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450kg schwer und über 64000kg Milch

 

Hinterwälder sind trittsicher, robust und geben Milch auch aus kargerem Futter. Für Andreas Schindler aus Oberdiessbach BE passen sie perfekt auf seinen Bergbetrieb und bewähren sich auch auf der Alp

 

Andreas und Simon Schindler aus Oberdiessbach BE halten wie viele andere Milchkühe. Allerdings beteiligen sie sich nicht am Wettbewerb «Wer milkt am meisten pro Kuh». Im Gegenteil.

 

Auf dem Markt gesucht 

 

Sie haben sich für eine Zweinutzungsrasse entschieden, die bezüglich Milchleistung nicht mit Braunvieh oder Holstein mithalten kann. Trotzdem ist Andreas Schindler überzeugt von «seiner» Rasse, dem Hinterwälderrind. «Es lohnt sich», betont er, «auch wenn sie auf den ersten Blick nichts Besonderes sind, etwas kleiner als normale Kühe, kein auffälliges Merkmal, kein riesiges Euter.»

 

Die Zahlen findet man im Rassenbeschrieb auf der Homepage des Hinterwälder-Zuchtvereins: eine braunrot gesprenkelte, gescheckte oder gedeckte, mit 112 bis 122cm Widerristhöhe eher kleine und leichte Kuh. «Aber temperamentvoll und klug, geeignet für die Haltung als Milch- wie auch als Mutterkuh, mit einer ausgezeichneten Raufutterverwertung und feinfaserigem und schmackhaftem Fleisch», ergänzt er. «Wir konnten in den letzten Jahren einige Tiere verkaufen, Hinterwälder sind auf dem Markt gesucht.»

 

Erste «Versuchskuh»

 

Schindlers halten seit dem Jahr 2000 Hinterwälder, derzeit zwischen 11 und 13 Kühe mit Nachzucht, und zwar nicht wie oft praktiziert zur Fleisch-, sondern auch zur Milchproduktion und Zucht. 2000 kauften Andreas Schindler und sein Vater eine erste «Versuchskuh», denn vorher wurden auf dem Betrieb Simmentaler und Fleckvieh gehalten, die eher gross und schwer waren – und damit nicht speziell geeignet für den Betrieb.

 

Denn der Hof der Schindlers liegt in der Bergzone II auf 950 Metern und hat steile Flächen. «Durch die erschwerte Bewirtschaftung und Umwelteinflüsse wie Trockenheit oder zeitweise Nässe ist das betriebseigene Futter qualitativ eingeschränkt», so der heutige Betriebsleiter. «Wir wollen das Land schonend nutzen, deshalb setzen wir auch aufs Eingrasen, nicht nur auf Weide.»

 

Durch eine ausgezeichnete Rauhfutterverwertung wird das Tier auch auf mageren Wiesen satt, schreibt der Schweizerische Hinterwälderzuchtverein auf seiner Website.
Anja Tschannen

 

3800 kg im Schnitt

 

Das Ziel sei eine möglichst ausgeglichene Fütterung mit wenig Kraftfutter. «Wir haben etwa 180 Vegetationstage. 185 Tage sind Winterfütterung. Die Jahresfütterung ist graslandbasiert. Die Suisse-Bilanz weist einen Wiesen- und Weidefutteranteil von 94 Prozent, einen Anteil von übrigem Grundfutter von 3 Prozent und einen Kraftfutteranteil von 3 Prozent aus. Das vorwiegend betriebseigene Futter wird mit etwas Maissilage, Luzerne und Eiweisskonzentrat unterstützt.» 

 

Damit kommen Schindlers bei ihren Kühen auf eine durchschnittliche Milchleistung von 3’800 kg, wobei auch jüngere Kühe in der Herde sind. «Und je älter die Kühe, desto höher die Leistung», so Schindler, der als Beispiel dafür seine Leitkuh Bea erwähnt, Jahrgang 2006, eingestuft in der dritten Laktation mit 93 94 91 88 88 EX 91 und mit einer Laktationsleistung von durchschnittlich 4’532 kg. Das ergibt einen Milchwert von 110. «Bea ist auch mit ihren 15 Jahren noch die Leitkuh, trotz ihres Alters ist sie fit. Ihr einziger Kontakt mit dem Tierarzt in ihrem ganzen Leben hatte sie als Kalb beim Enthornen, einmal haben wir Antibiotika eingesetzt beim Trockenstellen.»

 

«Kuh ist wirtschaftlicher»

 

Bea hat bereits 14-mal abgekalbt. Von ihren zehn weiblichen Nachkommen leben noch deren neun. Einer ihrer vier männlichen Nachkommen wurde als Zuchtstier auf einem Zuchtbetrieb drei Jahre eingesetzt. «Ihre Lebensleistung liegt jetzt bei über 64’000 kg Milch», ergänzt ihr stolzer Besitzer, «bezogen auf das Körpergewicht von 450kg ist dies beachtlich. Sie braucht verglichen mit einer durchschnittlichen Milchkuh von 700kg auch weniger Futter für den Erhaltungsbedarf und ist somit wirtschaftlicher.»

 

Für Andreas Schindler ist die Tatsache, dass er wenig Milch pro Stallplatz produziert, kein Problem. «Wir haben dafür weniger Fütterungs-, weniger Remontierungs- und weniger Tierarztkosten, das gleicht sich mit der Zeit fast aus. Nicht vergessen darf man, dass kleinere Kühe auch kleinere Stallplätze, weniger Raufutter- und Hofdüngerlagerraum benötigen. Auf weniger Output kommt auch weniger Input. Zumal wir nicht die beste Futtergrundlage haben – und aus dieser wollen wir möglichst das Maximum herausholen, ohne viel Kraftfutter zuzukaufen.»

 

Abkalben ohne Hilfe

 

Den Tierarzt habe er nur selten im Laufstall, 90 Prozent der Rinder und Kühe würden ganz ohne Hilfe abkalben. Im Sommer gehen die Rinder und zwei Kühe des Betriebs zalp. «Dort leisten sie in den rund 100 Tagen nicht viel weniger als die meisten grösseren Kühe, weil sie an Weide und Grundfutter gewohnt sind», schätzt Andreas Schindler. «Auch kommt den Hinterwäldern die Trittsicherheit, die Geländegängigkeit und die Robustheit entgegen», versichert er.

 

Und hat dafür ein Beispiel: «Unsere Kuh Dohle ist mittlerweile zehn Jahre alt. Sie verbrachte bereits sieben Sommer auf der Schiltalp, 1945 Meter über Meer. Sie produzierte bisher jeden Sommer Milch für 100 bis 125kg Alpkäse und 8kg Butter und bringt auch auf dem Ganzjahresbetrieb dazu noch eine beachtliche Milchleistung.» 

 

->Mehr Informationen zur Rasse gibt es hier

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