Die ägyptische Regierung will neues Agrarland erschliessen. Wie die Gesellschaft Germany Trade and Invest (gtai) unter Berufung auf das Kairoer Landwirtschaftsministerium mitteilte, sollen im Land am Nil insgesamt 1,68 Mio. ha Ackerland hinzugewonnen werden.
Um den Wasserbedarf für die Flächen zu decken, sollen rund 4'000 Brunnen gebohrt werden. Unter dem Titel „One million acres“ werde nun eine erste Etappe des Gesamtplans umgesetzt. Geplant sei, zunächst 420'000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche zu erschliessen. Das Projekt sei Teil der Wahlkampagne von Präsident Abdelfattah Al-Sisi gewesen.
90 Prozent Grundwasser
Das Vorhaben erstrecke sich auf mehrere Verwaltungsbezirke Ägyptens, berichtete die gtai. Diese verfügten über unterschiedliche natürliche Voraussetzungen hinsichtlich des Salzgehalts der Böden und des Bewässerungsbedarfs. In der ersten Phase solle Land in den Oasen Farafra, Dakhla und Siwa im Westen beziehungsweise Südwesten gewonnen werden. Besonders energisch würden die Pläne in Farafra vorangetrieben.
Die gtai verwies in dem Zusammenhang auf eine Erklärung des ägyptischen Bewässerungsministers Hossam Moghazi, wonach 90% des benötigten Wassers aus Grundwasserbrunnen stammen sollen. Zunächst würden 240 Grundwasserbrunnen entstehen, die für etwa 22'600 ha Land vorgesehen seien. Die Kosten dafür beliefen sich auf etwa 95 Mio. Euro.
Darüber hinaus hat das Kairoer Agrarressort laut gtai den Technikbedarf für das Landgewinnungsprojekt ermittelt. Gebraucht würden demnach insgesamt 6'000 Kreiselberegnungsanlagen, jeweils 1 000 Traktoren und Erntemaschinen sowie hunderte landwirtschaftliche Transportfahrzeuge.
Sehr begrenzte natürliche Ressourcen
Jedoch sei der finanzielle Spielraum für die Beschaffungen begrenzt, so die gtai. Deshalb wäre es für die ägyptische Seite wichtig, dass Anbieter der entsprechenden Technik eine langfristige Finanzierung ermöglichten. Dann könnte aus den Erträgen der neu bewirtschafteten Flächen die Bezahlung der Lieferanten erfolgen. Das genaue Vorgehen hinsichtlich der Beschaffung der erforderlichen Landtechnik stehe aber noch nicht fest: Möglich sei eine staatliche Ausschreibung oder alternativ die Übernahme der Regie durch ein Unternehmen.
Die gtai spricht der Landwirtschaft in Ägypten trotz der begrenzten natürlichen Ressourcen gute Entwicklungschancen zu. Jährlich wachse die Einwohnerzahl, die derzeit bei rund 88 Millionen liege, um etwa 2%. Somit steige der Bedarf an Nahrungsmitteln, zumal es nur eine begrenzte Eigenversorgung gebe.
90% Wüste
Rund 90% der Staatsfläche Ägyptens bestehe aus Wüste, weshalb die Landwirtschaft nahezu vollständig von einer Bewässerung abhänge. Nur etwa 4% des Gebietes könne derzeit landwirtschaftlich genutzt werden. Der gtai zufolge ist Ägypten der größte Weizenimporteur der Welt und unterhält ein aufwändiges Subventionssystem für Brot und andere Lebensmittel.