Ein Umdenken und rasches Handeln im Umgang mit Grossraubtieren sei zwingend nötig, fordern die Verbände. – Andreas Schmid
Der Schweizerische Schafzuchtverband (SSZV) und der Schweizerische Ziegenzuchtverband (SZZV) schlagen Alarm. Wegen der deutlichen Zunahme der Wolfspopulation sehen sie die Zucht gefährdet. Ein Umdenken und rasches Handeln im Umgang mit Grossraubtieren sei zwingend nötig.
In der Schweiz leben mittlerweile über 100 Wölfe, die Population nimmt jedes Jahr deutlich zu. Rund 10 Wolfsrudel werden gezählt. In den vergangenen Wochen und Monaten gab es zahlreiche Angriffe auf Nutztiere – auf Schafe, Ziegen, Esel, Kälber und auch Rinder.
Emotionale Belastung
Für die Schaf- und Ziegenzüchter zeigt der Sommer 2021 in aller Deutlichkeit, dass die Grossraubtiere für die Nutztiere zu einer grossen Bedrohung geworden sind. Nur mit einer zusätzlichen, schnellen Regulierung der schadensstiftenden Tiere könne der Gefahr «wirksam» begegnet werden.
Herdenschutzmassnahmen sind aus Sicht der Verbände besonders im unwegsamen Gelände nicht umsetzbar, da die Umsetzung zu kompliziert und zu teuer ist. Zahlreiche Tierhalter hätten Verluste zu beklagen. Nebst den gerissenen und notgetöteten Tieren würden auch verletzte und verschwundene Tiere hinzukommen. Dies sei für die Züchter finanziell, emotional und arbeitstechnisch eine grosse Belastung.
«Zum Schutz der Tiere musste zum Teil notfallmässig abgealpt werden», schreiben die Verbände in einer Mitteilung. Dies habe wiederum negative Auswirkungen auf die Futtervorräte für den Winter.
Statistiken ungenau
Verärgert sind die Verbände auch über die Statistik der gerissenen Tiere. Diese würde die Realität nur ungenau wiedergeben, da nicht alle Tiere erfasst würden. So sei sie als Entscheidungsgrundlage nur teilweise brauchbar. «Wir erwarten, dass das effektive Ausmass der Schäden anerkannt und korrekt wiedergegeben wird», so die Forderung der Verbände.
Die Schaf- und Ziegenzüchter gehen davon aus, dass die Wolfspopulation im kommenden Jahr um einen Drittel zunehmen wird. Und das wird aus der Sicht der Verbände zu einem grossen Problem. «Der Wolf ist eine massive Bedrohung für die Nutztierhaltung in allen Zonen und im Sömmerungsgebiet», warnen sie.
«Schaf- und Ziegenrassen stark gefährdet»
Dieser Gefahr könne nur mit einer zusätzlichen, schnellen Regulierung der schadensstiftenden Tiere wirksam begegnet werden. «Dabei wird nicht von Regulationsabschüssen gesprochen, sondern von sogenannten Verteidigungsabschüssen», heisst es weiter. Sollten keine Massnahmen ergriffen werden, erachten der SSZV und der SZZV die Weidehaltung, die Alpung sowie der Fortbestand der Zucht von einheimischen Schaf- und Ziegenrassen als stark gefährdet.
«Die Sömmerung und die Weidehaltung sind wichtige Bestandteile der artgerechten, extensiven Tierhaltung, die erhalten bleiben müssen», schreiben die Verbände. Zudem würden die Schafe und Ziegen einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege leisten. Ohne Lösungen zählen aus Sicht der Verbände nebst Landwirtschaft und dem Tourismus auch die Biodiversität zu den Verlierern. «Ein Umdenken ist deshalb zwingend nötig», folgern die Züchter.
9 Responses
Auch hier bemerkt man wieder die Schizophrenie der Idiologischen Politiker: Einerseits Rassen über die Nutzung bewahren, Pro specie rara lässt grüssen, andererseits gerade solche Rassen der Bergler gefährden! Und ausserdem gefährdet die drohende Vergandung die Biodiversität, diese sei, laut aktuellem Bericht, gerade auf den Alpwiesen noch weitgehend intakt. Also: PSR – setz doch Simonettchen ab, und an die Biodiversitätshanseln: Weg mit dem Wolf, Wolfsfreiheit ist das kleinere Übel.
Böser Bauer bin auch deiner Meinung, so geht es nicht weiter.
Die viele Probleme seit der Wolf da ist, die grossen kosten wo der Wolf verursacht, die Ängste wo er verursacht…
Aufwachen, niemand braucht Wölfe in dieser dichte, unmöglich ohne Konflikte, unmögliche Visionen, unmöglich zusammen leben !
Es werden genaue Statistiken von gerissenen Tieren gefordert, die gibt es! Was es aber nicht gibt, das sind Statistiken von verunfallten, durch Krankheit gestorbenen und verloren gegangenen Nutztieren! Der Schweizerische Bauernverein hat keine Angaben, es sei zu aufwendig heisst es. Es gibt aber vom Jahr 2016 eine vom Bund in Auftrag gegebene Statistik und die sagt, dass 4000-6000 Tiere umkamen, ohne Wolf! Ist das Schicksal dieser Tiere nicht wert zu erwähnen?
Um die zunehmende Zahl der Wolfrisse zu entschuldigen, wird immer wieder die Mär, von den verlorenen Nutztieren aufgetischt. In der schweizerischen Tierverkehrsdatenbank, sind alle Nutztiere registriert und die können nicht einfach so verschwinden. Darunter fallen auch alle Tiere, die an den Schlachthof angeliefert werden. Das Schiksal dieser Tiere, endet im Normalfall auf dem Teller.
Dann bitte diese Nachricht erklären Meisterlandwirt!
Weil die Daten nicht erhoben werden. Das wäre an diversen Stellen mit erheblichem administrativem Aufwand verbunden.
Freundliche GrüsseTh. Jäggi Thomas Jäggi
Schweizer Bauernverband | Viehwirtschaft
Laurstrasse 10 | 5201 Brugg
Die Daten der Tierverkehrsdatenbank, sind dem Datenschutzgesetz unterstellt und sind nicht öffentlich.
Aha, somit ist alles klar! Man will sich nicht in die eigenen Karten schauen lassen um nachher mit unseriösen Behauptungen Hetzte zu betreiben…
Stimmt so nicht ganz. Die Öffnung der Tierverkehrsdatenbank, wäre vergleichbar, mit drr Öffnung des Steuergesetzes, dass jeder einsehen könnte, zu welchem Zeitpunkt und wieviel Steuern, sein Nachbar bezahlt hat.