Engadinerschafe zeigten eine ausserordentliche Vorliebe für die Rinde der Grünerle. – Agroscope
Die Grünerle ist für Alpweiden ein Problem, da sie die Flächen überwächst. Eine Studie von Agroscope und der ETH Zürich zeigt, dass robuste Schafe und Ziegen die Verbuschung stoppen können. Vor allem das Engadinerschaf hat Appetit auf Grünerlen, schädigt sie effektiv und schützt dadurch die Alpweiden.
Alpweiden werden zunehmend von Grünerlen überwachsen. «In den letzten 30 Jahren sind durch die Verbuschung rund 7% der Schweizer Alpfläche verschwunden – das entspricht der Fläche des Kantons Schaffhausen», teilen die Forscher mit.
Dadurch würden artenreiche Lebensräume und wertvolles Weideland verloren gehen. Ziegen waren über viele Jahrhunderte die wichtigsten Weidetiere in den Alpen. Weil sie die Rinde der Grünerle abschälen, verhinderten sie die Verbuschung erfolgreich. «Doch in der heutigen Landwirtschaft sind Ziegen kaum noch attraktiv. Stattdessen werden fast ausschliesslich Rinder und Schafe gehalten», schreiben die Forscher.

FiBL
Rinder können Rinde nicht abschälen
In eine Versuch haben Forschende von Agroscope und der ETH Zürich wollten herausfinden, ob es Weidetiere gibt, die die Ziegen ersetzen und die Aufgabe der Gebüschregulierung übernehmen könnten. Auf einer Alp im Engadin beobachteten sie robuste Rinder, Schafe und Ziegen, die gut mit steilem Gelände und den rauen Wetterbedingungen zurechtkommen. Die Tiere trugen GPS-Halsbänder, um herauszufinden, ob sie sich eher im Gebüsch oder auf der offenen Weide aufhalten. Ausserdem wurde gemessen, wie stark die Tiere die Sträucher schädigen.
Das Experiment zeigt, dass die Rinder die Grünerlensträucher nur wenig schädigen. Zwar fressen sie die Grünerlen-Blätter und zertrampeln junge Sträucher, doch sie können die Rinde nicht abschälen. Das aber wäre die Voraussetzung dafür, dass die Sträucher absterben und die Verbuschung langfristig eingedämmt wird.
Engadinerschaf «liebt» Grünerle
Anders siehts es bei einem einheimischen Tiere aus. «Das Verhalten der Engadinerschafe – einer robusten, Bündner Schafrasse – war bemerkenswert», so die Forscher. Normalerweise wird angenommen, dass Schafe kaum Schaden an Sträuchern anrichten. Doch bei den Engadinerschafen ist das anders. «Sie zeigten eine ausserordentliche Vorliebe für die Rinde der Grünerle und schädigten die Sträucher sogar deutlich stärker als es die Ziegen taten», heisst es in der Mitteilung.

Agroscope
Ausserdem zeigten die Wissenschaftler, dass Ziegen und Engadinerschafe tief ins Grünerlengebüsch eindringen, wohingegen Rinder lediglich den Rand des Gebüschs besuchen und die offene Weide bevorzugen. Damit empfehlen sich die robusten Schafe und Ziegen als Landschaftspfleger auf verbuschten Alpweiden.
Alte Rassen vermehrt nutzen
Die Forschenden weisen darauf hin, wie wichtig standortangepasste Nutztiere sind. Robuste, traditionelle Rassen würden zwar zwar nur wenig Fleisch und Milch produzieren. «Doch sie sind in der Lage, die Verbuschung auf jenen Flächen zurückzudrängen, die mit Maschinen nicht mehr befahrbar sind», sagt Caren Pauler, Mitautorin der Studie.
Dadurch würden die Schafe die Schönheit und den Artenreichtum der Alpweiden erhalten. Es sei wichtig, diese alten Rassen trotz ihrer geringeren Produktivität wieder vermehrt zu nutzen, so Pauler weiter.
One Response
Schon bald beginnt wieder die Weidesaison und der Wolf ist wieder ein Dauertema.
Für die Wolfsbefürworter, doch lieber Hänge voller Grünerlen, als keine Wölfe mehr.