Die Sprengung des labilen, rund 2000 Kubikmeter grossen Felsbrockens oberhalb der Gotthard-Bahnlinie in Gurtnellen UR vom Montagmittag ist erfolgreich verlaufen. Läuft nun alles nach Plan, können die Züge am 2. Juli wieder normal über die Gotthardstrecke rollen. Mit Videos
Punkt 12.30 Uhr knallt es. Grosse und kleine Felsbrocken donnerten in die Tiefe. Insgesamt 2000 Kubikmeter. Eine grosse Staubwolke verdeckte die Sicht auf die Felswand, von der bereits am 5. Juni 2012 zwischen 2000 und 3000 Kubikmeter Gestein auf die Geleise der Gotthard-Bahn gestürzt waren. Drei Personen wurden damals verschüttet, ein Arbeiter starb.
Nur wenige Meter neben dieser Stelle ging bereits im März 2012 ein Felssturz nieder und verschüttete die Geleise. Auch dann mussten Felsbrocken weggesprengt werden. Seit April waren Arbeiter daran, diese Stelle zu sichern und zu räumen.
Weitere Felsstürze drohten
Die Sprengung am Montag war nötig, weil nach dem Felssturz vom 5. Juni weiterhin loses Gestein abzustürzen drohte und die weiteren Aufräumarbeiten blockierte.
Wenige Augenblicke nach der Sprengung lächelte der SBB-Geologe Marc Hauser wieder. Erleichterung war ihm anzusehen. «Es sieht gut aus», sagte er. Der Hang sehe so aus, wie er es sich vorgestellt habe.
Dann stieg Hauser mit anderen Geologen in den Helikopter, um sich aus der Luft ein erstes Bild von der Sprengung machen zu können. Nach 15 Minuten kherten sie zurück. «Alles bestens», sagte Hauser. Die Felspartie sei so abgebrochen, wie sie es geplant hätten.
300 Kilogramm Sprengstoff
Damit sich die richtigen Teile der Felswand lösten, mussten Experten rund 300 Kilogramm Sprengstoff in 25 Sprenglöchern im Fels anbringen. Insgesamt koste die Sprengung einen zweistelligen Millionenbetrag, sagte ein SBB-Sprecher. Wer sich wieviel an den Kosten beteiligen müsse, werde juristisch abgeklärt.
Der gesprengte Hang muss nun etwas ruhen. Dann werden Geologen ihn erneut inspizieren, und erst wenn sie ihn als sicher freigeben, können die Aufräumarbeiten starten. In einer weiteren Phase stehen die Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten an Geleise und Fahrleitung an. Dann wird eine neue Stützmauer erstellt.
Voraussichtlich am 2. Juli wieder offen
Läuft alles nach Plan, können ab Montag, 2. Juli 2012, wieder Züge über die beiden Geleise der Transitroute rollen können. Die Bahnstrecke ist seit dem 5. Juni unterbrochen. Wegen der Sprengung waren am Montag auch die Autobahn A2 sowie die Kantonsstrasse für rund eine Stunde gesperrt.
Im Raum Gurtnellen war es in den letzten Jahren immer wieder zu Felsstürzen und Sperrungen von Strasse und Schiene gekommen. Der folgenschwerste Unfall ereignete sich am 31. Mai 2006, als zimmergrosse Felsblöcke auf die A2 donnerten und einen Personenwagen unter sich begruben. Beide Insassen starben.


