Die pensionierte Bäuerin Lydia Flachsmann-Baumgartner zeigt wieder ihre Krippenausstellung. Wer hinfährt, kommt angesichts der Vielfalt der Krippenfiguren aus aller Welt nicht mehr aus dem Staunen heraus.
Vorgezogene Weihnachten hat, wer die Krippenausstellung von Lydia Flachsmann-Baumgartner im Weiler Burghof in Ossingen ZH besucht. Am vergangenen Sonntag waren ihre 700 Krippen aus 70 Ländern zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder zugänglich. Von der pensionierten Bäuerin und ihren Helfern in monatelanger Arbeit hergerichtet, sind die Krippen im ehemaligen Kälberstall, im Hühnerhaus, im Wöschhüsi und in drei Hochsilos zu bestaunen.
Zusätzliche Feierlichkeit verbreitete am Sonntag der Posaunenchor Marthalen, der weihnächtliche Ohrwürmer wie «Herbei, oh ihr Gläubigen», «Es ist ein Ros entsprungen» und «Gloria in Excelsis Deo» spielte. Ganz im Zeichen der Gemütlichkeit steht das Krippen-Kafi, in dem die Besucher zum Beispiel selbst gemachte Birewegge zu einem Gewürzsüssmost mit Früchten aus dem Obstgarten von Hans und Lydia Flachsmann geniessen können.
Krippen aus aller Welt
«Herzig» und «munzig» – so lauteten viele leise gehauchte Kommentare. In der Tat hat Lydia Flachsmann in ihrer Sammlung viele ganz kleine Krippen, die in einer Nussschale oder in einer Zündholzschachtel Platz finden. Die Vielfalt ihrer Krippen ist enorm. So hat sie eine aus Zedernholz geschnitzte aus Palästina, eine aus Zeitungspapier gefaltete von den Philippinen, eine Filz-Krippe aus Kasachstan und eine aus Coca-Cola-Dosen zusammengenähte aus Südafrika. Hinter jeder Krippe steht eine Geschichte. Sie hatte in ihrem Bed&Breakfast etwa Amische aus den USA zu Gast, deren Tochter nach Südamerika in die Mission ging und ihr von dort eine Krippe schickte.
«Kulturgut Christentum»
Aufgewachsen ist Lydia Flachsmann in einer Täuferfamilie in Bollodingen BE. Sie arbeitete als Sekretärin in den USA, liess sich auf dem Schwand BE zur diplomierten Bäuerin ausbilden und hatte neben ihren Aufgaben in der Familie und auf dem Hof eine Stelle als Kosmetik-Expertin bei Coop. Am Anfang ihrer Krippensammlung stand eine Krippe von Christa, der jüngsten ihrer vier Töchter. Sie musste in der vierten Klasse eine Krippe töpfern, wurde aber bis zum Mittag nicht fertig, sodass Josef fehlte. Auf ihrer Homepage schreibt Lydia Flachsmann, warum sie Krippen sammelt: «Ich sehne mich zurück ins Einfache, Stille, Geruhsame, Schöne, Kitschige, Erinnerungen, Gerüche, Gefühle.
Mit meiner Krippensammlung verbindet mich eine Seelenverbundenheit, die ein Aussenstehender eventuell nicht verstehen kann. Oder ist es die Sehnsucht nach der Geborgenheit der Kindheit – nach den schon früh verstorbenen Eltern, nach Harmonie, Seligkeit, Glauben, Wunder, Heilung, Gott?» Sie betont, dass sie die Krippenausstellung nicht zu ihrer eigenen Ehre macht. «Ich will zum Kulturgut Christentum Sorge tragen», sagt sie. Kürzlich habe sie in der Stadt wieder gesehen, dass in den Schaufenstern nur noch allerlei Spielwaren, aber keine christlichen Symbole mehr ausgestellt würden. «Man weiss bald nicht mehr, warum man Weihnachten feiert», stellt sie fest. Und doch: In den letzten Jahren seien Krippen wieder gefragter geworden, zu Schnäppchenpreisen kämen viel weniger Krippen in die Brockenhäuser oder in den Onlinehandel als noch vor ein paar Jahren. «Offenbar besinnen sich wieder mehr Leute auf ihre Wurzeln», so Flachsmann.
Die Krippenausstellung ist offen: 14., 21. und 27. Dezember 2014, 4. Januar 2015, jeweils 14–18 Uhr. www.miniaturkrippen.ch