Der Vize-Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) erklärt, warum mit dem weniger stark gekürzten Budget die Zuckerrüben unterstützt werden sollen. Die Futtergetreidefrage ist aber noch nicht vom Tisch.
«Schweizer Bauer»: Was passiert nach 2015 mit dem Einzelkulturbeitrag für Zuckerrüben?
Dominique Kohli: Die Erhöhung des Einzelkulturbeitrages auf 1600 Fr./ha soll gemäss Vorschlag auch für die Folgejahre weitergezogen und entsprechend im Budget 2016 fest eingeplant werden. Vorbehalten bleiben hier immer übergeordnete Entscheide im Rahmen von Kürzungsprogrammen, die sämtliche Kredite betreffen.
Weshalb wird vorgeschlagen, den Zuckerrübenanbau zu unterstützen und nicht den Futtergetreideanbau?
Der Entscheid der EU, die Zuckerproduktion im Jahr 2017 zu liberalisieren und die grosse Ernte in Europa haben im letzten Jahr zu einem Rückgang des Zuckerpreises geführt. Da sich der erst für 2017 erwartete Preisrückgang nun bereits 2014 abzeichnete, ist die 2013 beschlossene Reduktion des Einzelkulturbeitrages auf 1400 Fr,/ha nicht mehr gerechtfertigt. In den jüngsten Stellungnahmen sprachen sich etliche landwirtschaftliche Organisationen für eine Erhöhung des Zuckerrübenbeitrags aus. Futtergetreide wird meist im Herbst ausgesät. Die Ausrichtung eines Einzelkulturbeitrags für Futtergetreide für das Jahr 2015 hätte daher kaum einen Einfluss auf die ausgesäten Flächen für die Ernte 2015.
Standen noch andere Vorschläge zur Diskussion?
Die Aufhebung des Euromindestkurses hat die Konkurrenzsituation für verschiedene Produkte sowohl auf dem Schweizer Markt wie auch beim Export verschärft. Verschiedene Branchen haben sich auf der Suche nach Kompensationsmöglichkeiten an den Bund gewandt. Das Departement und das BLW stehen diesbezüglich in ständigem Kontakt zu Vertretern der Branchen.
Steht die Einführung eines Einzelkulturbeitrages für Futtergetreide weiterhin zur Diskussion beim BLW?
Das BLW verfolgt die Entwicklung beim Futtergetreidebau sehr genau. Die Frage der Einführung eines neuen Beitrags wird auf der Basis dieser Fakten durch den Bundesrat zu entscheiden sein. Im Übrigen ist im Parlament die parlamentarische Initiative «Ausrichtung von Einzelkulturbeiträgen für Futtergetreide» in Behandlung.
Die Getreide-, Eier- und Schweinebranche fordert einen Futtergetreidebeitrag — bisher erfolglos. Sogar Coop hat Verständnis für dieses Anliegen. Was spricht gegen die Einführung eines solchen Beitrages?
Die Unterstützung von einzelnen Kulturen richtet sich nach den von Parlament und Bundesrat festgelegten Zielen. Verändern sich die Bedingungen derart, dass die Zielerreichung gefährdet ist, prüft der Bundesrat eine Korrektur der Massnahmen. Momentan bewirkt das Schwellenpreissystem eine Neutralisierung der Währungseffekte und damit eine Preissicherheit für inländisches Futtergetreide. Seit 2010 hat sich der in den Vorjahren beobachtete Flächenrückgang beim Futtergetreide abgeflacht. Bundesrat und BLW haben immer betont, dass die Entwicklung über mehrere Jahre zu betrachten sei.