Rund ein Drittel der weltweiten Anbaufläche profitiert einer neuen Studie zufolge vom Klimaphänomen El Niño. Bei 22 bis 24 Prozent der Agrargebiete wirke es sich hingegen negativ auf die Ernte aus, schreiben Forscher um den Japaner Toshichika Iizumi im Fachmagazin «Nature Communications».
Die Forscher legten erstmals eine Weltkarte vor, die Auswirkungen von El-Niño- und La-Niña-Ereignissen auf die globalen Ernteerträge bei Mais, Reis, Weizen und Sojabohnen aufzeigt.
Nachfrage wird deutlich steigen
El Niño und La Niña treten in unregelmässigen Abständen auf und beeinflussen das Klima in weiten Teilen der Welt. Bei La-Niña-Ereignisse fallen die Ernten nach Angaben der Forscher in mehr Gebieten schlechter als besser aus.
Bis 2050 werde die weltweite Nachfrage nach Mais, Reis, Weizen und Sojabohnen voraussichtlich um 100 bis 110 Prozent im Vergleich zum Jahr 2005 steigen, schreiben die Autoren. Entsprechend müsse die globale Produktion in den kommenden vier Jahrzehnten um jährlich 2,2 bis 2,4 Prozent zulegen, so die Forscher um Iizumi vom nationalen Institut für Umwelt- und Agrarforschung in Tsukuba (Japan).
Zeitpunkt der Aussaat anpassen
Um dieses Ziel zu erreichen, sei es auch wichtig, die Auswirkungen der Klimaphänomene El Niño und La Niña zu kennen und zu nutzen. So könnten beispielsweise der Zeitpunkt der Aussaat oder die Art des angebauten Getreides entsprechend angepasst werden. Wie sich die beiden Phänomene regional auf die Ernte auswirken, war schon bekannt - nicht aber die globalen Folgen.
Die neue Karte zeigt die Auswirkungen von El Niño und La Niña auf die Ernten von Mais, Reis, Weizen und Sojabohnen zwischen den Jahren 1984 bis 2004. Demnach haben El-Niño-Ereignisse beispielsweise negative Folgen auf den Maisanbau im Südosten der USA, in China, im Osten und Westen Afrikas und in Indonesien gehabt. Auch die Erträge bei Sojabohnen in Indien und Teilen Chinas leiden darunter.
Dagegen fahren zum Beispiel Maisbauern in Brasilien und Argentinien bessere Ernten durch El Niño ein. Insgesamt sorge das Klimaphänomen auf bis zu 30 bis 36 Prozent der weltweiten Anbauflächen für höhere Ernteerträge und habe damit auf mehr Agrargebieten positive als negative Effekte. Bei La-Niña-Ereignissen fallen die Ernten nach Studienangaben auf 9 bis 13 Prozent der Agrarfläche geringer und bei 2 bis 4 Prozent höher aus. Den Einfluss der Klimaphänomene auf die exakte Höhe der Ernteerträge haben die Forscher nicht ermittelt.
Wetterphänomen zur Weihnachtszeit
El Niño tritt meist gegen Jahresende auf und führt unter anderem dazu, dass der Pazifik vor der Westküste Südamerikas wärmer wird und vor der Ostküste Australiens und Indonesiens kälter. Dies kann unter anderem starke Regenfälle in Südamerika und anhaltende Dürren in Australien hervorrufen.
Seinen Namen El Niño - spanisch für das Kind oder das Christuskind - erhielt das Phänomen, weil es oft zur Weihnachtszeit auftritt. Er stammt von peruanischen Fischern, die den Effekt aufgrund der dadurch ausbleibenden Fischschwärme wirtschaftlich zu spüren bekommen.
Im Gegensatz zu El Niño ist La Niña eine aussergewöhnlich kalte Strömung im äquatorialen Pazifik. Durch diese kalte Strömung entwickelt sich über Indonesien ein besonders starkes Tiefdruckgebiet. Die Passatwinde wehen stark und lang anhaltend. Dadurch kühlt sich der östliche Pazifik weiter ab und es gibt in Indonesien besonders viel Regen. Dagegen ist es in Peru sehr trocken und es fällt kaum Regen.