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Aggressive Mutterkühe sollten nicht auf Parzellen geweidet werden, die an Wanderwege grenzen.
Die Alpsaison beginnt. Damit steigt das Risiko der Konflikte zwischen Mutterkühen und Wanderern. Aggressive Tiere und Kühe mit neugeborenen Kälbern sollten nicht auf Weiden mit Wanderwegen gebracht werden. Es gilt vorzusorgen.
Gut 50 Bäuerinnen und Bauern trafen sich am vergangenen Samstag in Wülflingen ZH zum Strickhof-Mutterkuh-Tag mit Regionaltagung von Mutterkuh Schweiz. Konflikte vermeiden
Konstruktive Zusammenarbeit anstreben
Peter Fenner, Vorstandsmitglied von Mutterkuh Schweiz, informierte über Mutterkühe und Wanderwege. Es gelte, Unfälle oder gar Todesfälle beim Kontakt von Muttertieren und Wanderern zu vermeiden. Eindringlich mahnte er die Bauern, aggressive Tiere und Kühe mit neugeborenen Kälbern nicht auf Weiden mit Wanderwegen zu bringen. Weiter ergänzte er, dass im vergangenen Jahr etwa 60 bis 70 Prozent der Kühe während der Sömmerung gekalbt hätten, was zu einer enormen Belastung für das Alppersonal geführt habe.
Fenner riet, mit dem Wanderweg-Verantwortlichen eine konstruktive Zusammenarbeit anzustreben und die Checkliste der BUL zu beachten. Die Bevölkerung nehme sich alles heraus. «Es gibt immer mehr Sportler mit individuellen Bedürfnissen. Bei einem Unfall ist eine seriös ausgefüllte Checkliste viel wert.»
Kälberfitness fördern
Mit der Geburt ändert sich für das Kalb die Versorgung mit Nahrung, aber auch die Umgebungstemperatur und die Bewegungsaktivität. Die erste Milch, das Kolostrum, decke diesen Mehrbedarf wunderbar ab, meinte Roger Bolt vom Strickhof. Das Kolostrum enthält neben Protein, Kasein und Milchfett auch grosse Mengen an Antikörpern. Diese unterstützen die Umstellungen im Körper des Kalbes. Kolostrum ist nicht nur Nahrungsmittel, es unterstützt auch die Entwicklung des Magen-Darm-Traktes. Kolostrum stärkt die passive Immunität, also die Abwehr gegen verschiedene Infektionskrankheiten.
Es gibt heute Möglichkeiten, die Kolostrumqualität zu messen und tiefe Gehalte mit Zusatznahrung auszugleichen. Die Schwierigkeit in der Mutterkuhhaltung besteht darin, dass man nicht weiss, wie viel Kolostrum das Kalb zu sich genommen hat – und meist lässt die Mutter auch gar nicht zu, dass dem Kalb zusätzliche Nahrung gegeben wird.
Gewicht beschränken
Stefan Seiler von der Bell AG rollte das Tagungsthema «Fleischqualität – vom Kalb bis auf den Teller» von hinten auf, er informierte über die Situation beim Fleischverkauf. «Wir müssen mit der Tatsache leben, dass nach den beiden orangen Grossverteilern der Einkaufstourismus bereits an dritter Stelle bezüglich Verkaufsmengen steht.»
In der Diskussion bemerkte Seiler, dass die Tiere leider pro Jahr um durchschnittlich 1kg schwerer würden. Das sei an der Verkaufsfront nicht optimal, da dadurch auch das Entrecôte schwerer und teurer werde. Die Höhe des Verkaufspreises pro Packung beeinflusst den Kaufentscheid des Kunden. Wenn dieses Fleisch liegen bleibt und/ oder zum Aktionspreis verkauft wird, schmälert das Marge und Gewinn und hat Auswirkungen auf die Preise im Schlachthof.
Seiler appellierte an die Fleischproduzenten, auch mit züchterischen Mitteln bei Natura-Beef ein Schlachtgewicht von 220kg anzustreben, mit einem Deckungsgrad von 3 und einer Fleischigkeit von T+ oder H. Des Weiteren ist er überzeugt, dass Natura-Veal ein grosses Potenzial hat. «Die Fleischfarbe ist kein Thema mehr, es geht um Nachhaltigkeit und darum, dass der Antibiotikaeinsatz gesenkt werden kann. Unser Ziel ist es, dieses Jahr 6’000 Stück abzusetzen. Klar ist aber auch, dass wir die Gewichtslimite beim Natura-Veal nicht erhöhen werden.»