Kommt es in den jährlich rund 900 zugelassenen Tierversuchen zu Zwischenfällen, dringt kaum je etwas an die Öffentlichkeit. – zvg
Behörden würden bei Tierversuchen oft wegschauen. Regelwidrigkeiten bei Experimenten werden zu wenig bestraft, sagen Tierschutzorganisationen
Immer wieder kommt es vor, dass Tiere in Laboren leiden. Man lässt sie mit übergrossen Tumoren liegen, statt sie zu erlösen oder bohrt ihnen Löcher in die Schädeldecken, ohne die Schmerzen genügend zu bekämpfen.
Bei Tierversuchen werden in der Schweiz jährlich gegen 400’000 Mäuse und 180’000 andere Tiere eingesetzt, schreibt die «SonntagsZeitung».
In zwei Basler Fällen kam es zu Strafverfahren – doch sie sind eher eine Ausnahme. Von 1727 im Jahr 2019 von den Behörden verfolgten Tierschutzdelikten betrafen nur gerade vier Fälle Tierversuchslabors. Nun fordern Tierschutzorganisationen griffigere Kontrollen, mehr Transparenz und keine Akzeptanz von Behörden bei Verstössen.
Selten an die Öffentlichkeit
Kommt es in den jährlich rund 900 zugelassenen Tierversuchen zu Zwischenfällen, dringt kaum je etwas an die Öffentlichkeit, schreibt die «SonntagsZeitung» weiter. Forscher, Kontrolleure und Beamte seien einer strikten Geheimhaltung unterworfen.
Das würden selbst Involvierte bestätigen. Auch eine Umfrage der «SonntagsZeitung» bei acht weiteren Kantonen, die viele Tierversuche bewilligen, zeigt: Bei Kontrollen kommt es zwar immer wieder zu Beanstandungen. Strafrechtliche Sanktionen gab es 2019 aber in keinem der befragten Kantone.
Organisationen wehren sich
Eine solche Sanktionspraxis entspricht laut der Stiftung für das Tier im Recht (TIR) nicht der gängigen Rechtsumsetzung. Nicht nur der Umgang mit entdeckten Fehlern, auch die Wirksamkeit von Kontrollen werden von Tierschutzorganisationen, wie dem Schweizer Tierschutz in Zweifel gezogen
Über Jahre hat das Zürcher Veterinäramt stark geschönte Zahlen zu den Kontrollen von Tierversuchs-Betrieben publiziert. Laut dem kantonalen Tierschutzgesetz sind die Behörden verpflichtet, die Versuchstierhaltungen «mindestens zweimal jährlich» unangemeldet zu besuchen. Über Jahre gaukelte das Zürcher Veterinäramt der Öffentlichkeit vor, diese Pflicht erfüllt zu haben. In Tat und Wahrheit wurden die Kontroll-Quoten bei weitem nicht erreicht, wie Recherchen der «SonntagsZeitung» zeigen. Nachdem die Zeitung die tatsächlichen Kontrollzahlen verlangt hat, spricht das Amt von einem Versehen.