Einer der wenigen Events, der 2021 stattfinden konnte: Der GP von Sargans. Siegerin G-Wal Holdria Hanna von G-Wal Mountain Cows. – Marcel Wipfli
Während Corona den Viehzüchtern die Durchführung von Ausstellungen verunmöglichte, hatten Schweinehalter mit dem Virus der Afrikanischen Schweinepest und Geflügelhalter mit dem der Vogelgrippe zu tun.
Im Januar hofften viele Viehzüchter noch, als bekanntgegeben wurde, dass die Swiss Expo vom Januar in den Februar verschoben wurde. Doch die Zuversicht war von kurzer Dauer. Auch die digitale Austragung der bekannten, weit über die Landesgrenzen hinaus beliebten Ausstellung fiel dem Coronavirus zum Opfer.
Viele angemeldete Tiere
Die trotz der Pandemie sehr hohe Zahl der zum Wettbewerb angemeldeten Tiere bestätige die Begeisterung der Züchter für diese Veranstaltung, so der einzige Lichtblick für die Veranstalter – die damals noch nicht ahnen konnten, dass auch sonst kaum eine Viehausstellung stattfinden würde und dass es auch 2022 keine Swiss Expo geben würde.
Stellvertretend für alle enttäuschten Viehzüchter eine Aussage von Heini Stricker, Brown-Swiss-Züchter aus Mörschwil SG und Schweizer Brown-Swiss-Rassenbotschafter. Er war vor Corona oft als Richter an Viehausstellungen unterwegs. Und auch mit den eigenen Kühen dort anzutreffen: «Ausstellungen sind enorm wichtig für die braune Rasse. Beim Exterieur sind unsere Kühe weltweit führend, und die Schauen sind ein Schaufenster für den Export und eine Motivation für die Jungen, um weiterzumachen.»
Ebenso wie die Swiss Expo fiel die Tier & Technik samt der beliebten IGBS-Schau den Einschränkungen zum Opfer.

Bettina Kiener
Hybrid als neue Form
An Motivation hat es nicht gefehlt, wenn denn einmal eine Veranstaltung stattfinden konnte wie die Zuchtstiermärkte, bei denen Mutterkuh Schweiz bei den Fleischrinderrassen einen neuen Weg einschlug und den Schauring mit dem Internet ersetzte. Auch andere Auktionen verlagerten ihre Angebote ins Internet.
Die Ostertage boten den Viehzüchtern beispielsweise eine gute Gelegenheit, um in beste Red-Holstein-, Holstein-, Braunvieh- oder Jersey-Zuchtgenetik zu investieren – an der von Genetics Sale organisierten «Easter Spring Online Sale». Im Angebot standen 40 Lebendtiere und Embryonenpakete. Die Zuchtstiermärkte von Bulle FR, Thun BE und Zug hingegen konnten physisch stattfinden.
GP konnte stattfinden
Eine der wenigen Ausstellungen, die ebenfalls über die Bühne gingen, war der GP von Sargans. Der weit über die Landesgrenze bekannte Rinderwettbewerb bot im November ein Spektakel mit Top-Rindern im Ring. Franz-Heiri Gisler von G-Wal Mountain Cows gewann mit G-Wal Holdrio Hanna den Championtitel.
Im Interview mit dem «Schweizer Bauer» sagte Richter Gerold Riedel im Anschluss der Schau: «Wer dieses Rind sieht, braucht keinen weiteren Kommentar. Genau so stellt man sich Braunvieh vor, so soll ein Rind ausschauen. Ein sehr würdiger Champion.» Das Bedauern, in diesem Jahr nicht mehr solche Champions zeigen zu können, dürfte bei den Viehzuchtexperten gross gewesen sein.

Olivier Ruprecht
ASP rückte näher
Doch nicht nur sie hatten wegen einem Virus – Corona – viel Frust. Auch die Schweinehalter mussten sich 2021 mehr als gewünscht mit einem Keim auseinandersetzen: dem Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Sie greift mittlerweile nicht mehr nur in Osteuropa, sondern auch in Deutschland um sich.
Was die Suisag und die Suisseporcs veranlasst hat, dieses Jahr mehrfach auf die Biosicherheitsmassnahmen hinzuweisen. Dies im Falle der Suisseporcs notabene unter ihrem neuen Geschäftsführer Stefan Müller. Er löste im Juni 2021 Felix Grob ab. Dieser führte 20 Jahre lang die Geschäfte des Schweizerischen Schweinezucht- und Schweineproduzentenverbandes.

Kanton Thurgau
Vogelgrippe im Land
Gegipfelt haben die Abwehrmassnahmen von Suisag, Suisseporcs, vor allem aber von Bund und den Kantonen mit einer gross angelegten ASP-Seuchenübung in der ganzen Schweiz. Dabei probten 24 Kantone den Ernstfall, vier davon im Feld respektive im Wald. Kaspar Jörger vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), der die sogenannte Krisenübung Nosos 21 leitete, war sich der Dringlichkeit der Übung bewusst: «Es ist eine Frage der Zeit, bis die infizierte Wildschweinpopulation in die Schweiz kommt.»
Wie schnell sich ein Virus tatsächlich über die Landesgrenzen ausbreiten kann, hat die Vogelgrippe Ende November gezeigt. In einem Hobbybetrieb im Zürcher Unterland wurde eine hochansteckende Variante des Virus nachgewiesen. Das BLV ergriff gesamtschweizerische Schutzmassnahmen. Die Geflügelhalter mussten sie umsetzen. Ihnen, aber auch den Schweinehaltern und den Viehzüchtern ist zu wünschen, dass sie 2022 weniger von Viren beeinträchtigt werden.