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Kleine Jerseykühe statt Braunvieh: Jürg Oechslin hat die Rasse umgestellt wegen neuer Stallnormen.
Jerseykühe sind erst seit 1995 zugelassen. Ihr Bestand nimmt ständig zu. Nicht zuletzt wegen neuer Stallvorschriften.
Noch bis vor Kurzem standen im Stall von Jürg Oechslin in Trachslau SZ Braunviehkühe. Im Oktober 2012 verliess die letzte Oechslins Hof. Damit war der Vorgang abgeschlossen, der rund drei Jahre zuvor angefangen hat: die schrittweise Umstellung auf Jerseykühe.
Am Anfang sei es schon etwas komisch gewesen, dass im Stall anstelle des massigen und grossen Braunviehs plötzlich die feingliedrigen und mit einer Höhe von 120cm deutlich kleineren Jerseys standen. «Nun ist einfach alles eine Stufe kleiner», erklärt Oechslin schmunzelnd.
Mehr Platz für Kühe
Dass er die Rasse umgestellt hat, kommt nicht von ungefähr. Denn sein 20-jähriger Stall erfüllt die ab September 2013 geltenden Anforderungen nicht. Oechslin ist dabei kein Einzelfall. Die kleinen Jerseyrinder, die Ende der 1980er-Jahre zunächst zu Forschungszecken importiert wurden und seit 1995 offiziell als Rasse anerkannt sind, werden immer beliebter.
Der Bestand ist seither Jahr um Jahr gestiegen auf letztjährig 9656 Tiere. Verglichen mit den Hauptrassen ist das zwar nur ein Bruchteil, dennoch nimmt die Anzahl der Jersey zu, während diejenige von Braunvieh oder Fleckvieh beispielsweise rückläufig ist.
Dass immer mehr Bauern die Jerseykuh entdecken, freut Bruno Schuler, Präsident des Jerseyzuchtvereins. «Das sind halt die besten Kühe», erklärt der Landwirt aus Hühnenberg ZG, der vor zehn Jahren seine Braunvieh- durch Jerseykühe ersetzt hat. Derzeit erkundigten sich gerade wieder zwei Bauern bei ihm.
Aufmerksamer, «gwundriger», einfacher im Umgang
Auch Oechslin stand einst im Stall von Bruno Schuler und hat sich diese kleinen von der zwischen England und Frankreich gelegenen Insel Jersey stammenden Kühe angeschaut. Und war begeistert. Heute sagt er: «Ich bereue die Umstellung nicht. Ich würde nie mehr zurückwechseln.» Jersey-Kühe seien aufmerksamer, «gwundriger», einfacher im Umgang.
Wolle er seine Tiere von der Weide zurück in den Stall holen, reiche es aus, wenn er einmal rufe. Das sei früher undenkbar gewesen. Anders als die Braunviehkühe hätten Jerseys weniger Probleme mit Klauen und Euter, hat Oechslin festgestellt. Und weil sie mit ihren 400kg zwischen 200 und 300kg leichter seien als Braun- oder Fleckvieh, verursachten sie weniger Trittschäden. Auch würden Jerseykühe deutlicher anzeigen, wann sie stierig seien.
Gehaltvollere Milch – Mehr Kühe nötig
Jerseymilch enthält zudem mehr Fett und Eiweiss. Laut Jerseyzuchtverein handelt es sich gar um den höchsten Eiweissgehalt aller Milchrassen. Dank Gehaltsbezahlung erhält Oechslin rund zehn Rappen mehr Milchgeld pro Kilo. Doch gibt eine Jersey durchschnittlich 5400kg Milch im Jahr, weniger als grössere Kühe.
Jürg Oechslin kompensiert die kleinere Milchmenge pro Tier, indem er die Aufzucht der Jungtiere ausgelagert hat. Damit hat er mehr Platz für Milchkühe. Heute stehen 21 Jerseys im Stall, während es früher zwischen 15 bis 18 Braunviehkühe waren. Dennoch: Jerseykühe geben zwar weniger Milch, gemessen an ihrem Körpergewicht verfügen sie aber über die höchste Milchleistung. Dafür würden sie weniger Fleisch ansetzen als andere Rassen, gibt Oechslin zu bedenken. Der Erlös sei denn auch tiefer als beim Braunvieh. Jersey seien eben eine typische Milchrasse.