Für den Zeitraum Januar bis September habe 2023 bereits den Rekord aufgestellt, das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen zu sein, teilte die US-Klimabehörde NOAA mit. Demnach verzeichneten Juni, Juli, August und September jeweils den heissesten Monatswert. Das bislang wärmste Jahr war 2016.
Untyptischer September
Ganz besonders stach im laufenden Jahr der September hervor. «Es war nicht nur der wärmste September seit Beginn der Aufzeichnungen, sondern auch der mit Abstand untypischste Monat in den 174 Jahren, in denen die NOAA das Klima beobachtet», sagte NOAA-Chefforscherin Sarah Kapnick laut Mitteilung. So habe die globale Durchschnittstemperatur für September 1,44 Grad Celsius über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts gelegen. Das sei die grösste Abweichung gewesen, die jemals für einen Monat registriert worden sei, schreibt die NOAA.
1,75 Grad wärmer
Der EU-Klimawandeldienst Copernicus hatte kürzlich berichtet, dass dieser September um 1,75 Grad wärmer war als die Durchschnittstemperatur für diesen Monat im vorindustriellen Referenzzeitraum von 1850 bis 1900. Die durchschnittlichen Temperaturen 2023 lagen demnach bislang um 1,4 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Das sind nur 0,1 Grad unter den als Klimaziel ausgegebenen 1,5 Grad des Pariser Klimaabkommens, die bis zum Ende des Jahrhunderts nicht längerfristig überschritten werden sollen.
Laut NOAA erreichte der September in Afrika, Europa, Nord- und Südamerika sowie in der Antarktis Rekordwerte für diesen Monat. In der Arktis und in Asien war es demnach jeweils der zweitwärmste September seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch Deutschland erlebte laut einer vorläufigen Bilanz des Deutschen Wetterdienstes den wärmsten September seit Messbeginn.
Derzeit gewinnt das natürliche Klimaphänomen El Niño an Einfluss. Ein El Niño kann die im Zuge der Klimakrise ohnehin stetig steigenden Temperaturen zusätzlich in die Höhe treiben.
El Niño und sein Ablauf
Zur Weihnachtszeit beträgt die normale Wassertemperatur im Pazifik vor Indonesien 28 °C, die vor der Küste Perus dagegen nur 24 °C. Durch die Passatwinde kommt es vor Peru zum Auftrieb von kühlem Wasser aus den Tiefen des Ozeans. Dieser Auftrieb ist Teil des Humboldtstroms vor der Küste Südamerikas. Bei El Niño kommt es zu einem geringeren Auftrieb durch die schwächeren Passatwinde und somit wird der kalte Humboldtstrom allmählich schwächer und kommt zum Erliegen.
Das Oberflächenwasser vor der Küste Perus erwärmt sich so sehr, dass die obere Wasserschicht nicht mehr mit dem kühlen und nährstoffreichen Tiefenwasser durchmischt wird. Deshalb kommt es zum Absterben des Planktons, das zum Zusammenbruch ganzer Nahrungsketten führt. Ausserdem führen die grösseren Mengen verdunstenden Wassers vor der südamerikanischen Pazifikküste zu sehr starken Regenfällen an der Westseite der Anden, die zu Hangrutschungen und Überschwemmungen der Abflussgewässer führen; dadurch werden auch die Siedlungen der Bewohner betroffen.
Der Ostpazifik vor Südamerika erwärmt sich, während vor Australien und Indonesien die Wassertemperatur absinkt. Aufgrund der im Normalfall erhöhten Temperatur im Westpazifik kommt es zu einer Luftdruckabnahme und im kälteren Ostpazifik zur Bildung eines Hochdruckgebiets. Dadurch entstehen bodennahe Ostwinde, die warmes Oberflächenwasser aus dem Pazifik vor Südamerika in Richtung Westen nach Indonesien schieben. Während eines El Niños wird diese Luftzirkulation, genannt «Walker-Zirkulation», umgekehrt. Dabei strömt während eines Zeitraums von etwa drei Monaten das warme Oberflächenwasser von Südostasien nach Südamerika.