Bei der Cultan-Düngung wird das Ammoniumsulfat – ein Recyclingprodukt aus Kläranlagen – direkt bei den Pflanzenwurzeln platziert. Im Vergleich zum herkömmlichen Dünger sind die Preise nicht gestiegen.
Bei der Cultan-Düngung (Controlled uptake long term ammonium nutrition) werden die Pflanzen mit Ammonium aus einem Düngerdepot ernährt und nicht wie sonst mit nitrathaltigen, breit gestreuten Düngemitteln.
Einmalig im Frühling
Dabei wird das flüssige Ammoniumsulfat im Boden in der Nähe der Pflanzenwuzeln deponiert, je nach Kultur in einer Tiefe von rund fünf bis zehn Zentimetern. Von diesem Depot zehren die Pflanzen dann entsprechend ihres Stickstoffbedarfs die ganze Kulturdauer über. Der Flüssigdünger wird einmalig im Frühling mit speziellen Maschinen ausgebracht. Ammoniumsulfat wird synthetisch produziert oder kann heute auch als Recyclingprodukt bei der Abwasserreinigung in Kläranlagen anfallen.
In der Schweiz stellen drei Klärwerke Ammoniumsulfat her, das vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) als Dünger zugelassen ist. Seit vielen Jahren wird mit dem Cultan-Verfahren gedüngt, breit durchgesetzt hat sich die Methode bis jetzt noch nicht. Die Klimadebatte und die in den letzten Monaten massiv gestiegenen Düngerpreise gaben der Cultan-Düngung in letzter Zeit jedoch wieder mehr Auftrieb.
Martin Häberli führt einen Ackerbaubetrieb in Bärfischenhaus BE und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (Hafl). Seit vielen Jahren setzt er in der Praxis auf die Cultan-Düngung und befasst sich nun auch in der Forschung damit.

zvg
Der «Schweizer Bauer» hat ihn nach dem Für und Wider der Methode gefragt:
«Schweizer Bauer»: Was sind die Vorteile bei der Cultan-Düngung?
Martin Häberli: Die N-Effizienz ist im Vergleich zur herkömmlichen Düngung besser, weiter wirkt der Ammoniumstickstoff langfristig, und es gibt weniger Verluste durch Auswaschung oder Ausgasung. Es ist zudem das einzige Düngungsverfahren in Verbindung mit Direkt-/Mulchsaat, das den Humusaufbau fördert. Das zeigten auch die Resultate auf dem Oberacker in Zollikofen BE.
Das müssen Sie genauer erklären.
Bei der konservierenden Landwirtschaft werden Gründüngungspflanzen und Ernterückstände stets auf der Bodenoberfläche belassen, sodass sich eine permanente Bodenbedeckung bildet. Die platzierte Düngung nach dem Cultan-Verfahren ist dabei die einzige Möglichkeit, wie die Pflanzen trotz dieser Bodenbedeckung gut und zeitnah ernährt werden können.
Was sind die Nachteile?
Die Logistik und das Ausbringen sind herausfordernd, denn die Gehalte im verwendeten Flüssigdünger sind tief und die auszubringenden Mengen darum gross. Aus diesem Grund ist die Ausbringmaschine meist auch mit einem Tankanhänger unterwegs.
Wie gehe ich vor, wenn ich beispielsweise meinen Winterweizen mit der Cultan-Methode düngen will?
Ich empfehle, den Weizen bei Vegetationsbeginn zu güllen und dann bis Ende Bestockung (DC 31) den restlichen Dünger im Cultan-Verfahren als Bodendepot zu applizieren.
Wie siehts mit den Kosten aus?
In den letzten Monaten sind die Düngerpreise explodiert, die Preise für Ammoniumsulfat sind dagegen stabil. Das Kosteneinsparungspotenzial liegt in diesem Jahr bei der Cultan-Düngung im Vergleich zu herkömmlichen Düngungsstrategien bei rund 250 Franken pro Hektare und Jahr.
Wie viele Bauern düngen in der Schweiz mit dem Cultan-Verfahren?
In der Schweiz produzieren die Klärwerke rund 800 m3 Ammoniumsulfat pro Jahr. Das reicht für etwa 900 ha. Heuer hat die Nachfrage klar zugenommen. In Deutschland ist Ammoniumsulfat beispielsweise bereits ausverkauft.


