grengiols Solar» ihre Argumente für den Bau des Megaprojektes dar. Das Interesse der Medien war riesig; selbst ein Journalist der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» war vor Ort.

«Grengiols Solar ist kein Walliser Projekt, sondern eines für die ganze Schweiz», sagte Stéphane Maret, Direktor der Forces Motrices Valaisannes (FMV), die das Projekt plant und schliesslich betreiben will. Das Solarkraftwerk verfüge über ein Potenzial von 600 Gigawattstunden Strom pro Jahr, könne nach dem Endausbau 200 000 Haushalte mit Strom versorgen und leiste damit einen grossen Beitrag zur Versorgungssicherheit der Schweiz, sagte Maret weiter.

Keine Erfahrungen

Die Initianten geben zu, dass es keinerlei Erfahrungen mit derartigen Projekten im hochalpinen Raum zwischen 2000 und 2500 Metern über Meer gebe. Auch die Investitionskosten liessen sich heute kaum seriös schätzen. Mit einer Testanlage, die im vergangenen Winter in Betrieb genommen wurde, konnten immerhin Erkenntnisse über die Ausrichtung und Leistung der Solarmodule gewonnen werden. Bis Ende 2023 sollen der Umweltverträglichkeitsbericht und das Bauprojekt vorliegen.

Noch sind viele Fragen offen, beispielsweise wie der Strom abtransportiert werden soll. «Für den ersten Schritt sind die Kapazitäten vorhanden», sagt Raoul Albrecht, Projektleiter der FMV. Zehn Prozent der Gesamtleistung müssen bis Ende 2025 am Netz sein und bis 2028 die ganze Gesamtleistung der Solaranlage. Nur dann kann das Projekt von Bundesgeldern profitieren. Die entsprechende Bundesverordnung liegt bis Anfang April vor. Die Projektverantwortlichen hoffen, dass die Frist verlängert wird.

Nach den Medien wurden am Mittwochnachmittag die Umweltorganisationen über das Projekt informiert. Das Saflischtal liegt mitten im Landschaftspark Binntal, der das Label «Park von nationaler Bedeutung» trägt und zum Ziel hat, Natur und Landschaft zu erhalten und aufzuwerten. Für den Geschäftsführer des Landschaftsparks Binntal ist klar: «Das Label ist akut gefährdet.» Auch die Geschäftsführerin des WWF Oberwallis, Angela Escher, äussert sich gegenüber dem «Tages-Anzeiger» skeptisch zum Grossprojekt: «Das sind schützenswerte Lebensräume für seltene Pflanzen-, Vogel- und Insektenarten, die im Saflischtal vorkommen. Wir haben bereits eine Biodiversitätskrise.»

Sensible Vegetation

Stark betroffen vom Projekt ist die Alpwirtschaft. Hier beschwichtigen die Betreiber. Die Anlage werde so ausgelegt, dass auch weiterhin Kühe unter den Modulen grasen könnten. «Das ist eine Illusion», sagt Ulrike Steingräber-Heinen. Sie bewirtschaftet zusammen mit ihrem Mann und einem weiteren Betrieb die Alp Furgge als Betriebszweiggemeinschaft.

Selbst wenn das theoretisch möglich sei, sie könne sich nicht vorstellen, wie das gehen soll, mit den Kühen durch die eng gestellten Module zu laufen, sagt die Landwirtin und ergänzt: «Durch die riesige Baustelle, die da entsteht, wird die sensible Vegetation in dieser hochalpinen Zone derart beeinträchtigt, da wächst auf Jahre hinweg nichts mehr; dessen sind sich die Initianten offenbar nicht bewusst.»

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One Response

  1. Solarstrom ist sicher eine Alternative, aber ganze Landschaftsflächen damut überbauen ist für mich absolut keine Lösung. Besitze seit einem Jahr auf unserem Dach auch eine, aber ohne.Strom aus anderen Quellen geht es leider nicht. PV Anlagen liefern eigentlich immer dann Strom, wenn man keinen braucht. Nachts, bei Nebel, wenn Schnee bedeckt, kein Ertrag. Batterien sind viel zu teuer für Speicherung. Solange nicht alle Dachflächen bestückt sind, sind andere Projekte zu stoppen, auch Belp!

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