Ueli Hofer arbeitete 49 Jahre für die Landtechnik. Er kann auf fast ein halbes Jahrhundert Fachwissen zurückgreifen. Insbesondere die lange Geschichte von Fiat und Bucher bis heute zu New Holland hat er miterlebt.
«Um 10.15 h kam die Chefin Sophie Studer zu mir und wies mich an, mich nach Hause umziehen zu gehen. Um 10.55 h müsse ich wieder im Betrieb sein», lässt Ueli Hofer verlauten.
Es ist Freitag, der 28. Februar 2020, kurz nach 15.00 h – und Ueli Hofers letzter Arbeitstag – nach 49 Jahren bei der Studer AG, Lyssach BE. Soeben ist er von einem Alpenrundflug zurückgekehrt, noch ganz benommen ob all der Eindrücke. Zu fünft seien sie kurz vor Mittag Richtung Jungfraujoch abgeflogen. Das Wetter sei perfekt gewesen.
Gelungene Überraschung
Die Überraschung mit dem Helikopterrundflug ist Familie Studer rundum gelungen. Dass es sich beim Flugobjekt um einen ehemaligen Polizeihelikopter handelte, der während 30 Jahren in Deutschland im Einsatz stand, dass er unter anderem in Filmen wie «Cobra 11» eingesetzt worden war, dass er heute von einer Privatperson in Bern-Belp gehalten und vom ehemaligen Rega-Piloten Peter Hauert betreut wird, ist von Sophie Studer zu erfahren.
Peter Hauert, der nach 27 Jahren als Rega-Pilot im Alter von 57 Jahren pensioniert wurde, hatte vor 47 Jahren ebenfalls seine erste Ausbildung als Mechaniker bei der Studer AG in Lyssach absolviert und war Ueli Hofers «Unterstift».
Lernte Schmied
«Ueli hat das Herz am richtigen Fleck und hat sehr viel Fachwissen.» Mit diesen wertschätzenden Worten umschrieb sein jetziger Chef Jörg Studer den nun Pensionierten. Jörg Studer weilte bei Lehrvertragsabschluss in der Stube seiner Eltern Kurt und Susi mit Ueli Hofer und dessen Vater im Jahr 1970 noch im Laufgitter.
Hofer liess wissen, dass er damals erst der zweite Lernende von Studers gewesen sei, der sich zum Schmied-Landmaschinenmechaniker habe ausbilden lassen können. Hofer schloss seine Ausbildung mit 5,5 ab, die Meisterprüfung nach vier Jahren Praxis und zwei Jahren Meisterschule mit der Note 5,2. Im Anschluss daran wurde Ueli Hofer bei der Studer AG in Lyssach bereits Werkstattchef.
Auch Schattenseiten
Während der Weiterbildung zum Meister, in welcher er an drei Abenden und jeden Samstag die Schule besuchte, lernte Ueli Hofer seine grosse Liebe Ursula kennen. 1981 heirateten sie. Ursula erkrankte vor 24 Jahren schwer und verstarb innerhalb von drei Monaten.
Ueli Hofer blieb mit zwei kleinen Kindern zurück. – Nie reduzierte er in der Folge sein Arbeitspensum. Als Werkstattchef sei das für ihn nicht vorstellbar gewesen. Wunderbare Nachbarn verpflegten ihn und seine Kinder dreimal pro Woche. Noch heute ist er regelmässiger Gast bei ihnen am Tisch. – Inzwischen ist Ueli Hofer bereits Grossvater.
Umgang mit dem Neusten
Bucher, Fiat, New Holland: «Ich durfte die ganze Technik mitmachen», so Hofer. Stetige Weiterbildung sei bereits zu seinen Anfangszeiten Bedingung gewesen. Nun sind bei Studers aktuell drei junge Berufsleute in der «Pipeline», welche die Meisterschule absolvieren oder den Diagnosetechniker anpeilen.
Sie haben grosse Freude an der Digitalisierung. «Sie waren glücklich, wenn ich ihnen sagte: ‹Schau nach dem Fehlercode›.» – Während Ueli Hofers Zeit als Werkstattchef bei der Studer AG wurde ein Lernender Vizeweltmeister, einer Weltmeister und einer Europameister – und während seiner insgesamt 49 Jahre Tätigkeit in Lyssach ist nie ein Lernender durch die Abschlussprüfung gefallen.