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150 schwerwiegende Fälle pro Jahr

 

In den letzten sechs Jahren stellten die Kontrolleure bei Bauern, Lebensmittelproduzenten, Importeuren und Händlern jährlich im Schnitt gut 2600 Verstösse und Unregelmässigkeiten gegen die Bio-Verordnung fest. Dies entspricht einem Durchschnitt von etwas mehr als zwei Verstössen bei zehn Kontrollen, wie die «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» berichten.

 

Die grosse Mehrheit dieser Beanstandungen betrifft Bagatellen, beispielsweise ein fehlerhaft ausgefülltes Formular. Doch regelmässig treffen die Kontrolleure auch auf gröbere Missstände.

 

Kein Auslauf

 

Wie etwa in einem Fall in der Romandie, in welchem fünf Kälber den Winter über angebunden waren und nicht einmal alle 14 Tage Auslauf erhielten. Beim besagten Hof sollen die Kühe im Stall zu wenig Platz gehabt haben. Auch die Ziegen hätten keinen Auslauf erhalten. Die Verstösse waren gemäss «SonntagsZeitung» so gravierend, dass dem Betrieb der Bio-Status entzogen wurde.

 

Mehrmals trafen die Kontrolleure auf Bio-Betriebe, die Kühe von konventionellen Betrieben eingestallt hatten und diese als bio vermarkteten. «Diese könne dazu führen, dass die Konsumenten für konventionelles Fleisch einen happigen Bio-Aufschlag bezahlen», schreibt die Zeitung.

 

Stall überbelegt

 

Bei einem Landwirt aus dem Kanton Zürich haben die Kontrollen eine Überbelegung des Stalls ergeben. Aufgrund herumliegender Drähte, Seile und Bretter habe eine Verletzungsgefahr für die Tiere bestanden. Zudem wurde dem Betrieb ungenügende Einstreu und schimmliges Futter vorgeworfen. Vor Gericht wurde der Landwirt bei mehreren Punkten freigesprochen. Die Überbelegung und die Verletzungsgefahr wurde hingegen bestätigt. Der Bauer wurde mit 500 Franken wegen mehrfacher Widerhandlung gegen das Tierschutzgesetz gebüsst.

 

Der Landwirt kritisiert die Kontrolleure. «Ich lasse die Kälber bei der Mutter, habe die nachhaltigste Milch weit und breit. Und dann kommen die Prüfer vorbei, schauen sich den Hof penibel an und bemängeln irgendwelche Details, die gar nichts mit dem Tierwohl zu tun haben», sagte er zur «SonntagsZeitung».

 

Wie hoch die Anzahl der gravierenden Fälle, ist unbekannt. Das Bundesamt für Landwirtschaft weist gemäss «SonntagsZeitung» für die letzten sechs Jahre zwischen knapp 100 und bis zu über 400 Fälle pro Jahr aus, in welchen der biologische Status von Produkten nicht nachvollziehbar oder beeinträchtigt war. Diese Zahlen sind nicht zulässig, da 2018 zu hohe Zahlen gemeldet wurden. Die «SonntagsZeitung» spricht von rund 150 schwerwiegenden Fällen pro Jahr. In der Schweiz arbeiteten im vergangenen Jahr 7216 Landwirtschaftsbetriebe (inklusive 40 Betriebe aus Liechtenstein) nach den Richtlinien von Bio Suisse.

 

Brändli: «Keine Toleranz bei bewusstem Regelbrechen»

 

Urs Brändli, Präsident von Bio Suisse, relativiert die Befunde und argumentiert mit «Millionen von verkauften Bioprodukten» und «extrem strengen» Vorschriften. «Allein unsere Richtlinien umfassen mehr als 350 Seiten. Im Vergleich dazu gibt es relativ wenige schwere Fälle», sagte er. Dass Missstände aufgedeckt würden, zeige, dass die Kontrollen funktionierten, so Brändli. Es gebe kein Lebensmittel, dass so gut kontrolliert werde wie Bio-Produkte.

 

Er stellt klar, dass die meisten Beanstandungen ohne böse Absicht passierten. Aber: «Wenn jemand bewusst die Regeln bricht, um für sich einen Vorteil herauszuholen, habe ich kein Verständnis. Die Produkte können für einen Mehrwert verkauft werden. Also muss man auch einen Mehraufwand leisten wollen. Sonst hört man besser auf als Bio-Bauer», sagte Brändli zur «SonntagsZeitung».

 

Bio gilt immer noch als ein Wachstumsmarkt. Der Gesamtumsatz stieg 2021 auf gut 4 Milliarden Franken. 2020 lag er bei rund 3,9 Milliarden Franken. Der Marktanteil von Bio-Produkten stieg um 0,6 Prozentpunkte auf 10,9 Prozent. Noch nie gaben Schweizerinnen und Schweizer in einem Jahr so viel Geld für Bio-Produkte aus. Pro Kopf waren es im vergangenen Jahr 459 Franken, das sind 3,1 Prozent mehr als 2020.

 

Mehr Verstösse bei Handel und Verarbeiter

 

Dass es bei Händlern und Verarbeitern zu Missständen kommt, ist keine Überraschung. Gemäss «SonntagsZeitung» ist hier die Quote der Beanstandungen fünf- bis zehnmal höher als bei den Landwirten. So wurde beispielsweise ein konventioneller Brie in Stücke geschnitten und anschliessend mit einer Bio-Brie-Etikette versehen. In einem anderen Fall wurde konventionelles Schweinsfilet im Offenverkauf als Biofleisch verkauft.  Und ein Falafel-Hersteller verarbeite 2,5 Tonnen nicht biologische Kartoffeln, Karotten und Zucchetti zu angeblichen Bio-Falafeln.

 

Kontrolliert werden die knapp 8000 Bauernbetriebe und die 2500 Verarbeiter, Händler und Importeure von vier Zertifizierungsstellen. «Die gut 2600 Verstösse pro Jahr bedeuten, dass im Durchschnitt bei zehn Kontrollen etwas mehr als zwei Verstösse gefunden werden. Damit verfehlt die Branche die nationale Zielsetzung der Behörden deutlich», schreibt die «SonntagsZeitung». Bund und Kantone definierten 2018 einen Zielwert von einem Verstoss pro zehn Kontrollen.

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