Für die Feuerwehrleute war es schwierig in den riesigen Stallungen noch einige Sauen und Ferkel zu retten. (Symbolbild) – hpw
In Alt Tellin in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland) kommen in einer großen Schweinezuchtanlage zehntausende Tiere ums Leben. Die Brandursache ist noch unklar. Tierschützer kritisieren eine «Massentierhaltung».
Bei einem aus noch ungeklärten Gründen entstandenem Großbrand in einer riesigen Schweinezuchtanlage im vorpommerschen Alt Tellin bei Greifswald sind zehntausende Schweine ums Leben gekommen.
Nach Angaben von Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus wurden in der zur Landwirtschaftlichen Ferkelzucht Deutschland (LFD) Holding gehörenden Anlage rund 9’000 Sauen und 50’000 Ferkel gehalten, die damit zu den größten in der Europäischen Union gehörte. «Man kann sich das Tierleid bei einem solchen Brand nicht vorstellen», äußerte sich der Minister betroffen.
All jene, die damals gegen Bau dieser «Ferkelfabrik» protestiert hätten, sähen sich nun im Recht. Auch er habe immer gesagt, dass er solche Grossanlagen nicht wolle. Sie passten nicht in die Zeit, wo die Menschen wollten, dass Nutztiere besser gehalten und geschützt werden sollten. Sie passten auch nicht in ein Land, das mit intakter Natur und gesunder Ernährung um Touristen werbe. «Ich werde mich weiter dafür einsetzen, dass ohne Flächenbindung keine derartigen Anlagen mehr genehmigt werden können», betonte Backhaus.
Von der gesetzgeberischen Seite müsse gehandelt werden, damit sich solche Tragödien nicht ständig wiederholten. Er erinnerte daran, dass bereits Ende Februar in einer Mastanlage in Kobrow bei Sternberg hunderte Schweine einem Feuer zum Opfer gefallen seien. Tierschützer und verschiedene Landespolitiker forderten aufgrund des Brandes ein Ende der «Massentierhaltung».
Backhaus betonte, dass er entgegen anderslautender Darstellungen in den Medien die Anlage in Alt Tellin nicht genehmigt habe. Er sei stets für eine «klare Begrenzung von Tierhaltungsanlagen» eingetreten, müsse sich jedoch an Recht und Gesetz halten. Bemühungen um eine Verbesserung des Brandschutzes durch eine Bundesratsinitiative seien 2019 an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gescheitert.
Landespolitikern von Linken und Grünen warf der Minister vor, den katastrophalen Brand für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen. «Mit verbrannten Sauen und Ferkeln Wahlkampf treiben, ist nicht mein Stil», betonte Backhaus.
Anlage schlecht geführt
Der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Friedrich Ostendorff, erklärte, dass die «Megaanlage offensichtlich völlig verantwortungslos geführt» worden sei. Sie sei einst vom «berüchtigten» Adriano Straathof aufgebaut worden, der mittlerweile in Deutschland mit einem Tierhaltungsverbot belegt sei.
Warnungen vor dem Weiterbetrieb der Anlage habe es genug gegeben. Der Brandschutz von solchen Megaanlagen gehöre jetzt überall auf den Prüfstand gestellt, um Tiere zumindest zukünftig besser zu schützen. «Wirtschaftlichkeit kann nicht vor Tierschutz stehen», betonte der Grünen-Politiker. Backhaus habe die Agrargrossstrukturen immer begrüßt. Nun zeige sich mal wieder, mit welchen Strukturen man sich da verbinde. Mit einem verantwortungsvollen bäuerlichen Betrieb habe diese Anlage nichts zu tun.
Rettung kaum möglich
Der Deutsche Tierschutzbund teilte mit, dass bereits seit Jahren große Bedenken bezüglich des Brandschutzes in der Anlage Alt Tellin bestanden hätten. «Grundsätzlich wird trotz bauordnungsrechtlicher Anforderungen noch nicht genug dafür getan, solche Tragödien auf den Anlagen zu verhindern oder ihr verheerendes Ausmaß zumindest zu beschränken», kritisierte Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder.
Bei einer großen Tierzahl, wie in den Intensivtieranlagen üblich, sei die Rettung aller Tiere quasi unmöglich, insbesondere wenn Sauen fixiert seien. Realistische Rettungsmöglichkeiten im Brandfall bestünden nur bei frühzeitiger Brandfeststellung, kleinen Tierbeständen und einem angepassten Haltungssystem. Tiere müssten idealerweise in Buchten an Außenwänden gehalten werden, in die von außen zu öffnende Fluchttüren eingebaut seien.
Ferner sollten alle baulich-technischen Brandverhütungs- und Brandbekämpfungsmaßnahmen ausgeschöpft werden – zum Beispiel feuerfeste Materialien, Sprinkleranlagen, Brandmauern oder feuerfeste Türen. Die Tierschutzorganisation ProVieh forderte die Politik als Gesetzgeber auf, solche großen Tierfabriken nicht mehr zu genehmigen; es müsse ein Umdenken stattfinden.