Der Österreichische Biodiversitätsrat, ein Gremium aus 27 Forschern und Experten verschiedener Fachbereiche, hat sich klar gegen die Nutzung von brachliegenden Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) positioniert.
Die kürzlich zurückgetretene Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger hatte Mitte April in dem Alpenland die Brachflächen für die Bewirtschaftung freigegeben und dies mit den Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die weltweite Versorgungssicherheit sowie mit massiv steigenden Betriebs- und Futtermittelkosten begründet.
Die Mitglieder des Biodiversitätsrats warnten vergangene Woche indes vor schwerwiegenden Folgen dieser Massnahme. Längerfristig könnte diese Entscheidung die globale Ernährungskrise verschärfen anstatt sie zu bekämpfen, so ihre Befürchtung.
Kurzfristig könnten auf den Brachen ohnehin nur Sommergetreidearten sowie Körnermais oder Sojabohnen angebaut werden, gibt das Gremium zu bedenken. Hinzu komme die Nutzung als Grünland für die Tierernährung.
Beitrag würde minimal ausfallen
Sollten gemäss einer eher optimistischen Annahme zwei Drittel der rund 9’000 ha in Frage kommenden Brachflächen in Getreidekulturen umgewandelt werden, würde sich damit die derzeit in Österreich bestehende Anbaufläche für Getreide und Mais im Ausmass von geschätzten 737’000 ha nur um 0,81 % vergrössern.
Daher dürfte der erhoffte Beitrag zur Ernährungssicherheit dieser Massnahme minimal ausfallen. Ferner bezweifelt der Biodiversitätsrat, dass Österreichs Landwirte die Möglichkeit zur Bewirtschaftung von Brachflächen überhaupt wahrnehmen werden, da diese häufig auf Grenzertragsstandorten lägen.
Umwandlung wäre ein falscher Schritt
Es seien meist Flächen mit benachteiligter Feldstruktur oder mit grösserer Entfernung zum Hof. Zudem verwiesen die Fachleute auf Indikatoren für die Biodiversität in Agrarökosystemen, die langfristig rückläufig seien beziehungsweise auf sehr niedrigem Niveau stagnierten.
Vor diesem Hintergrund sei die Umwandlung von Brachflächen in konventionelle Ackerbauflächen der falsche Schritt.
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