Sonntag, 4. Juni 2023
20.03.2023 17:30
Luzern

Kein Werk – 14,5 ha Ackerland verschont

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Von: blu/jgr

Auf 14,5 Hektaren Kulturland wollte Swisspor in Reiden LU ein Produktionswerk zur Herstellung von mineralischen Dämmstoffen bauen. Bei der lokalen Bevölkerung und der Landwirtschaft gab Widerstand gegen die Pläne. Das Unternehmen gibt nun das Projekt auf der grünen Wiese auf und sucht einen ausserkantonalen Standort. 

Das Projekt in Reiden umfasste insgesamt 20 Hektaren, die landwirtschaftlich genutzt werden. Den Standort hat der Kanton als strategisches Arbeitsgebiet (SAG) im Richtplan ausgeschieden. Um das Projekt zu realisieren, hätte es noch eine Urnenabstimmung überstehen müssen. Diese hätte im Herbst 2023 stattfinden sollen.

14,5 ha für Swisspor

Swisspor wollte ein Produktionswerk realisieren, um mineralische Dämmstoffe herzustellen. In einem späteren Zeitpunkt war die Ansiedlung weiterer Unternehmen aus der Gebäude- und Umwelttechnologie geplant. Es hätte in mehreren Etappen gebaut werden sollen. Swisspor selbst beanspruchte eine Fläche von 14,5 Hektaren. Doch das Unternehmen hat nun seine Pläne in Reiden sistiert, wie am Montag mitteilte.  

Swisspor hat aufgrund der bestehenden Unsicherheiten einer raschen Realisierung am Standort Reiden – aufwändige Einzonungs- und Bewilligungsverfahren und allfällige Verzögerungen durch Einsprachen und Beschwerden – aus «unternehmensstrategischen Gründen Alternativstandorte evaluiert, die sich schneller realisieren lassen.»

Unsicherheiten führten zum Rückzug

Im Auge hat das Unternehmen, das im Besitz von Bernhard Alpstaeg ist, drei ausserkantonale Standorte, die sich alle bereits in der Bauzone befinden und an denen die Realisierung eines Werks «zeitnahe möglich» ist. «Aufgrund der neuen Ausgangslage hat sich Swisspor entschieden, das dringend benötige Produktionswerk an einem alternativen Standort zu realisieren. Ein Produktionswerk in Reiden bleibt für das Unternehmen jedoch weiter von Interesse. Dieses könnte zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden», sagte Swisspor-Chef Daniel Jenni am Montag.

Bei der Standortgemeinde gibt man sich leicht enttäuscht. «Das Vorhaben bot bekanntermassen einige Herausforderungen, aber auch Chancen für Reiden. Diese haben wir im intensiven Dialog mit der Bevölkerung diskutiert», sagte Gemeindepräsident Josua Müller. Das Einzonungsverfahren sei nun hinfällig. Der Gemeinderat will trotzdem über die Gemeindeinitiative und den Gegenvorschlag an der Gemeindeversammlung vom 24. Mai 2023 abstimmen lassen. «Der Entscheid, ob zukünftig über Ein- wie Auszonungen an der Urne und nicht an der Gemeindeversammlung entschieden wird, soll grundsätzlich geklärt werden. Sollte künftig ein neues Projekt im SAG Reiden aktuell werden, werden wir dieses wiederum prüfen», so der Gemeindepräsident weiter.

Insgesamt hätten rund 20 Hektaren Fruchtfolgeflächen verbaut werden sollen.
Kanton Luzern

1000 Arbeitsplätze

«Dem grossen Landverbrauch können der volkswirtschaftliche Nutzen und die Steuererträge für Bund, Kanton und Gemeinde gegenübergestellt werden», sagte Müller im Februar zu «Schweizer Bauer» Nach einer ersten Amortisationsphase werde mit einem jährlichen Steuerertrag von 2,5 Mio. Franken für Reiden gerechnet. Zudem würden in Reiden zusätzliche Arbeitsplätze entstehen, so Müller. Verschiedene Medien sprechen von rund 1000.

