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1'800 Kühe, 400 Hereford-Tiere und 300 Simmentaler

Die Leserreise in Russland hat vom 24. Juni bis 3. Juli stattgefunden. 23 Personen erkundeten während 10 Tagen die russische Landwirtschaft und Kultur. Im Tagebuch-Blog werden die vielen Reiseerlebnisse aus Russland festgehalten. Freut euch über zahlreiche Bilder und Kurzvideos aus dem grössten Land Europas.

Anja Tschannen |

 

Die Leserreise in Russland hat vom 24. Juni bis 3. Juli stattgefunden. 23 Personen erkundeten während 10 Tagen die russische Landwirtschaft und Kultur. Im Tagebuch-Blog werden die vielen Reiseerlebnisse aus Russland festgehalten. Freut euch über zahlreiche Bilder und Kurzvideos aus dem grössten Land Europas.

Was für ein Tag. Drei Landwirtschaftsbetriebe stehen auf unserem Programm. Vom Hotel Kaluga aus, in welchem wir unsere Nacht verbracht haben, geht es auf einen Milchbetrieb der deutsch-russischen Firmengruppe Ekoniva. Dutzende Kälberiglus reihen sich aneinander. Überall hört man es muhen.

Die Kälber werden immer draussen in den Iglus gehalten, sei es bei plus 30°C, genauso wie bei minus 30°C. So bauen sie eine gute Immunität auf, erklärt man uns. Der Kälber-Kindergarten ist riesig. Wundern tut es aber niemanden mehr, als wir die Anzahl Muttertiere erfahren. Unglaubliche 1800 Kühe werden hier mit 12 Robotermelkanlagen gemolken.

Hälfte der Tiere ist importiert

Wir werden durch den Abkalbestall geführt. Der Stallgang ist fast endlos lang. Einige Kühe haben in den Gruppenabteilen gerade abgekalbt. Im Stroh sehen wir ein neugeborenes Kälbchen, bei anderen Kühen steht die Geburt kurz bevor. Die Rassen sind bunt gemischt: von russischen Holsteintieren, über Braunvieh, Simmentaler und Kreuzungstieren. Einige tragen Hörner, kleine und grössere Tiere bevölkern die Gruppe, einige davon sind gut genährt, andere hingegen sind abgemergelt.

Der Stall wurde erst letztes Jahr fertiggestellt. Für den Aufbau der Milchviehherde wurde rund die Hälfte der Tiere importiert, der Rest stammt aus Russland selbst. Die meisten Kühe fressen viel. Während des ganzen Besuches werden die Futtermischlwagen gefüllt. Dafür sorgen die meterhohen Fahrsilos.

Land im Umkreis von 50 Kilometer

Die Kühe erhalten einmal im Tag eine frische Ration Futter. Die TMR besteht aus Mais, Luzerne, Stroh und Eiweisskonzentrat. Im vergangenen Jahr hat die Ekoniva Kaluga insgesamt 50‘000 Tonnen Grassilage und 40‘000 Tonnen Maissilage produziert. Der Betrieb bewirtschaftet eine Gesamtfläche von 16‘000 ha im Umkreis von 50km. Die durchschnittliche Parzellengrösse beträgt 35ha. In Kaluga wird noch ein zweiter Betrieb bewirtschaftet.

Der Einblick in den riesigen, industriellen Milchbetrieb hat nachdenklich und hungrig gemacht. In der betriebseigenen Kantine werden wir mit russischer Hausmannskost verköstigt. Die Menügrösse ist immer noch auf die Arbeiter aus der ehemaligen Sowjetunion, die auf den grossen Kolchose-Betrieben gearbeitet haben, ausgerichtet.

