Ariel ist für Familie Gerber aus Wachseldorn eine Ausnahmekuh, eine Sonderbehandlung bekommt sie dennoch nicht.
Im Januar wurde Roman Ariel vierjährig, zum zweiten Mal abgekalbt hat sie im vergangenen Oktober. An der Swiss Expo in Lausanne zeigte sich die Roman-Tochter aus Süderen von ihrer besten Seite. «Das war ein unglaublicher Moment, ich hatte Augenwasser vor Freude», schwärmt Thomas Gerber.
Hat Milch nicht vertragen
Er und seine Frau Annarös waren zum ersten Mal an der Swiss Expo, besonders die Stallungen seien überwältigend. Für ihren Sohn Reto war es nicht Neuland, jedenfalls die Ausstellung nicht. Doch auch ein Moment wie der Gewinn des Championne-Titels war einmalig: «Es ist nicht selbstverständlich, für mich ist es wie der Lohn zum schlechten Milchpreis», beschreibt der 22-Jährige.
Dass die maximal punktierte Ariel einmal zu einer solchen Höchstform auflaufen könnte, hatte lange Zeit niemand geglaubt. «Ariel war als Kalb ein Kümmerer, sie hat die Milch nicht vertragen», erinnert sich Thomas Gerber. Bereits in der ersten Laktation hat sie diesen Rückstand wettgemacht. An fünf Ausstellungen wurde sie präsentiert, an vier gewann sie einen Titel, darunter nicht geringere als die Wahl zur Miss Simmental an der Berner Elitenschau.
Nicht teure Kühe kaufen, um erfolgreich zu sein
Auffallend bei Ariel ist nicht nur ihre Schönheit, sondern auch die Milch. Es ist nicht abzustreiten, dass sie genauso weiss ist wie bei jeder anderen Kuh, doch Zellzahlen von nie mehr als 42'000 Zellen pro Milliliter Milch sind verblüffend. «Die erste Laktation hat sie mit 6400 kg Milch bei Zellzahlen unter 20'000 abgeschlossen», weiss der Jungbauer Reto Gerber. Der Fettgehalt beträgt 3,9 Prozent, der Eiweissgehalt 3,3 Prozent. In der momentanen zweiten Laktation liegen die Zellzahlen im Schnitt unter 10'000 Zellen pro Milliliter Milch.
Die Mutter und Grossmutter von Ariel sind beides Code-60er-Kühe, leben beide in Gerbers Stall und haben beide Standardlaktationen von über 9000 Kilogramm Milch geleistet. «Die Urgrossmutter habe ich als kleine Nutzkuh günstig gekauft», erinnert sich Thomas Gerber. Annarös Gerber weiss noch genau: «Sie ist an der Viehschau mit 33 33 gestartet.» Für Reto Gerber ist eines klar: «Man muss nicht teure Kühe kaufen, um erfolgreich sein zu können.» Mit der richtigen Zuchtstrategie und einer grossen Portion Glück sei alles möglich.
Gezielte Paarung
Wie bereits ihre Urgrossmutter läuft auch Ariel in der Herde mit wie jede andere Kuh auch. Und auch bei ihr wird auf das gleiche Zuchtziel gesetzt. «Wir brauchen eine Kuh, die möglichst einfach läuft, 365 Tage im Jahr», weiss Reto, «eine Kuh, die aus dem eigenen Grundfutter viel gute Milch produziert», doppelt Thomas Gerber nach. Sobald bei der Generationengemeinschaft Gerber die Ausstellungstiere einen speziellen Platz bräuchten, sei dies nicht mehr realistisch, da sind sie sich einig.
Auch die Nachkommen von Ariel sollen genau diese Ziele erfüllen. Das zweite Kalb ist ein vielversprechendes Kuhkalb. Nun ist Ariel trächtig vom Stier Bueno, sie ist in gezielter Paarung. «Natürlich wünschen wir uns, dass wir aus dieser Linie viele Nachkommen züchten können», sagt Reto Gerber offen, doch für Familie Gerber ist klar: Selbstverständlich ist eine derartige Kuh nicht. Annarös weiss: «Vor allem Gesundheit in Haus und Stall erhoffen wir uns.»





