Die Ergebnisse zeigen, dass alle drei untersuchten Kunststoffe… – zvg …von den Mikroorganismen aus Kuhmägen abgebaut werden können. – Samuel Krähenbühl
Neue Ergebnisse einer Forschergruppe des Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) und der Universität für Bodenkultur Wien (Boku) zeigen, dass Bakterien aus Kuhmägen verwendet werden können, um Polyestersorten abzubauen, aus denen unter anderem Textilien, Verpackungen und kompostierbare Plastiksackerl gemacht sind.
Die Forschungsergebnisse bringen einerseits Licht in mikrobielle Gemeinschaften, die sich innerhalb der Rumenflüssigkeit im Rinderpansen befinden und hinsichtlich Plastikabbau wenig erforscht waren. Andererseits könnten die Forschungserkenntnisse eine nachhaltige Option zur Verringerung von Plastikmüll darstellen.
«Plastik ist zwar schwer aufzuspalten, gleicht aber in seinem Aufbau in vielerlei Hinsicht dem Aufbau natürlicher Polyester wie Cutin, einer der Hauptkomponenten der Pflanzenzelle. Im Pansen-Reticulum lebt eine riesige mikrobielle Gemeinschaft, die für die Verdauung der Nahrung in den Tieren verantwortlich ist. Daher vermuteten wir, dass einige biologische Aktivitäten auch für die Hydrolyse von Plastiksorten genutzt werden könnten», erklärt Doris Ribitsch, Senior Researcherin am acib und Forscherin am Institut für Umweltbiotechnologie an der Boku.
Die Ergebnisse zeigen, dass alle drei untersuchten Kunststoffe – PET und zwei biologisch abbaubare Kunststoffe – von den Mikroorganismen aus Kuhmägen abgebaut werden können. Ribitsch geht von einer industriellen Umsetzbarkeit des Prozesses aus, gibt jedoch zu bedenken, dass es noch ein längerer Weg von der Rumenflüssigkeit zu großindustriellem Plastikabbau sein wird.
In Europa fällt immer mehr Plastikmüll an. Mittlerweile befinden sich knapp 26 Mio. t an Müll in unserer Umwelt und unseren Weltmeeren, wovon zirka 15% Polyester ausmachen. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem Journal „Frontiers in Bioengineering and Biotechnology“ veröffentlicht.