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50'000 potenzielle Kunden

Früher allein auf weiter Flur, grenzen heute Wohnblocks direkt an den Landwirtschaftsbetrieb der Familie Lüscher. Diese hat den Hof auf Direktvermarktung ausgerichtet und punktet bei Konsumenten mit Qualität. Sorgen bereitet den Lüschers die Siedlungsentwicklung.

 

Früher allein auf weiter Flur, grenzen heute Wohnblocks direkt an den Landwirtschaftsbetrieb der Familie Lüscher. Diese hat den Hof auf Direktvermarktung ausgerichtet und punktet bei Konsumenten mit Qualität. Sorgen bereitet den Lüschers die Siedlungsentwicklung.

Der letzte Wohnblock wurde im August 2017 fertiggestellt. Damit rückte die Stadt Wettingen wiederum einen Schritt näher an den Hof der Familie Lüscher. Noch vor 20 Jahren lag dieser allein auf weiter Flur, heute sind die Häuserblocks lediglich einen Steinwurf entfernt. In unmittelbarer Nähe des 25-Hektaren-Betriebs befinden sich Fussballplätze, ein Einkaufs- und Sportzentrum, die Autobahn sowie ein Kieswerk.

Ueli Lüscher steht auf seinem Erdbeeren-Feld, lächelt und sagt: "Wir haben im Umkreis von 5 Kilometern 50'000 potenzielle Kunden. Das ist doch toll." Lüscher, der mit seiner Partnerin Gaby Moser und seinem Sohn Tobias den Hof nach IP-Suisse-Richtlinien bewirtschaftet, empfindet die Nähe zur Stadt nicht als Bedrohung, sondern als Chance. "Wir können unsere Produkte vollumfänglich in der Region verkaufen – direkt ab Hof und in lokalen Läden", sagt Tobias Lüscher.

Nahe bei den Konsumenten

Die Familie Lüscher hat den Vorteil, welcher die Lage am Stadtrand bietet, erkannt und ihren Betrieb vor rund 10 Jahren auf die Direktvermarktung ausgerichtet. Den Grundstein dazu gelegt haben Traugott und Elda Lüscher, Uelis Eltern und Tobias’ Grosseltern. Die beiden heute 94- und 90-Jährigen haben früher am Strassenrand Erdbeeren feilgeboten. Heute verfügen die Lüschers über einen Hofladen, in dem sie eine breite Palette an Lebensmitteln aus der Region anbieten.

Das Sortiment reicht von Obst, Gemüse, Eiern, Salatsaucen, Konfitüren bis hin zu Teigwaren und Zöpfen. Einen Teil der Produkte beziehen sie von anderen Bauern, die Lüschers selber haben sich auf den Anbau von Erdbeeren, Kürbissen, Zwetschgen und Kirschen spezialisiert. Dazu kommen ein Blumenfeld zum Selberpflücken, Pensionspferde, Christbäume, Cheminéeholz, Ackerbau - und Hühner.

Freiland-Hühner im mobilen Stall

Die Hühner geniessen - im Vergleich mit ihren Artgenossen auf anderen Betrieben – auf dem Lüscherhof ein paradiesisches Leben. Ganztägig dürfen sie auf die Weide. Möglich machen dies zwei mobile Ställe, welche die Lüschers kürzlich angeschafft haben. Diese verschieben die Stadtbauern regelmässig auf ihren Weiden.

Früher wurden die Hühner im Stall gehalten. "Das war einfach nicht mehr zeitgemäss", sagt Gaby Moser. Viele Kunden hätten sich nach Eiern aus Freilandhaltung erkundigt. "Deshalb habe ich gesagt: Die Hühner müssen raus. Seither verkaufen wir viel mehr Eier", freut sich Moser. Auch bei den Pensionspferden steht das Tierwohl an oberster Stelle. Die 10 Tiere dürfen Tag und Nacht auf die Weide.

Mit Qualität punkten

Beim Obst legen die Lüschers grossen Wert auf Qualität. "Die Früchte müssen frisch sein und auch geschmacklich überzeugen. Durchschnittlich zu sein reicht nicht, wir müssen uns von der Konkurrenz abheben", betont Stadtbauer Ueli Lüscher.

Um Erfolg in der Direktvermarktung zu haben, müsse man kontaktfreudig sein, gibt Tobias Lüscher zu bedenken. "Man muss sich auch mal in stressigen Momenten Zeit für ein Gespräch mit Kunden nehmen." Die Konsumenten würden das schätzen, ebenso wie die Transparenz. "Die Leute wollen vermehrt wissen, woher die Lebensmittel kommen und wie sie produziert werden", ergänzt Gaby Moser. "Unser Hof steht allen Interessierten offen."

Bedrohliche Siedlungsentwicklung

Auch wenn die Lüschers viele Vorteile in der Nähe zur Stadt sehen, Sorgen bereiten ihnen die Siedlungs- und Verkehrsentwicklung. "Es gibt Stadtentwicklungs-Pläne, wo unser Hof nicht mehr eingezeichnet ist", sagt Tobias Lüscher sorgenvoll. "Die ungewisse Zukunft macht uns am meisten Angst", betont Gaby Moser.

Tobias Lüscher wird im nächsten Jahr zusammen mit seiner Frau Larissa auf den Hof ziehen, Vater Ueli und Gaby Moser werden ein neues Zuhause suchen, aber noch weiterhin auf dem Betrieb mithelfen. Als Nächstes wollen sie im alten Hühnerstall einen neuen Hofladen einrichten, weil der heutige zu klein ist. Die Vergrösserung des Betriebs ist kein Ziel. Zusätzliche Flächen zu pachten ist ohnehin fast unmöglich. "Man muss auch mal zufrieden sein", sagt Ueli Lüscher. "Wir wollen lieber das Bestehende gut machen", ergänzt Tobias Lüscher.

 

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Der LID stellt monatlich Bauernfamilien vor, die vor den Toren einer Stadt Landwirtschaft betreiben. Welches sind die damit verbunden Herausforderungen, wo liegen die Chancen der stadtnahen Lage?

 


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