Ein Tierarzt und ein Bauer aus Grindelwald BE prangern die kantonalen Behörden wegen «Food Waste» an. Wegen fehlendem Begleitdokument wurden 300 Kilo Fleisch vernichtet.
Weil er 300 kg Fleisch einer notgeschlachteten Kuh wegwerfen musste, ist Beat Aeschlimann aus Grindelwald sauer: «Diese Art Schlachtviehkontrolle gibt keine Lebensmittelsicherheit. Nur weil das Zeugnis des Bestandestierarztes zu spät eingetroffen ist, wirft man doch kein einwandfreies Fleisch weg!»
Notschlachtung
Was ist geschehen? Am 1. März musste Aeschlimann ein frisch abgekalbtes Rind im Schlachthof der Gemeinde Grindelwald wegen Festliegen notschlachten lassen. Das Tier wurde durch den Metzger auf dem Heimbetrieb betäubt und entblutet. Der Transport zur Schlachtanlage wurde umgehend durchgeführt. Bis hier sind sich der Veterinärdienst des Kantons Bern auf der einen und Bauer Beat Aeschlimann sowie dessen Bestandestierarzt Heinz Maurer aus Meiringen einig, über die Ereignisse danach beziehungsweise deren Interpretation hingegen nicht mehr.
Die Fleischkontrolle Grindelwald liess den Schlachttierkörper beschlagnahmen. In der Einspracheverfügung des Veterinärdienstes vom 15. März werden als Gründe «wässrige Konsistenz, fehlendes Begleitdokument sowie fehlende tierärztliche Bescheinigung» genannt. «Obwohl sofort telefonisch eingefordert, trafen Begleitdokument und tierärztliche Bescheinigung zuhanden der Fleischkontrolle erst am 4. März (Poststempel vom 3. März) bei der Fleischkontrolle ein», wird kritisiert.
Unsachgemässe Kontrolle
Tierarzt Maurer streitet in keiner Art und Weise ab, dass die Dokumente nicht fristgerecht übergeben worden sind. Umständehalber habe es Verspätungen gegeben. «Herr Aeschlimann hat es in der Hektik am Abend des 1. März unterlassen, das Begleitdokument mit der Kuh mitzugeben. Am 2. März wollte er beide Dokumente in der Schlachtanlage deponieren, diese war aber geschlossen», schreibt Maurer in einem Brief an das Fleischinspektorat. Zudem habe die Fleischkontrolle offenbar keine funktionierende E-Mail-Adresse, dafür einen Fax. Aeschlimann hingegen habe aber keinen Fax.
Auch die Kritik, wonach der Schlachtkörper wässerig gewesen sei, kann Maurer nicht nachvollziehen: «Um einen Schlachtkörper auf seine Feuchtigkeit bzw. Nässe zu beurteilen, muss man die einzelnen Viertel abtrennen und die Schnittstellen genau begutachten», moniert der Tierarzt, der selbst 35 Jahre lang Fleischkontrollen gemacht hat. Die Fleischkontrolle habe aber nur über einen kleinen Einschnitt im Ellbogenbereich Fleisch zum Untersuchen entnommen.
Zudem sei der pH-Wert des Fleisches mit 5,9 gut gewesen. «Die ganze Geschichte hinterlässt ein sehr betrübliches und auch bedenkliches Bild von der Zusammenarbeit Tierlieferant, Fleischkontrolle und Fleischinspektorat. Man vernichtet willentlich 300 kg eines wertvollen Lebensmittels, nur um Recht zu haben», kritisiert Maurer.


