Der Umgang mit Gülle birgt grosse Gefahren. Einige Hinweise zur Unfallverhütung sollten deshalb unbedingt beachtet werden.
Welche Gefahr von Gülle ausgeht, zeigt diese Woche ein Unfall in Nordrhein-Westfalen (D). Mehrere Personen sind durch austretende Güllegase verletzt worden. Laut «Agrarheute» hat ein Mann aufgrund von Güllegasen im Stall das Bewusstsein verloren. Ein zu Hilfe kommender Mitarbeiter atmete die Güllegase ebenfalls ein. Die Rettungskräfte veranlassten einen sofortigen Transport des zeitweise bewusstlosen Manns. Zwei der Rettungssanitäter atmeten ebenfalls Schadgase ein und wurden mit dem Rettungswagen in das naheliegende Spital gebracht.
Gas lähmt Geruchssinn
Derartige Unfälle verdeutlichen, dass Güllegase ein hohes Verletzungsrisiko bergen, insbesondere in schlecht belüfteten Ställen. Neben Kohlendioxid, Ammoniak und Methan geht die Gefahr vor allem von Schwefelwasserstoff aus. Gefährlich wird es besonders dann, wenn man das Gas nicht mehr riecht. Der stechende Geruch, der an faule Eier erinnert, ist so bereits nach kurzer Zeit nicht mehr wahrnehmbar. Schon ab einer Konzentration von etwa 200 ml/m3 (200 ppm) lähmt das Gas den Geruchssinn. Ab einer Konzentration von 500 bis 700 ml/m3 wirkt es stark toxisch und kann nach wenigen Atemzügen zur Bewusstlosigkeit und zum Tod führen.
Zahlreiche Faktoren können die Entstehung von Schwefelwasserstoff begünstigen. Grundsätzlich ist bei eiweissreicher Fütterung in der Mast mit einem höheren Potenzial für die Entstehung von Schwefelwasserstoff zu rechnen. Auch hohe Temperaturen fördern die biologischen Prozesse, die so erhöhten Umsetzungsprozesse steigern die Schadgasbildung. Deshalb bei warmem und windstillen Wetter besonders aufpassen.
Einstieg in Güllegrube
Beim Einstieg in Güllegruben oder -kanäle muss unbedingt ein Frischluft-Druckschlauchgerät eingesetzt werden. Die hinabsteigende Person wird so über das Gerät mit Sauerstoff versorgt. Ausserdem ist es wichtig, diese Person durch ein Seil und zwei weitere Personen zu sichern. Nur so kann die Person, die im Güllelager arbeitet, im Ernstfall schnell und rechtzeitig gerettet werden.