Die diesjährige Getreideproduktion (ohne Mais) wird in Österreich derzeit auf rund 2,9 Mio. t geschätzt und liegt durch Flächenrückgänge und etwas geringere Hektarerträge um 12% unter dem Vorjahresniveau sowie auch unter dem Fünfjahresschnitt von 3,1 Mio. t.
Inklusive Mais dürfte die heimische Gesamtproduktion 5,1 Mio. t ausmachen, was gegenüber 2020 einem Minus von 9% entspricht und das Fünfjahresmittel von 5,3 Mio. t um 4% verfehlt. Dies teilte heute Günter Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der Agrarmarkt Austria (AMA), bei der traditionellen Erntebilanz mit.
«Wetterextreme bereiten zunehmend Probleme und machen Prognosen immer schwieriger. Hagel, Sturm und Starkregen haben die Landwirtschaft in den letzten Wochen regional schwer getroffen und lassen eine genauere Prognose erst zu, wenn die Mähdrescher stillstehen», sagte Griesmayr. Österreich sei aber weiterhin mit dem bedeutenden Grundnahrungsmittel Getreide sowohl mengenmässig als auch qualitativ gut versorgt.
Gesamte Getreidefläche lag under Fünfjahresschnitt
Die gesamte Getreidefläche 2021 (ohne Mais) lag mit 516.520 ha um 5% unter dem Vorjahreswert und um 11% unter dem Fünfjahresschnitt. Die Weichweizenfläche schrumpfte durch widrige Anbaubedingungen im Herbst 2020 um 8.570 ha auf ihr historisch geringstes Ausmaß von 237.536 ha. Dennoch ist Weichweizen die mit Abstand bedeutendste Getreideart auf den heimischen Äckern.
Roggen landete aufgrund von Preisrückgängen und nassen Anbaubedingungen mit 32.769 ha ebenfalls auf einem Flächentief. Die Ölrapsfläche setzte den steilen Abwärtstrend der Vorjahre fort und machte nur mehr 28.189 ha aus. Dem gegenüber erfreute sich Dinkel einer regen Nachfrage, weshalb die Anbaufläche um 5.082 ha auf ein Allzeithoch von 20.335 ha ausgeweitet wurde. Hartweizen war durch erhöhten Teigwarenabsatz während der Lockdowns sehr gefragt, weshalb die Fläche um 2.951 ha erhöht wurde.
Soja im Auftrieb
Der Aufwärtstrend der Sojabohnenfläche setzte sich dieses Jahr weiter fort (+7.266 ha), da die Nachfrage nach Lebensmitteln aus dieser Frucht und nach einer hochwertigen Eiweissquelle in der Fütterung ungebrochen anhielt. Körnermais kann auch in heißen Jahren stabile Erträge erzielen, weshalb die Anbaufläche um 4.871 ha erhöht wurde.
Bio-Ackerfläche kann hohes Niveau halten
Die Bio-Ackerflächen konnten den Rekordzuwachs aus dem Vorjahr halten, ihr Anteil an der gesamten Ackerfläche liegt bei 20%, womit Österreich weiter im europäischen Spitzenfeld liegt. Innerhalb der Bio-Getreidearten wurden einige Verschiebungen vollzogen: Dinkel und Hartweizen wurden nachfragebedingt mehr ausgesät, während die gesunkenen Preise für Wintergerste, Mais und Roggen aus biologischem Anbau zu geringeren Flächen führten. Die rege Nachfrage nach Bio-Speisesoja schlug sich ebenfalls im Anbauverhalten nieder.
Weichweizenernte geringer – Gute Qualtiäten erzielt
Die Ernte von Weichweizen wird laut AMA-Schätzungen dieses Jahr rund 1,4 Mio. t betragen und somit um 5,5% unter dem Fünfjahresschnitt beziehungsweise um 9,2% unter dem guten Vorjahresergebnis liegen. Dies ist auf den massiven Rückgang der Anbaufläche und geringere Hektarerträge (-8,2%) zurückzuführen. Mit 5,6 t/ha sind die Erträge dennoch als durchschnittlich einzustufen.
«Trotz der von zahlreichen Regen- und Hagelereignissen unterbrochenen Erntephase weist die heurige Weizenernte 60% Qualitäts- und Premiumweizen sowie hervorragende Knet- und Backeigenschaften auf. Das heimische Weizenangebot kann somit alle Verarbeitungssektoren im Inland sowie im Export vor allem nach Italien bedienen», betonte Griesmayr.
Bei Hartweizen liegt die Menge mit 87.000 t durch eine Flächenausdehnung um 6,1% über dem Vorjahr. Die Hektarerträge von 4,6 t/ha sind geringer (-4,2 %) als 2020, entsprechen aber dem fünfjährigen Mittel. Die Qualitätseigenschaften für die Teigwarenherstellung sind wieder hervorragend.
Roggen - das zweitwichtigste Brotgetreide in Österreich - wies dieses Jahr unter allen Wintergetreidearten die niedrigsten Erträge auf. Lediglich 4,4 t wurden pro ha geerntet, wodurch das Vorjahresergebnis um 13,7% unterschritten wurde. Die enttäuschenden Hektarerträge und die kleinere Anbaufläche führen zu einer Reduktion der Erntemenge auf 145.000 t (-33,8% gegenüber dem Vorjahr).