Wir besuchten die Standhill Farm in Hawick, südlich von Edinburgh. Die Standhill Farm wurde 1951 für 200 Milchkühe gebaut. Später kam eine Biogasanlage dazu und dieses Jahr ein 1.6 Hektaren grosse Tomatentreibhaus. Das ist eine Besonderheit, denn in Schottland ist der Tomatenanbau äusserst selten.
Betriebsspiegel
Der Stall: Noch heute werden 200 Milchkühe auf dem Betrieb gehalten.
Die Kühe grasen im Sommer auf saftigen Weiden. Bei nassem Herbst- und
Frühlingswetter und im Winter bleiben die Tiere im Stall. Das Gras wird dann frisch
eingegrast. Im Winter wird eine Futtermischung gemixt. Die Kühe werden in einem
12x12 Side-by-side Melkstand gemolken. Den Melkstand verlassen die Kühe per
Frontausgang. Die Milch wird regional in grösseren Supermärkten verkauft. Zurzeit
sind acht Vollzeitangestellte sind auf der Standhill Farm angestellt. In der
Biogasanlage wird die Hofgülle weiterverwendet.
Weiterverwendung aller Endprodukte
Die Gülle wird mit Roggen und anderem pflanzlichen Material
vermischt. «Die Biogasanlage erlaubt uns aus minderwertiger und potentiell
umweltschädlicher Gülle, ein hochwertiger ökologischer Strom zu produzieren»,
erklärt Jim Shanks, Inhaber der
Standhill Farm. Das aus der Biogasanlage entstehende Methan wird zu Strom
umgewandelt. 1/3 des Stromes wird selber Verbraucht, der rest wird in das
Stromnetz eingespeist.
Möglichst alles wird auf der Farm mit Strom betrieben. «Das
ist ein Hofeigenes und daher sehr günstiges Produkt, welches wir nutzen
möchten», fährt Jim fort. Sogar sein Auto der Marke Tesla wird immer mit Hof-Strom
aufgeladen. Dieses habe bald 110’000km und habe bis jetzt nichts gekostet, sagt
Jim.
Das CO2, welches ebenfalls aus der Biogasanlage gewonnen
wird, wird direkt in das Tomatentreibhaus geleitet. Die Tomaten lieben CO2,
erklärt seine Jim’s Mutter auf dem Hofrundhang.
Alternativvariante da Biogasanlage zu klein
Leider ist die Biogasanlage zu klein um das grosse
Treibhaus zu heizen. Deshalb werden mit der vorhandenen Hitze der Biogasanlage
Holzschnitzel getrocknet. Diese werden dann in zwei grossen Öfen verbrannt. Die
Hitze des Feuers wärmt schlussendlich das Treibhaus. Jim ist stolz: «So kann
das Glashaus Carbon neutral geheizt werden». Ein Modell des 21 Jahrhunderts,
bestätigt er uns. Das meiste Holz stammt aus dem eigenen Wald. Dazugekauftes
stammt aus nahegelegenen, nachhaltigen Wäldern.
Zu Kalt und zu dunkel für Tomaten
Im Tomatentreibhaus wird es richtig spannend. In Schottland
werden eigentlich keine Tomaten angebaut. Wenn man keine Biogasanlage hat sind
die Kosten sehr hoch bei schottischen Temperaturen ein Treibhaus zu heizen.
Unter freiem Himmel werden in Schottland keine Tomaten angebaut. In Schottland
ist es nicht nur zu kalt, sondern auch zu dunkel. Und der häufige Regen fördert das
Pilzrisiko.
Viel Regen ist aber auf der Standhill Farm gut. Die Tomaten
werden ausschliesslich mit dem gesammelten Regenwasser vom Dach bewässert.
18'000 Tomatenpflanzen
Doch hier auf der Standhill farm ist alles anders. Im
grossen Treibhaus werden sogar drei verschiedene Sorten angepflanzt. Normale
runde Tomaten, kleine rote Cherrytomaten und Datteltomaten. Das Treibhaus wurde
diesen September eröffnet. 18'000 Tomatenpflanzen wachsten dieses Jahr erstmals
in Harwick.
Die Tomaten werden im Januar gepflanzt. Erntezeit ist vom
April bis im November. Dann ist die Saison vorbei. Im Winter gibt es hier nur wenige Stunden Tageslicht.
Für Tomaten ist das zu wenig. Im November werden die Pflanzen aus dem Treibhaus
genommen und in der Biogasanlage entsorgt.
15m lange Pflanzen
Bis Ende Jahr werden die Tomatenpflanzen bis zu 15m lang. Immer
nur der oberste Teil der Pflanze produziert frische Blüten und Tomaten. Der
lange Stiel wird auf der Höhe der Wurzel umgewickelt.
Hummeln bestäuben die Blüten. Hummeln kommunizieren im
Vergleich zu Bienen nicht miteinander. Bienen tauschen mit einem Tanz aus, wo
eine gute Futterquelle zu finden ist. Würde eine Biene gutes Futter ausserhalb
des Tomatentreibhauses finden, wären in kürze alle Bienen ausgeflogen.
Ausserdem leben die Hummeln viel länger als die Bienen. Die Hummeln werden im Frühling angeliefert und leben in
Kartonkisten.
Angestellter pflückt alle grünen Tomaten
Im Treibhaus arbeiten drei der acht Vollzeitangestellten
auf der Standhill Farm. Einer davon ist Farbenblind. So habe er anfangs unreife, grüne Tomaten anstatt
die reifen, roten Tomaten geerntet. Der Job
sei sehr gefragt. Besonders weil man hier am Samstag und am Sonntag frei hat. Zweimal pro Woche werden die Tomaten geerntet. Im September
nur noch einmal pro Woche. Grund dafür sind die kürzeren Tage. Im Sommer können
die Tomaten fast 20 Stunden vom Sonnenlicht profitieren und wachsen daher viel
schneller. Im Winter ist es hier im Norden praktisch immer dunkel.
250g pro Tomatenbündel
Idealerweise wachsen fünf grosse Tomaten an einem Zweig. Das
sind ungefähr 250 Gramm. Für grosse, schwere Tomatenbündel über 250 Gramm gibt es kein
Zuschlag. Nach dem Ernten werden die Tomaten zuerst auf die Transporttemperatur
herunter gekühlt bevor sie in den Lastwagen verladen werden. Das sei wichtig,
damit die Schale nicht platzt. Die Tomaten werden im grossen Supermarkt «Morrisons» und in
weiteren lokalen Lebensmittelläden verkauft.
24h Video-Übertragung per Skype
Im Sandhill Tomatenhaus sind mehrere Videokameras
aufgestellt. Einerseits wird so die Farbe der Blätter beobachtet. Gute Düngung
ist das A und O. Andererseits können Kunden und Kundinnen direkt über Skype das
Wachsen ihrer Tomatenstauden mitverfolgen.