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350 Kühe als Ziel

Die niederländische Familie Den Boer führt in erster Linie einen Milchbetrieb. Doch sie setzen nicht nur auf die Kühe: "Heutzutage muss man die Risiken verteilen", sagt Teus, der den Betrieb bald an seine Söhne übergeben wird.

 

 

Die niederländische Familie Den Boer führt in erster Linie einen Milchbetrieb. Doch sie setzen nicht nur auf die Kühe: "Heutzutage muss man die Risiken verteilen", sagt Teus, der den Betrieb bald an seine Söhne übergeben wird.

Familienbetriebe sind in der niederländischen Landwirtschaft nach wie vor stark verankert. Insbesondere in der Milchbranche wird die Tradition aufrecht erhalten: Mindestens 95 Prozent der Arbeit auf dem Milchbetrieben wird von Familienmitgliedern geleistet. Auf dem Betrieb der Familie Den Boer in Haastrecht arbeitet Niek zusammen mit seinen Eltern, seinem Bruder und seiner Freundin.

Es ist zehn Uhr morgens. Niek füttert im Stall die Kühe. Seine Eltern, Teus und Nel, haben soeben damit begonnen, Käse herzustellen. Die Milch dazu stammt von den 150 Kühen, die frühmorgens von Niek und seinem Vater gemolken worden sind. Nieks Freundin Willemijn ist derweil am Telefon und organisiert eine geführte Tour auf dem Hof, während sie zum fünf Monate alten Sohn Teun schaut.

Arbeitsaufteilung als Trumpf

"Jeder von uns übernimmt einen Teil des Familiengeschäfts", sagt Niek. "Aber wir helfen uns immer gegenseitig. Wir alle wissen schliesslich, wie man Kühe melkt." Wenn während der Erntezeit zusätzliche Arbeit anfällt, so fährt auch mal seine Freundin auf dem Traktor und wenn jemand Urlaub macht, findet er seinen Stellvertreter in der Familie. "Das ist die Stärke der Familienbetriebe. Wir können uns stets helfen und kleben nicht an einer einzigen Aufgabe", sagt Niek.

Sein Bruder Willem Jan sagt, dies sei auch ein Vorteil für das soziale Leben: "Ich kann Samstagabend an eine Party gehen und Sonntagmorgen melkt mein Vater die Kühe, während ich die Aufgabe am Nachmittag übernehme." Wenn man hingegen eine Farm alleine führe, so sei man stets beschäftigt und man habe kaum noch Freizeit. "Das kann einem ziemlich einsam machen", so Willem Jan. "Weil wir aber zu fünft sind, haben wir genügend Zeit, auch ein soziales Leben zu führen."

Risiken verteilen

Niek und sein Bruder sind die vierte Generation auf dem Betrieb. Der Urgrossvater startete 1918 mit 25 Kühen, einigen Schweinen und der Produktion von Käse. Ein für damals typisches Abbild der niederländischen Landwirtschaft. Nun ist die Familie bei 150 Kühen angelangt, produziert weiter Käse und das Geschäft wächst.

Zusätzlich betreiben sie eine Pferdepension mit elf Plätzen und einen kleinen Hofladen. Zudem bieten sie Hofführungen an und vermieten Teile des Betriebs für Festivitäten. "Wir wollen nicht nur auf ein Pferd setzen", sagt Vater Teus. "Heutzutage muss man die Risiken verteilen." Willemijn fügt an: "Gerade in Jahren, in denen der Milchpreis tief ist wie 2009 und 2010, als er auf rund 25 Cent pro Liter fiel, will man nicht alleine auf Milch als Einkommensquelle angewiesen sein."

