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In der Schweiz leben heute wieder über 2000 Biber.
Im Kanton Zürich hat sich ein solider Biberbestand entwickelt. Eine zunehmende Herausforderung ist der Umgang mit dem Nager.
Beim Zürcher Bauernverband (ZBV) ortet man zwei Konfliktpotenziale. «Einerseits dort, wo der Biber sich bereits massiv ausgebreitet hat und Schäden an Kulturen und Drainageleitungen anrichtet, anderseits an neuen Standorten, die der Nager aufgrund der immer grösser werdenden Population aufsucht», erklärt Ferdi Hodel, Geschäftsführer beim ZBV.
Biber umsiedeln
Betroffen sei die Landwirtschaft durch vernässte Kulturen beim Rückstau, der durch die Dämme verursacht werde. «Zudem stellen wir insbesondere im Weinland fest, dass Drainagen zerstört werden und damit das Wasser nicht mehr gezielt abfliessen kann.» Biber, die wiederholt massive Schäden anrichten, müssten umgesiedelt werden, fordert Hodel.
«Die Landwirtschaft will den Biber nicht aus seinen bestehenden Lebensräumen verdrängen, im Vordergrund muss aber ein harmonisches Nebeneinander von Biber und Mensch stehen.»
Der Kanton handelt
Das hat man auch beim Kanton erkannt. Die Fischerei- und Jagdverwaltung hat deshalb die Greifensee-Stiftung mit der Führung einer Biberfachstelle beauftragt, die Anfang Juli ihre Arbeit aufgenommen hat. Sie dient als Drehscheibe für alle Informationen rund um den Biber und berät Landbesitzer, Förster und Landwirte bei Problemen. Geleitet wird die Fachstelle vom Forstwart Urs Wegmann und der Biologin Laura Walther.
«Konflikte zwischen Mensch und Biber treten meist dort auf, wo Kulturland direkt an Gewässer angrenzt», bestätigt Laura Walther. Der Biber besitze die Eigenschaft, seinen Lebensraum aktiv zu gestalten, um ihn seinen Bedürfnissen anzupassen. «Er staut niedrige Bäche, gräbt Bauten in die Uferböschung und fällt Bäume.»
Führen Drainagen und künstliche Gräben, über welche die meisten Flächen im Zürcher Mittelland entwässert werden, zu wenig Wasser, fängt der Biber an, Dämme zu bauen, um den Wasserspiegel zu erhöhen. Drainagen mit geringem Gefälle können so zurückgestaut werden, Bäche mit niedriger Böschung über die Ufer treten und tiefer gelegene Flächen überschwemmen. «Der Biber ist zudem ein Pflanzenfresser und kann auch auf den Geschmack von Kulturpflanzen kommen wie zum Beispiel Zuckerrüben», erklärt Walther.
Abhilfe schaffen
«Um dem Biber Einhalt zu gebieten, kann die Höhe der Biberdämme mit Elektrodrähten oder Abflussrohren so begrenzt werden, dass einerseits das Wasserniveau für die Nager ausreicht und anderseits für Kulturflächen keine Gefahr besteht», empfiehlt Walther. Einzelbäume könnten mit Maschendraht geschützt werden. Mit niedrigen Elektrozäunen liessen sich auch Zuckerrübenfelder schützen.
Dämme ganz zu entfernen, sei indes nicht sinnvoll. «Das führt oft dazu, dass der Biber an einer anderen Stelle wieder staut, um das gewünschte Wasserniveau zu erreichen», betont Walther. Die Nager umzusiedeln, sei ebenfalls keine Lösung, da ein geeignetes Biberrevier immer wieder neu besiedelt werde.
Da der Nager und seine Bauten geschützt sind, dürfen betroffene Landwirte keine Massnahmen ergreifen, ohne diese vorher mit der Biberfachstelle abgesprochen zu haben. Eingriffe ohne Ausnahmegenehmigung sind strafbar und können zur Anzeige gebracht werden. Um Konflikte mit dem Biber zu vermeiden, rät Walther, Gewässern genügend Raum zu lassen und die Uferstreifen so zu unterhalten, dass sich eine Vegetation aus einheimischen Sträuchern, Bäumen und extensiven Wiesen entwickeln kann. «Indem man dem Biber genügend Nahrung in unmittelbarer Nähe von Gewässern anbietet, verringert man auch den Druck auf die angrenzenden Kulturen», führt die Biologin aus.
Biber-Hotline 079 128 60 40