Mit dem Projekt Redes will der Bund mehr über die Ressourceneffizienz in der Land- und Ernährungswirtschaft lernen. Dabei rechnet das Bundesamt für Landwirtschaft mit einem bemerkenswerten Szenario, was das Bevölkerungswachstum angeht.
Ressourceneffizienz im Dienste der Ernährungssicherheit, abgekürzt «Redes». So heisst ein grosses Projekt des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW). Am Mittwoch fand dazu an der Hochschule Hafl, die ebenfalls beteiligt ist, eine Veranstaltung statt. Hier die bemerkenswertesten Erkenntnisse:
- Das BLW plant fast nach dem Szenario der Ecopop-Volksinitiative. Redes-Projektleiter Hans-Jörg Lehmann erklärte: «Wir werden eine Bevölkerungszunahme haben bis 2050, etwa 1 Million, wir werden 9 Millionen Einwohner sein.» Ende 2014 wird die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz bereits rund 8,2 Mio. betragen, in den letzten Jahren lag das Nettowachstum pro Jahr um die 80000. 9 Millionen im Jahr 2050 entsprechen ungefähr dem Bevölkerungswachstum, das die Ecopop-Volksinitiative mit ihrer Zuwanderungsbeschränkung zugelassen hätte.
- Auch beim Bund ist nicht immer ganz klar, was Ressourceneffizienz genau bedeutet. BLW-Vize-Direktor Adrian Aebi blendete eine Folie ein, welche die Entwicklung der Pflanzenschutzmittelverkäufe in Tonnen Wirkstoff darstellte, und sagte dazu: «Auch hier sieht man, dass man eigentlich beim Pflanzenschutz nicht effizienter geworden ist, das ist auf derselben Höhe geblieben.» Auf Anfrage stellte Aebi klar, dass man in diesem Zusammenhang nicht von Effizienz sprechen könne: «Es ging darum zu zeigen, dass wir in der Schweizer Landwirtschaft nach wie vor einen hohen Einsatz von Hilfsstoffen haben und damit eine vergleichsweise intensive.» Er betont auch, dass über man über den Bemessungszeitraum von 1990 bis 2013 feststellen könne, dass mehr mit tendenziell gleich viel Input produziert wird – trotz einer gefühlten Ökologisierung. Bezüglich Phosphor-Effizienz (Output geteilt durch Input) legte Aebi anschliessend eine Folie auf, welche eine markante Zunahme der Effizienz in den 1990er-Jahren und eine leichte Effizienzsteigerung seit dem Jahr 2000 aufzeigt.
- Der Begriff «Intensivierung» muss ein besseres Image bekommen. Allan Buckwell, Professor am Institut für europäische Umweltpolitik, warb für das Konzept der nachhaltigen Intensivierung. Dazu stellte er fest: «Intensität ist gut definiert und messbar, hat aber allgemein einen schlechten Ruf. Das ist bedauernswert.» Man müsse dieses Wort «entgiften», so Buckwell, wenn man die Ausgangslage mit den knapper werdenden Ressourcen bei wachsender Weltbevölkerung akzeptiere. Dagegen sei Nachhaltigkeit weder klar definiert noch messbar, aber alle würden diesen Begriff lieben. Für Buckwell ist klar: «Nicht nachhaltig heisst, dass ein System zugrunde geht. Wir müssen mehr über die Schwellenwerte erfahren, ab denen ein System kippt und zugrunde geht.» Ein anwesender Agronom ETH gab ihm in der Diskussion recht: «Wenn von Nachhaltigkeit gesprochen wird, ist sehr oft die Performance in irgendeiner Hinsicht gemeint, statt dass es darum geht, ob ein System überleben kann oder nicht.»
- Extensivierung bedeutet mehr Umweltschäden im Ausland. Buckwell sagte in Bezug auf die EU: «Wir könnten extensivieren und mehr importieren. Aber das würde den Export von negativen Nebenwirkungen der Produktion bedeuten.»


