Landwirte investieren infolge zunehmendem Wolfsdruck vermehrt in Herdenschutzmassnahmen. (Symbolbild)
Christian Zufferey
Im Kanton Schwyz nahmen die durch den Wolf verursachten Risse leicht zu. Insgesamt wurden fünf Angriffe registriert. Die Landwirtinnen und Landwirte haben aufgrund der Entwicklung in umliegenden Kantonen mehr in den Herdenschutz investiert.
Wie der Kanton Schwyz mitteilt, nahmen die Risse an Nutztieren in der Talzone mit insgesamt drei Rissen im Frühling 2022 im Vergleich zum Vorjahr (1 Riss) leicht zu. Die Risse wurde vorwiegend durch ausgewanderte Jungwölfe der umliegenden Rudel verursacht.
Nachdem im Kanton Schwyz im Sommer 2021 der erste Riss an Nutztieren auf Alpen erfolgte, erhöhte sich die Anzahl Risse im Sommer 2022 auf zwei Vorfälle. Ebenfalls leicht zugenommen haben die Verdachtsfällte mit vermissten Tieren und verletzten Nutztieren. Ein Angriff auf ein Rind konnte von der Wildhut genetisch auf einen Hund zurückgeführt werden. «Die restlichen Fälle konnten weder genetisch noch anhand der Spuren klar einem Verursacher zugewiesen werden», schreibt der Kanton.
In Zäune investiert
Aufgrund des steigenden Wolfsdrucks haben sich gemäss Kanton zahlreiche Tierhaltende aktiv mit dem Herdenschutz auseinandergesetzt. Im August 2022 organisierten der kantonale Kleinviehzuchtverband sowie das Amt für Landwirtschaft einen Praxistag Herdenschutz. «Über 140 Landwirte informierten sich über die aktuellen Zauntechniken, Installationsgrundsätze von Zaungeräten sowie Möglichkeiten in der Abgeltung von Herdenschutzzäunen», schreibt der Kanton Schwyz weiter.
Die Landwirte haben laut den Behörden in diesem Jahr im «grossen Umfang in neue Herdenschutzzäune» investiert. Das Überspringen von Zäunen gehöre nicht zum angeborenen Verhalten von Wölfen. Erhalte ein Wolf bei seinem ersten Zaunkontakt einen abschreckenden Stromstoss, akzeptiere er in der Regel Zäune als ein Hindernis.
Ersteinsatzgruppe Herdenschutz
Zusätzlich informierte das Amt für Landwirtschaft die Landwirte an zwei Online-Veranstaltungen über die Herdenschutz-Sofortmassnahmen, der neuen Ersteinsatzgruppe Herdenschutz sowie die kantonale Schaf- und Ziegenalpplanung. Die Ersteinsatzgruppe Herdenschutz geht nach einem Riss oder Rissverdacht aufgrund der Meldungen der Wildhut vor Ort.
«Der Schutz der restlichen Tiere sowie die Bedürfnisse des betroffenen Tierhalters stehen dabei im Fokus», hält der Kanton Schwyz fest. Die Ersteinsatzgruppe schätzt den Schutzstatus der gerissenen Tiere ein. In diesem Jahr kam die Ersteinsatzgruppe bislang zu drei Einsätzen geleistet – zwei davon auf Alpen statt, beide im äusseren Kantonsteil. In einem Einsatz standen umfangreiche Zäunungsarbeiten an.
Zwischenbilanz Schaf- und Ziegenalpplanung
«Mit der Schaf- und Ziegenalpplanung wird die aktuelle Datenbasis zur Sömmerungssituation im Kanton Schwyz erweitert und die Grundlagen für einen koordinierten Herdenschutz geschaffen», heisst es in der Mitteilung weiter. Im Sommer 2022 wurden 35 von insgesamt 37 grösseren Schafalpen begangen. Nun werden die Schützbarkeit sowie die Wirtschaftlichkeit der potenziellen Schutzmassnahmen individuell geprüft.
Im Vordergrund stehen Herdenschutzzäune. Bachläufe, Wasserversorgungen sowie die Tortechnik für Wanderwege stellten die grössten Herausforderungen dar, heisst es weiter. Die Ziegenalpen werden über den Winter 2022/23 mit einem Fragebogen erfasst. Die noch nötigen Begehungen sind für Sommer 2023 geplant. Der Prozess soll bis spätestens im Frühjahr 2024 abgeschlossen sein.