Der Einsatz von gesextem Rindersperma hat bei den Milchviehrassen in jüngster Zeit massiv zugenommen. Das bestätigen die Schweizer KB-Organisationen. Allerdings ist die Schweiz bei diesem Trend offenbar ein Sonderfall.
mmer mehr Kühe werden mit gesextem Sperma besamt. Das bestätigen die grossen KB-Organisationen. «Die Schweiz ist ein Sperma-Sexing-Land. Prozentual war der Anstieg in den letzten zwei Jahren enorm», sagt Urs Wichser von Select Star. Aktuell betrage der Anteil der gesexten Dosen bei Red Holstein, Holstein, Brown Swiss und Jersey etwa 35% der Verkäufe.
Anteil massiv gestiegen
Auch bei Swissgenetics ist der Anteil massiv gestiegen. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2016 machten gemäss Marketingchef René Bucher die gesexten Dosen in den vier genannten Rassen 25% der Verkäufe aus. Gesamthaft über alle Rassen betrage der Anteil 10,7%. Im Geschäftsjahr 2014/2015 waren es 7,2%, 2013/2014 erst 5,5%.
Die Vorteile sind klar: Die besten Tiere werden mit weiblich gesextem Sperma besamt und haben fast nur weibliche Nachkommen. Dadurch können die weniger wertvollen Tiere mit Fleischrassenstieren besamt werden, wobei hier sogar männlich gesextes Sperma eingesetzt werden kann. Dadurch gibt es mehr männliche, stärker bemuskelte Tiere. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Produktionsrichtungen gross. Bei den Milchrassen wird laut Wichser viel weiblich gesextes Sperma eingesetzt: «Hingegen haben wir einen unbedeutenden Einsatz von männlich gesextem Sperma von Fleischrassenstieren von nur 1%.»
Gesextes Fleischrindersperma weniger gefragt
Bucher bestätigt diesen Sachverhalt: «Die Landwirte scheinen den Mehrertrag für ein männliches Fleischrassenkalb tiefer einzuschätzen als die gezielte weibliche Zucht bei den Milchviehrassen.» Interessant ist auch, dass die KB-Stationen überproportional mehr gesexte Inland- als Importstiere anbieten. «Bei den Rassen Brown Swiss, Red Holstein, Swiss Fleckvieh und Simmental verfügen wir über ein starkes Angebot an eigenen Stieren», erklärt Bucher. International stark nachgefragte Importstiere seien hingegen schwierig in der benötigten Menge zu beschaffen, und wenn, dann oft zu einem hohen Preis.
Wichser ortet noch einen anderen Grund für das relativ kleinere Angebot von gesexten Dosen bei Importstieren. Die Schweiz sei mit dem starken Einsatz von gesextem Sperma im internationalen Vergleich eher eine Ausnahme. «In anderen Ländern ist der höhere Preis und der leicht tiefere Besamungserfolg das Problem.» In der Schweiz hingegen seien für einmal die kleineren Strukturen ein Vorteil: «In kleineren Herden kann man die Brunst gut beobachten. Die Fruchtbarkeit bei gesextem Sperma ist deshalb fast gleich gut.»