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10 Antworten zum Arbeitsmarkt

Fünf Fragen hat die Nachrichtenagentur sda einem Vertreter von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite gestellt. So haben sie Daniel Lampart, Chefökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB), und Philipp C. Bauer, Bereichsleiter Wirtschaft und Arbeitsmarkt beim Schweizerischen Arbeitgeberverband, beantwortet:

 

 

Fünf Fragen hat die Nachrichtenagentur sda einem Vertreter von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite gestellt. So haben sie Daniel Lampart, Chefökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB), und Philipp C. Bauer, Bereichsleiter Wirtschaft und Arbeitsmarkt beim Schweizerischen Arbeitgeberverband, beantwortet:

Der SGB und der Arbeitgeberverband stehen heute einem offenem Arbeitsmarkt positiv gegenüber. Nach dem Zweiten Weltkrieg war dies bei den Gewerkschaften noch ganz anders. Was sagen Sie zu diesem Strategiewechsel?
Lampart: «Das war nicht ein Strategiewechsel in dem Sinne, dass irgendwelche Leute die Köpfe zusammengesteckt hätten. Es entspricht einer Realität. Knapp ein Drittel der Arbeit in der Schweiz wird von Leuten geleistet, die keinen Schweizer Pass haben. Es ist sinnlos, zwischen Schweizern und Nicht-Schweizern zu unterscheiden. Sinnvoll ist, zu schauen, dass wer hierher kommt, zu Bedingungen angestellt wird, die hier gelten.»
Bauer: «Die Gewerkschaften haben da die richtige Position. Protektionismus und geschlossene Arbeitsmärkte schaden der Wirtschaft und damit langfristig auch den Arbeitnehmern.»

Durch die Personenfreizügigkeit ist das Angebot an Arbeitskräften grösser geworden. Führt dies zu Lohndruck?
Bauer: «Trotz der relativ hohen Zuwanderung hat es praktisch keinen Lohndruck gegeben. Der Grund ist, dass die zusätzlichen ausländischen Arbeitskräfte diejenigen in der Schweiz eher ergänzen und nicht ersetzen. Ein Beispiel: Eine Firma stellt einen IT-Supporter ein, der schaut, dass die Computer immer funktionieren. Dies führt dazu, dass die anderen produktiver arbeiten können. Dadurch steigt auch deren Lohn.»
Lampart: «Das Angebot an Arbeitskräften ist nicht grösser geworden. Die Arbeitgeber haben immer Leute geholt, auch unter dem Kontingentsystem. Damals vermehrt schwarz. Die Schwarzarbeit hat zu Lohndruck geführt. Heute haben wir flankierende Massnahmen und damit Lohnkontrollen. Es gibt aber Kantone, die bei Lohndumping nicht durchgreifen. Etwa der Kanton Zürich. In solchen Fällen kann es zu Lohndruck kommen. Ausserdem gibt es noch Lücken in den flankierenden Massnahmen, die geschlossen werden müssen.»

Der Sorgenbarometer der Credit Suisse hat gezeigt, dass die grösste Sorge in der Schweiz die Angst vor der Arbeitslosigkeit ist. Dies obwohl die Arbeitslosenquote zuletzt bei nur 3,2 Prozent lag. Wie erklären Sie das?
Lampart: «Die international vergleichbare Arbeitslosenquote liegt bei rund 4,7 Prozent. Das ist höher als in Baden-Württemberg oder Bayern. Nimmt man noch die Leute dazu, die Teilzeit arbeiten, jedoch gerne Vollzeit arbeiten würden, dann sind wir im Bereich von Deutschland, wenn nicht sogar etwas höher. Das ist schwer beunruhigend. In den 80er-Jahren hatte die Schweizer Arbeitslosenquote eine Null vor dem Komma. Das war Vollbeschäftigung. Heute haben wir keine Vollbeschäftigung mehr. Die Arbeitslosigkeit ist ein Problem.»
Bauer: «Die Angst vor der Arbeitslosigkeit ist verständlich, da Arbeitslosigkeit trotz der tiefen Wahrscheinlichkeit jeden treffen kann. Dazu kommt die Schweizer Leistungsmentalität: Die Arbeit hat einen hohen Stellenwert hat für den Status einer Person. Wir sind jedoch sehr nahe an der Vollbeschäftigung. Früher hatten wir ausgetrocknete Arbeitsmärkte. Das hatte negative Auswirkungen: Die Firmen fanden zu wenig Leute und konnten nicht so stark wachsen, wie sie wollten.»

Hat sich die Lohnschere in der Schweiz in den letzten 20 Jahren geöffnet?
Bauer: «Die Einkommensschere in der Schweiz ist in den letzten 20 Jahren relativ konstant geblieben - auch in den letzten 100 Jahren. Die Schweiz zeichnet sich durch eine bemerkenswert stabile Einkommensverteilung aus. Von Verhältnissen wie in den USA oder in Grossbritannien sind wir weit entfernt.»
Lampart: «Bis Mitte der 90er-Jahre haben sich die Löhne in der Schweiz relativ parallel entwickelt. Doch ab dann gehen die oberen 50'000 Topverdiener ab wie eine Rakete. Das hängt mit den Bonussystemen zusammen, die im gleichen Zeitraum aufkamen. Dahinter steckt noch viel mehr: Das frühere Modell Schweiz, mit der starken FDP und den Seilschaften, fing an wegzubröseln. In der Industrie kamen Investoren auf, die auf das schnelle Geld aus waren wie Martin Ebner und mit ihm auch Christoph Blocher. Sie aktivierten stille Reserven und verkauften Firmen, um den Aktienkurs hochzutreiben.»

Mit der Mindestlohn-Initiative wollte der SGB eine gesetzliche Lohnuntergrenze von 4000 Franken einführen. Die Initiative wurde deutlich abgelehnt. Hatte die Diskussion über den Betrag dennoch einen Einfluss auf die Lohnentwicklung?
Lampart: «Definitiv. Viele Firmen haben bereits die Löhne angehoben und die 4000er-Grenze strahlt weiter aus. In der Schweiz ist das der Lohn, den man zahlen muss, wenn man als Arbeitgeber dastehen will, als einer der die Leute einigermassen fair zahlt.»
Bauer: «Das glaube ich nicht. Natürlich nimmt man heute kritisch wahr, wie die Arbeitgeber mit ihren Mitarbeitern umgehen. Ich gehe aber davon aus, dass die Firmen ihre Mitarbeiter anhand der Leistung pro Zeiteinheit, also der Produktivität, entlöhnen. Wenn eine Firma zu hohe Löhne zahlt, ist sie langfristig nicht mehr wettbewerbsfähig.»

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