Die Kartoffelernte nimmt Fahrt auf. Wie in den letzten zwei Jahren sind auch heuer die Bedingungen schwierig. Wegen des nassen Frühlings wurden viele Kartoffeln entweder bei schlechten Bedingungen oder spät gepflanzt, wodurch sie sich verzögert entwickelten und auch anfälliger waren gegenüber Krankheiten und Schädlingen.
Geld kommt erst spät
Hinzu kam der trockene Frühsommer. Allgemein tragen die Kartoffelbauern ein grosses Risiko: Krankheiten, Schädlinge und weggefallene Wirkstoffe bei den Pflanzenschutzmitteln erschweren die Produktion, die Möglichkeit zur Bewässerung wird immer mehr zur Voraussetzung, und die hohen Kosten fürs Pflanzgut bedingen eine grosse finanzielle Einlage.
Zumal das Kartoffelgeld zum Teil lange auf sich warten lässt. So berichten Produzenten, dass sie erst kürzlich die letzten Zahlungen für die Ernte 2022 erhalten hätten. Damit hierzulande auch weiterhin Kartoffeln produziert werden, muss sich der Anbau zumindest lohnen. Die preisliche Grundlage für die heurige Kartoffelernte bestimmte die Branche mit der Festsetzung der mittleren Preisbänder im Frühling. Wegen der gestiegenen Produktionskosten wurden diese bei allen Segmenten angehoben.
Importe beantragt
Die heurige Kartoffelernte wird auf 360'000 Tonnen geschätzt, was rund 15% unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre ist. Angesichts der guten Nachfrage sowohl im Speise- wie auch im Industriekanal wird diese Menge nicht ausreichen, um den inländischen Markt zu versorgen. «Zusatzimporte werden auch in diesem Jahr im grösseren Stil notwendig sein», teilt die Branchenorganisation Swisspatat mit. Ein erstes Zusatzkontingent von 25’000 Tonnen wurde Anfang September gestellt. Dies soll die Produktion in der Industrie sicherstellen. «Zudem wird ermöglicht, dass qualitativ gute Schweizer Ware eingelagert und zu einem späteren Zeitpunkt verarbeitet werden kann», hiess es damals. blu
Reduktion des Produzentenpreises
Anfang September haben Vertreter von Produktion, Handel und Industrie die effektiven Produzentenpreise bei den Veredelungskartoffeln beschlossen, und seit einer Branchensitzung von vergangener Woche sind nun auch die Herbstpreise für die Speisesorten bekannt. Alle Preise liegen im oberen Bereich der Preisbänder. Was nützen jedoch angemessene Preise, wenn die Übernahmebedingungen nicht stimmen? Auch über diese wurde an der Sitzung diskutiert. Dabei ging es unter anderem um die Lagertarife beim Produzentenlager der Speiser.
So erhalten die Bauern beispielsweise für Kartoffeln, die erst im März aus dem Lager kommen, eine Entschädigung für die Qualitätsminderung und für den Schwund am Lager. Umgekehrt gibts für Kartoffeln, die nur zwischen September und November gelagert werden, Abzüge. Besonders diese wollten die Produzenten anpassen. Erfolglos. Die Migros – eine der Grossen im Kartoffelgeschäft – hat ihre Marktmacht spielen lassen.
Der Präsident der Vereinigung der Schweizerischen Kartoffelproduzenten (VSKP), Ruedi Fischer, sagt: «Mit den Handels- und Packbetrieben wäre wahrscheinlich eine Lösung möglich gewesen. Aufgrund der fehlenden Kompromissbereitschaft der Migros wurde leider für dieses Jahr keine Einigung erzielt.» Es würden daher weiter die Tarife gemäss dem letzten Jahr gelten. «Das bedeutet für uns faktisch eine versteckte Reduktion des Produzentenpreises. Ein weiteres Jahr mit diesen Tarifen wird die VSKP nicht akzeptieren», so Fischers Ankündigung.
Richtpreise am oberen Rand
Die diesjährige Witterung machte den Kartoffelanbau erneut herausfordernd. Die Ernte fällt rund 15 Prozent tiefer aus als im Mittel der letzten Jahre. Auch die innere Qualität ist unterdurchschnittlich ist.
Die Ergebnisse der Ertragserhebung zeigen denn ein wenig erfreuliches Bild. Die Bruttoerträge belaufen sich in diesem Jahr auf durchschnittlich 385 kg/a. Im Vergleich zum Mittel der Jahre 2017-2022 (450 kg/a) entspricht dies rund 14% geringeren Erträgen. Bei einem durchschnittlichen Speiseanteil (SA) von 76% belaufen sich die Flächenerträge über alle Sorten in diesem Jahr auf 292 kg/a SA (2017-2022: 354 kg/a SA). Die festgestellten Hauptmängel sind gemäss Mitteilung der Branchenorganisation Swisspatat vor allem missförmige Knollen, Hohlherzigkeit und Wachstumsrisse.
«Basierend auf den Flächenzahlen und den Resultaten der Ertragserhebung wird die Gesamternte (konventionell und Bio) auf ca. 360'000 Tonnen geschätzt, was rund 15% unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre ist», schreibt Swisspatat.
Aufgrund des niedrigeren Angebotes und der stabilen bis steigenden Nachfrage liegen die Produzentenrichtpreise für konventionelle Kartoffeln in diesem Jahr im oberen Bereich der Preisbände r. Bei den festkochenden Sorten beträgt der Preis 60.00 Fr./100 kg, bei den meisten mehligkochenden Sorten bei 55.25 Fr./100 kg. Der Basispreis für grobsortierte Speise- und Veredelungskartoffeln wurde auf 30.40 Fr./100 kg festgelegt. blu
Konsumenten und Produzentenfreundlich....
Je länger je mehr habe ich Mühe mit dem Grossverteiler Migros, auch Coop zieht nach.
Schon früher war der Ruf von Migros schlecht.
Wurde aber immer eines bessern belehrt seitens der Bauern: doch, doch der Migros ist ein guter Abnehmer unserer Produkte.
Jetzt haben es die Grossverteiler in der Hand.
Es ist bedenklich dass in der Schweiz Kartoffeln nicht ausreichend angebaut werden können.
Dann kann man mehr importieren.
Ist leider bei jedem Lebensmittel so...