 

Der Hof Den Boer Familie

Den Boer führt einen Milchbetrieb in Haastrecht im Westen der Niederlande. Die Familie besteht aus Vater Teus (66), der Mutter Nel (64), den Willem Jan (27) und Niek (33) sowie dessen Freundin Willemijn (27). Gerade ist die fünfte Generation geboren: Enke Teun ist fünf Monate alt. Der 80-Hektar-Betrieb hält 170 Kühe und produziert pro Jahr 1,3 Millionen Kilo Milch, bei rund 8‘000 Liter Milch pro Kuh und Jahr. Zehn Prozent der Milch wird verkäst. Der Käse wird zweimal pro Woche hergestellt und wird im Hofladen verkauft. Zudem leben elf Pferde in Pensionshaltung auf dem Hof. Weiter ist die Familie auch im Agrotourismus aktiv: Touren auf der Farm werden ebenso angeboten wie Räume für Feste.
www.detweehoeven.nl

 

Familie diskustiert

Alle zwei Monate sitzen Den Boers zusammen um den Küchentisch und besprechen alles, was anfällt. "Als es zum Beispiel darum ging, einen neuen Stall zu bauen, berieten wir, ob wir Tiere hinzukaufen wollen oder solche aus eigener Zucht einstallen werden", sagt Teus. Nach einer Diskussion über sämtliche Vor- und Nachteile einigte sich die Familie schliesslich darauf, das Vieh selbst zu züchten.

Aber stehen sich die Ideen der Jungen jenen der Älteren nie gegenüber? "Meine Eltern waren immer sehr innovativ und haben sich auf die Zukunft konzentriert", sagt Niek. "Sie gaben uns die Freiheit, dies ebenfalls zu tun." Sein Vater fügt hinzu: "Das Wissen unserer Söhne hilft der Farm, weiterzukommen. Das will ich nicht behindern."

Verdoppelung angestrebt

Die Zukunft sieht gut aus. Der Milchpreis liegt momentan bei rund 45 Cent pro Liter. Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden die Brüder die Farm übernehmen. Sie haben bereits ihre eigenen Ziele. "Man muss immer vorwärts schauen. Sonst ist es keine Herausforderung mehr, eine Farm zu führen", sagt Willem Jan. Eines der Ziele ist die Verdoppelung der Anzahl Milchkühe auf 350. Das bedeutet zusätzlichen Platz- und Personalbedarf. "Vielleicht werden wir einen zusätzlichen Arbeiter einstellen. Wir sind uns aber noch nicht sicher", sagt Niek.

 

Durchschnittliche Preise im Supermarkt

1 Ei: 17 Cent (21 Rappen)
1 Kilo Vollkornbrot: 1,69 Euro (2.05 Fr.)
1 Liter Milch: 89 Cent (1,08 Franken)
1 Poulet (1200 g): 7,91 Euro (9,65 Fr.)
Umrechnungskurs vom 2. Mai 2014, 1 EUR = 1.21 CHF 

 

Noch nicht klar ist auch, ob in Zukunft weiterhin Käse produziert wird, denn die Arbeit ist zeitaufwändig. Niek fragt sich, ob sie noch genug Zeit dafür haben werden, wenn der Vater und die Mutter in Rente gegangen sind.

Bio als Option

Heutzutage müsse man flexibel sein, fährt er fort. "Wir haben unsere Ziele, aber wie wir diese erreichen ist nirgends festgeschrieben." Wenn ihm jemand vor 15 Jahren gesagt hätte, die Farm melke irgendwann mal 150 Kühe, hätte er ihn für verrückt erklärt. "Aber seht, wo wir jetzt sind. Wenn etwas einen Versuch wert ist und es einen vernünftigen Profit verspricht, dann werden wir uns dafür einsetzen."

Niek nennt als Beispiel den Biolandbau. "Bio ist derzeit hier nicht sehr profitabel. Aber wenn es dies in zehn Jahren sein sollte, so werden wir eventuell umsteigen." Es sei grundsätzlich gut, wenn man in der Familie eine offene Haltung Neuem gegenüber habe. "Denn wer weiss, was die fünfte Generation im Sinn hat."

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