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«Esel nicht autoritätsgläubig wie Pferd»

ats |

 

Edith Müller ist Präsidentin der Eselmüller-Stiftung. Sie erklärt weshalb nun ein Förderverein gegründet wurde und wie man die Eselhaltung auf dem eignen Betrieb verbessern kann.

 

«Schweizer Bauer»: Was ist das Ziel des neu gegründeten Fördervereins Eselmüllerstiftung?
Edith Müller: Der Verein bezweckt die Unterstützung laufender Projekte sowie die finanzielle und ideelle Förderung der Eselmüller-Stiftung. Jeglicher Überschuss aus der Vereinskasse kommt der Eselmüller-Stiftung zugute. Der Verein verfolgt keine kommerziellen Zwecke. Die Organe sind ehrenamtlich tätig. Zudem soll der Verein den vielen Menschen, die Esel lieben und sich entsprechend vernetzen möchten, eine liebenswürdige “Heimat” bieten.

 

Was ist die Eselmüller-Stiftung?
Die Eselmüller Stiftung ist eine gemeinnützige Organisation. Zweck der Stiftung ist es, im Bewusstsein der Verantwortung, welche die Menschen für ihre Tiere als ihre Mitgeschöpfe tragen, die Würde und das Wohlergehen von Eseln aber auch anderen Equiden, zu schützen und die artgerechte Haltung und den verantwortungsbewussten und schonenden Umgang mit Esel zu fördern.

 

Wie soll dieser Zweck erreicht werden?
Durch den Aufbau eines Netzes von Eselbotschaftern, die in Tierschutzfällen oder auf Anfrage von Eselhaltern und Tierschutzbehörden unentgeltlich beigezogen werden können, durch die Aufnahme und Weitervermittlung von Eseln, für die eine neue tiergerechte Bleibe gesucht werden muss, und durch die Aufklärung der Bevölkerung über den artgemässen Umgang mit Eseln. Die Stiftung arbeitet dabei mit den für den Tierschutz zuständigen Behörden und mit Tierschutzorganisationen zusammen.

 

Was ist der Unterschied zwischen Eseln und anderen Equiden?
Der Esel ist grundsätzlich ein Wüstentier, das in den Randregionen von Wüsten – Geröllhalden – lebt. Das Pferd hingegen ist ein Steppentier und ein Fluchttier. Der Esel ist kein hundertprozentiges Fluchttier. Es gehört zu seiner Überlebensstrategie, dass er in der Gerölllandschaft nicht kopflos davonrennt und dabei abrutscht und sich verletzt, sondern stehen bleibt, die Situation analysiert und studiert ob und wie sich eine Flucht lohnt.

 

Edith Müller kennt die Bedürfnisse von Eseln und gibt ihr Wissen gerne weiter.
zvg

 

Wie würden Sie Esel charakterisieren?
Esel sind grundsätzlich Herbivoren, wie die Pferde. Jedoch sind sie nicht so gut an das Heufressen adaptiert. Eigentlich fressen sie grobstrukturierte Pflanzenteile – Laub, Büsche, Dornen, Disteln, Äste. Zudem sind Esel nicht autoritätsgläubig wie Pferde. Sie werden sehr viel und zu Unrecht geschlagen, wenn sie nicht das machen, was der Mensch verlangt. Das ist kontraproduktiv. Esel muss man von dem was man will überzeugen. Sie sind fähig alles zu machen, was ein Pferd auch kann -reiten, fahren, Holz rücken, Bodenarbeit ect.- aber mit weniger Last und langsamer.

 

Wie sieht es mit der Eselhaltung in der Landwirtschaft aus?
Nach viel und gleichzeitig nichts. Bei Agate sind rund 65’000 Esel registriert, es gibt aber noch viel mehr Esel in der Schweiz, die nicht gemeldet sind. Wie viele der gemeldeten Tiere auf Landwirtschaftsbetrieben stehen, weiss ich nicht. Die Landwirte sagen häufig, dass sie schon wissen, wie man Tiere hält. Bei der Haltung von Eseln sind das Verständnis und das Wissen meist gering oder nicht vorhanden. Viele Esel werden nicht als Esel gehalten und das ist ein Problem.

 

Wie meinen Sie das?
Esel werden häufig einfach als Beistelltiere für andere Equiden oder als vermeintliche Aufpasser für Schafe oder Kälber gehalten. Eines gleich vorweg: Als bedingtes Fluchttier können Esel nicht auf andere Tiere aufpassen, sie verteidigen immer nur ihr Territorium und keine Schafe oder Kälber. Häufig werden Esel 24 Stunden am Tag auf der Weide gehalten, sie sind nicht gemacht fürs Gras. Die Folgen von permanenter Weidehaltung sind: Verfettung (typischer Speckhals), Stoffwechselprobleme, Probleme mit dem Fell und mit den Hufen. Esel brauchen ganz zwingend einen Trockenplatz. Eigentlich hätten sie steinharte Hufe, bei uns sind sie aber einfach zu weich, das führt zu holen und abgebrochenen Hufwänden.

