Die Studie untersuchte die Wirtschaftlichkeit der alten Zweinutzungsrasse Original-Simmentaler (OS).
Martin Salzmann
In Bergregion haben sich milchbetonte Kuhrassen durchgesetzt. Eine Studie zeigt jedoch: Betriebe mit der Zweinutzungsrasse «Original-Simmentaler» erweisen sich als wirtschaftlich interessant: Geringere Kosten und höhere Direktzahlungen kompensieren den kleineren Erlös aus der Milch.
Der Verein Simmentaler Original präsentierte am 6. Dezember in Zollikofen BE zusammen mit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen BE und der Forschungsanstalt Agroscope die Ergebnisse der Studie zur Wirtschaftlichkeit der Simmentaler Kuh. Die Arbeit wurde durch die Fondation Sur-la-Croix sowie das Bundesamt für Landwirtschaft BLW finanziell unterstützt.
Vor zwei Jahren wurde die Studie im Auftrag des Vereins Simmentaler Original bei den beiden Forschungsinstitutionen in Auftrag gegeben und von diesen anhand einer detaillierten Betriebszweiganalyse erarbeitet.
19 Betriebe analysiert
In der Schweizer Bergregion wurden im Zuge des züchterischen Fortschritts zunehmend milchbetontere Kuhtypen gezüchtet, während Zweinutzungsrassen ins Hintertreffen gerieten. «Mit dieser Entwicklung wurden sekundäre Leistungsmerkmale wie Fruchtbarkeit, Gesundheit und Nutzungsdauer als weniger wichtig erachtet», heisst es in der Mitteilung zu Studie. Mit dem geringeren Fleischansatz reduzierten sich auch die Körperreserven, welche bei kargen Futterverhältnissen etwa in Sömmerungsgebieten nützlich waren.
Die Studie untersuchte die Wirtschaftlichkeit der alten Zweinutzungsrasse Original-Simmentaler (OS). Hierzu wurden 19 zufällig auswählte (OS-)Betriebe anhand von mehrjährigen Buchhaltungsdaten (2018-2020) und Interviews einer detaillierten Betriebszweiganalyse unterzogen und einer Vergleichsgruppe von 56 (ZA-) Betrieben aus der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten (Agroscope) gegenübergestellt.
Höhere Nebenerlöse, weniger Arbeit
Eine Original-Simmentaler Kuh gab in der Studie mit 5’559 kg pro Jahr fast 2’000 kg weniger Milch als der eher milchbetonte Kuhtyp der ZA-Betriebe (7’384 kg). Doch gemäss Studie konnte auf den OS-Betrieben der entsprechende Mindererlös in der Milch durch höhere Nebenerlöse aus dem Tierverkauf und den Direktzahlungen mehr als kompensiert werden, wobei bei etwa gleich vielen Kühen und Kälbern deutlich weniger Milch für die Kälber abgezweigt wurde.
Die höheren Direktzahlungen waren insbesondere auf deutlich höhere Biodiversitätsbeiträge zurückzuführen. Sowohl die absoluten Direktkosten wie auch die Strukturkosten lagen bei den OS-Betrieben um 22 % bzw. 12 % tiefer als bei den Vergleichsbetrieben. Dabei wendeten die OS-Betriebe im Durchschnitt pro Kuh und Jahr 52 Stunden (-19 %) weniger Arbeit auf.
Gut an Bergregion angepasst
Die OS-Betriebe erreichten bei einem ähnlichen Deckungsbeitrag absolut ein um 60 % höheres Jahreseinkommen aus der Milchviehhaltung. Bezogen auf die Fläche generierten sie ein um 34 % höheres Flächeneinkommen (Fr. 2954 vs. Fr. 2198) und je Arbeitsstunde eine um 76 % höhere Arbeitsverwertung (Fr. 18.70 vs. Fr. 10.60).
«Die besseren Ergebnisse stehen zumindest indirekt auch in Zusammenhang mit dem Kuhtyp, da geringere Einzeltierleistungen bei gleichzeitig guten Fruchtbarkeits- und Fitnesseigenschaften eine standortangepasste Produktion mit extensivem Futterbau, Weidehaltung und saisonaler Abkalbung ermöglichen», so die Autoren der Studie. Damit wurden die vorhandenen lokalen Ressourcen wie Sömmerungsflächen oder Biodiversität offensichtlich wirtschaftlich erfolgreich in Wert gesetzt.
Fazit
- Die hohe Differenz in der Einzeltierleistung zwischen einer eher milchbetonten Kuh und einer Zweinutzungsrasse lässt den Schluss zu, dass in der Bergregion eine milchbetonte Kuh per se heute nicht mehr zu einer besseren Wirtschaftlichkeit beiträgt.
- Die Zweinutzungsrasse ‘Original Simmentaler’ scheint eine wirtschaftlich interessante Option zu sein, indem ihre gute Anpassung an den Standort
– ein arbeitssparendes Management erlaubt
– mehr extensive Flächen ermöglicht, welche Biodiversitätszahlungen auslösen
– die Direktkosten tief hält - Sekundäre Leistungsmerkmale wie Gesundheit und Fruchtbarkeit sollten in der Zuchtselektion erhalten oder gar weiter verstärkt werden, wobei auch das Kuhgewicht angesichts der topografischen Gegebenheiten im Auge behalten werden muss.
5 Responses
Ein solcher Vergleich sollte exkl. Direktzahlungen gemacht werden und die Betriebe in Gruppen nach den gegebenheiten eingeteilt werden.
So ist der Vergleich überhaupt nicht aussagekräftig und verfälscht.
guter Ansatz, rechne selbst auch immer ohne DZ. Ergibt in der vorliegenden Arbeit interessante Differenzen: Die moderate Produktion ist immer besser, auch ohne DZ. Incl Arbeit verdient der moderate Betrieb 26000.- mehr! Alles klar? Wenn nein kannst du ja die Arbeit bei agroscope runterladen.
übrigens wäre die nächste Stufe noch eine etwas leichtere Kuh (SF oder Weidegenetik), die das Gras noch effizienter verwertet, dann sind auch Stundenlöhne von über 30.- gut möglich!
DU HAST RECHT. Wenn man aber die Arbeitz genau studiert (siehe agroscope), ergibt sich, dass die moderate Leistung auch ohne DZ besser ist. Incl. Arbeitskosten resultiert eine Differenzt von 26000.-. Nicht ohne, oder?
ein kleiner Wermutstropfen ist, dass die Si für eine Alp- und Weidesystem etwas zu schwer sind. Mit leichteren Kuhtypen (SF oder Weidegenetik) kann man noch den „Nachbrenner“ zünden, dann sind Verdienste auch über 30.- je h gut möglich! Die brauchen nicht für 12 Rp KF je kg Milch!!
Simmentaler Kühe können auch kleiner und leichter gezüchtet werden. Zusätzlich ein frühes Erstkalbealter (24 Monate) wählen und schon hat man die ideale Zweinutzungsweidekuh. Die Milchleistung ist etwas tiefer als bei SF oder Weidegenetik, das wird aber durch den Mehrerlös bei Kälber und Schlachtvieh mehr als kompensiert.
Du hast recht! Aber es ändert nichts an der Differenz. Ohne DZ 26000.- Noch besser wären SF oder Weidegenetik. Stundenlohn eher bei 30.-