Auch bei Kanton Luzern wird die Enttäuschung sichtbar. «Wir haben an das Projekt geglaubt, weil wir die einheimische Produktion von mineralischen Dämmstoffen mit Blick auf den Klimawandel wichtig finden und uns die Idee eines Clusters mit wertvollen Arbeitsplätzen überzeugt hat. Wir bedauern das Nichtzustandekommen, haben aber Verständnis dafür», hielt Regierungsrat Fabian Peter fest.

Swisspor

Das Unternehmen stellt gemäss eigenen Angaben an sechs Schweizer Produktionsstätten ein breites Sortiment an Dämmstoffen und Abdichtungen her. Es beschäftigt derzeit rund 550 Mitarbeitende. Swisspor ist nach eigenen Angaben in der Schweiz die Nummer 1 beim Dämmen und Dichten von Bauten und führende Schweizer Entwicklerin, Herstellerin und Anbieterin von Produkten und Systemen rund um die energieeffiziente Gebäudehülle.

Verärgerte Bauern

Der «Schweizer Bauer» hat Anfang Februar 2023 über das Projekt berichtet. Landwirte zeigten sich verärgert. Landwirt Robert Arnold ärgerte sich über den Landverschleiss von 200’000 Quadratmetern «bestes Landwirtschaftsland, das zur Fruchtfolgefläche zählt». Der SVP-Kantonsrat hatte im Dezember 2022 eine Anfrage zum SAG beim Kanton Luzern eingereicht. Gemäss dem Sachplan Fruchtfolgefläche des Bundes müsse der Kanton Luzern 27’500 Hektaren Fruchtfolgefläche ausweisen. Arnold will wissen, über wie viel Landreserven der Kanton aktuell verfüge.  

In einer Broschüre zur Einzonung wurde festgehalten, dass die 20 Hektaren Fruchtfolgeflächen (FFF), die in Reiden verloren gehen, in Triengen kompensiert werden. «Es besteht die Absicht, dort rund 21 Hektaren FFF aufzuwerten», heisst es im Schreiben.

Seit 2020

Die Gemeinde Reiden weiss seit dem 19. Oktober 2020 vom Bauvorhaben der Swisspor. Die ersten Gespräche mit den Grundeigentümern fanden gemäss Izel Öztürk, Leiterin Marketing und Kommunikation der Swisspor, bereits Ende Oktober 2020 statt. Auch seien bereits Verträge mit den beiden Landbesitzern abgeschlossen worden, sagte das Unternehmen Anfang Februar 2023 zu «Schweizer Bauer». Die zwei Landbesitzer wollten sich damals auf telefonische Anfrage nicht zum Projekt äussern. jgr

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4 Responses

  1. Das war ein guter Entscheid von Swisspoor. Wann lernt man in der Schweiz endlich, das kostbare Gut Land zu schonen. Ich staune immer wieder, wie fahrlaessig mit Kulturland umgegangen wird. Lernt mal endlich, dass in die Hoehe gebaut werden muss. Damit schont man
    viel kostbares Land. Warum verbreiterung von Autobahnen, statt Doppelstoeckig bauen.
    Wird eigentlich nicht nach der Lebensmittelversorgung der
    Buerger gefragt…

    1. Kommentare die eine gleiche Aussage von mir wiedergeben werden gar nicht veröffentlicht. Wenn grosse bauen wollen ,braucht es dieFFFeinfach nicht mehr. Dann sind Steuererträge und andere Einnahmen wichtiger.

  2. Bleibt nur zu hoffen das bei geplanten Wohnüberbauungen gleich konsequent gehandelt wird. Das 4er Feld Bern beweist aber das Kluturlandverlust zugunsten von Wohnungen von Links-Grün voll gefördert werden!

  3. Endlich gibt es ein umdenken, danke,danke ,danke, fehlt nur noch, dass die Einwanderung gebremst wird, die Hoffnung stirbt zuletzt. Danke!!

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