Die Präsidentinnen und Geschäftsführerinnen der Bäuerinnen- und Landfrauenverbände aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol vertraten in Salzburg rund 646‘000 Frauen. Das Treffen diente dem Austausch von Strategien, wie Bäuerinnen und Landfrauen ermutigt werden können, sich politisch zu engagieren und Verantwortung in öffentlichen Funktionen zu übernehmen, heisst es in der gemeinsamen Medienmitteilung. In einem gemeinsamen Positionspapier wurden konkrete Empfehlungen und Forderungen zur Stärkung der Frauen vom Land formuliert.
Ebenso wurde diskutiert, wie Frauen, die bereits in Führungspositionen tätig sind, stärker eingebunden und unterstützt werden können, da die Erfahrungen aus allen Ländern ernüchternde Ergebnisse zeigen würden. Die Präsidentinnen appellierten an die Bäuerinnen und Landfrauen in ihren Ländern, selbst aktiv zu werden und die jeweiligen Verbände als stärkende Netzwerke zu nutzen.
Fokus auf «Aktive Mitbestimmung»
Im Mittelpunkt des Treffens stand die aktive Teilhabe von Frauen am gesellschaftlichen und politischen Leben. «Es braucht heute mehr denn je Mut und Kraft, um auf dem Land als Frau neue Wege zu gehen und Veränderung zu gestalten», betonten die Präsidentinnen einhellig. In allen vier Ländern seien Bäuerinnen und Landfrauen in der landwirtschaftlichen Interessenvertretung, in kommunalen Gremien sowie in regionalen Verbänden und Vereinen immer noch unterrepräsentiert, heisst es in der Mitteilung.
«Eine moderne Agrarpolitik, erfolgreiche landwirtschaftliche Betriebe und lebendige ländliche Regionen benötigen die Mitsprache von Frauen ebenso wie jene der Männer und der Jugend. Diversität muss auch in diesen Gremien Einzug halten, die Potenziale und Fähigkeiten der Frauen dürfen nicht ungenutzt bleiben», unterstreicht Irene Neumann-Hartberger aus Österreich. Die Strukturen zur Erhöhung des Frauenanteils im öffentlichen Leben seien jedoch zu wenig familienfreundlich. Starre Sitzungszeiten, eine männlich geprägte Sitzungskultur, ein sexistischer Umgangston und Anfeindungen vor allem in den sozialen Medien würden Frauen abschrecken, heisst es weiter.
Potenzial junger Frauen fördern
In einem gemeinsamen Positionspapier sprechen sich die Verbände unter anderem für eine gezielte Aus- und Weiterbildung von Frauen vom Land aus, um deren Chancen auf eine aktive Beteiligung an Entscheidungsprozessen zu verbessern. Zudem wurden Forderungen nach der Stärkung bäuerlicher Familienbetriebe sowie der Verbesserung von Rahmenbedingungen für Frauen vom Land formuliert, die deren Funktion als Unternehmerin stärken und ihnen Zukunftsperspektiven geben
Es darf keine öffentliche Diskussion ohne Frauen geben
Besonders hervorgehoben wurde das Potenzial junger Frauen für die Zukunft der ländlichen Räume. Diese müssen verstärkt motiviert und in die Verbandsarbeit eingebunden werden, heisst es weiter. Dazu gehört auch die Etablierung einer zivilen europaweiten Dialoggruppe, die sich mit dem Thema Chancengleichheit und spezifisch mit den Herausforderungen für Frauen am Land befasst. «Es darf keine öffentliche Diskussion ohne Frauen geben. Ihre Ausbildung, ihre Potenziale und Innovationskraft, ihr unternehmerisches Engagement und die politische Teilhabe sind wesentliche Faktoren für die Stärkung der ländlichen Regionen», so Anne Challandes aus der Schweiz.