Milchleistung hat stark abgenommen

Ein gemischter Salat mit Poulet und Käse, eine Gemüsebouillon mit Fleischknödel sowie ein Teller voller Buchweizen mit Fleisch erwartet uns. Am Nachmittag treffen wir auf einem weiteren Milchbetrieb, dem russisch-schweizerischen Joint-Venture Betrieb „Kaluga-Moloko“ ein. Leuchtende Blumen in blau bemalten Traktorreifen stehen vor dem heruntergekommenen Stallgebäude.

Auch dieser Betrieb hat zwei Standorte mit gut 650 Kühen. Ein Betrieb beherbergt 350 Braunviehkühe, der andere 300 Simmentaler-Tiere. Wir besuchen den Simmentaler Zuchtbetrieb. Vor sieben Jahren wurden die Tiere aus Österreich importiert. Früher lag die  durchschnittliche Milchleistung pro Tier bei 6‘5000 kg Milch, nun sind es noch 5‘000kg. Das Problem sei das qualitativ mangelhafte Futter, wird uns beschieden.

Investoren werden gesucht

Obwohl der Betrieb 1‘600 ha bewirtschaftet und die Kühe ganzjährig in einem Laufstall mit Auslauf (aber ohne Weidegang) gehalten werden, haben sie zu wenig Futter, erklärt Betriebsleiterin Larissa. Grosse Flächen des Betriebes werden durch Strassen und Industriebauten weggefressen, denn Kaluga wächst unaufhörlich. Im Melkstand wird lange über mögliche Wege aus der schwierigen Situation diskutiert.

Die Lage des Betriebes, der sich in der Krise befindet, bedrückt. Grosse, wenn auch renovierungsbedürftige Gebäude, viel Land und ein gesunder Viehbestand laden zum Träumen ein. Potenziale werden von der Reisegruppe erörtet und abgewägt. Doch der Betrieb ist verschuldet und sucht dringend Investoren. Auch Know-how im Futterbau wäre vonnöten. Unser Reisebus biegt von der holprigen Zufahrtsstrasse ab. Mit dem ungewissen Gefühl, ob wir wohl die letzten Besucher von „Kaluga Moloko“ waren, lassen wir den Betrieb und die Simmentaler hinter uns.

Eine eigene Metzgerei

Milch haben wir jetzt genug gesehen. Nun geht es ab auf einen Mutterkuhbetrieb. Am Horizont sehen wir bereits die Hereford-Herde. Insgesamt stehen den Tieren 450ha Weide zur Verfügung, der Rest der 950ha-Fläche wird für den Futterbau verwendet. Freundlich begrüsst uns die Familie Dawydow. Ja, trotz der Grösse handelt es sich hier um einen Familienbetrieb.

Rund 400 Tiere leben auf dem Hof. Das Ziel: die beste Fleischqualität zu produzieren. Vor 25 Jahren stand an diesem Ort noch gar nichts, wie uns die Familie Dawydow beschreibt. In den vergangenen 10 Jahren har sich der Betrieb sehr gut entwickelt. Vor 4 Jahren wurde das betriebseigene Schlachthaus erstellt. Seither wird jedes Tier auf dem Betrieb geschlachtet und direkt verkauft. In Russland gibt es wenige Betriebe, die gutes Qualitätsfleisch anbieten. Deshalb können die Dawydow’s für ihr Fleisch den doppelten Preis als üblich verlangen (750 Rubel/kg zerlegtes Fleisch. Das sind in rund 11.30 Fr./kg).

Der Betriebsleiter verlässt uns, er muss das Fahrsilo verdichten. Die Führung geht weiter zu einem alten, verrosteten Maschinenpark, der Teil des neuen betriebseignen Museums ist. Ein vollgepackter Tag mit drei ganz unterschiedlichen Betrieben liegt hinter uns. Russland ist, wie uns ganz am Anfang zu recht gesagt wurde, das grosse Land mit den vielen Gegensätzen.

Mehr Bilder und Videos zum Betrieb Ekoniva Kaluga

Mehr Bilder und Videos zum Hereford-Betrieb

Mehr Bilder und Videos zum Betrieb Kaluga-Moloko

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