 

Was sind die grössten Konflikte in der landwirtschaftlichen Eselhaltung?
Wie gesagt, dass sie einfach nebenbei und viel zu viel auf der Weide gehalten werden, ohne Trockenplatz und Unterstellmöglichkeiten. Esel haben anderes Fell als Pferde und werden bei Regen bis auf die Haut nass. Das dümmste, was man als Landwirt dann noch machen kann, ist den Tieren zusätzlich zu dem vielen Weidegras die Krippenreste des Rindviehs zu füttern. Das hat viel zu viel Protein und Energie. Esel können bis zu 45 Jahre alt werden, in der Schweiz liegt die Lebenserwartung bei 16 Jahren, weil die Tiere verfetten und krank werden.

 

Der Vorstand des Fördervereins (v.l.n.r.): Präsidentin Mirjam Pargätzi,  Sekretärin Johanna Kämmerling,  Vice Präsidentin Barbara Käser und Kassierin Nicole Nussbaum.
zvg

 

Beim Metzger rentiert es nicht, die verfetteten Esel zu verwerten – Fett müsste abgetrennt werden – so werden sie nach dem Schlachten in Viertel geschnitten und landen im Container. Das ist dem ursprünglichen Arbeitstier Esel nicht würdig. Es gibt viele Missverständnisse in der Eselhaltung, viele haben keine Ahnung von Eseln. Esel haben andere Anforderungen und Bedürfnisse als Pferde.

 

Wie kann man die Eselhaltung auf dem eigenen Betrieb verbessern (einfache Sofortmassnahmen)?
Auf jedem Betrieb gibt es eine Ecke, wo man die Esel unterbringen kann und wo sie nicht die ganze Zeit fressen können.  Sie brauchen einen trockenen Platz und einen trockenen Unterstand. Langstängeliges Heu (rationiert), Mineralstoffe, aber nicht in Form von einem mineralisierten Salzleckstein – wenn sie nämlich keinen Salzbedarf haben, lecken sie nicht daran und können so trotzdem zu wenig Mineralstoffe haben – sondern in Form von Pellets und sauberes Wasser. Mit Baumabschnitten (zum Beispiel mit dem abgebrochenen Ast des Zwetschgenbaums oder Haselstauden) kann man Esel beschäftigen. Zwischendurch sollte man halt etwas machen mit den Eseln. Ich bin der Meinung, wenn man schon Tiere hält, dann sollte man sich auch damit beschäftigen und sie nicht nur auf die Weide stellen.

 

Viele Esel stehen als Beistelltier mit Pferden zusammen, was sagen Sie dazu?
Laut dem Tierschutzgesetzt müssen mindestens zwei Equiden zusammenstehen. Es ist also zurzeit noch erlaubt ein Esel und ein Pferd gemeinsam zu halten. Das könnte sich aber bei der nächsten Überarbeitung des Tierschutzes ändern. Es wäre besser und sinnvoller für den Esel, wenn als Beistelltier zum Pferd ein Pony genommen würden. Wie bereits erwähnt, haben Esel und Pferde nicht die gleichen Bedürfnisse und auch nicht die gleiche Körpersprache.

 

Unter Artgenossen fühlen sich die Esel am wohlsten, schliesslich sprechen sie die gleiche Sprache.
Remo Kathriner

 

Wie viele Esel sollte man den zusammenhalten?
Mindestens zwei gleichgeschlechtige. Weibliche Esel leben normalerweise in Kleinfamilien von rund sechs bis sieben Stuten und ihren Fohlen zusammen. In der Natur leben die Hengste als Einzelgänger, sie sind sehr aggressiv untereinander und dominante Hengste töten einander. Bei spät kastrierten Eseln, die schon einmal gedeckt haben, ist es schwierig, dass sie das Hengstverhalten ablegen.

 

Was kann man machen, wenn man sich über die Eselhaltung informieren möchte?
Unbedingt auf uns zukommen. Wir haben Merkblätter gemacht und gehen auch gerne vor Ort schauen und helfen den Landwirten die Haltung zu optimieren. Wir sind auch sehr offen dafür in Landwirtschaftlichen Schulen Vorträge zu halten. Jeder Interessierte – auch Schulen – sollen sich unbedingt melden.

 

Beenden Sie die Sätze….

 

Esel sind… bei artgerechter Haltung liebenswerte und treue Partner für Jedermann. Sie sind Wüstentiere und nicht gemacht für die Weide.

 

Landwirtschaft….kann ein sehr guter Ort  für die Eselhaltung sein, insofern ein Trockenplatz vorhanden ist und die Tiere nicht 24 Stunden auf der Weide sind.

 

Hier geht es zum Merkblatt «Eselhaltung»

Kommentare (2)

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  • Egon Tschol | 27.10.2021
    Alles Gute für die Zukunft!
  • Michael Götz | 26.10.2021
    Die Bedürfnisse sind schön beschrieben.
    Ich habe dazu gelernt, dass man Esel überzeugen muss, wenn man etwas von ihnen will.
    Auch bei anderen Tieren ist das so, aber wohl nicht immer gleich ausgeprägt.
    Ich wünsche dem neu gegründeten Förderverein alles Gute.
    (Vor dem Öffnen der Merkblatt Datei machte mich das System auf ein "erhöhtes Sicherheitsrisiko" aufmerksam.
    Vielleicht lässt sich das noch ändern. Ich habe die Datei aber doch öffnen können.)

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