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Agrarbeihilfenbetrug: 17 Betriebe beschlagnahmt

AgE |

 

Die sogenannte «Mafia der Weiden» sackte über mehrere Jahre Agrarfördermittel vor allem aus dem EU-Haushalt ein.

 

Der Gerichtsprozess zum EU-weit bislang grössten aufgedeckten Betrug mit staatlichen Agrarfördergeldern ist abgeschlossen. Das Gericht der sizilianischen Stadt Patti verkündete Anfang voriger Woche das Urteil über die «Mafia der Weiden», die über mehrere Jahre Fördermittel des italienischen Staates, vor allem aber aus dem EU-Haushalt, als lukrative Geldquelle genutzt hatte.

 

Von den ursprünglich 101 Angeklagten wurden jetzt 91 zu insgesamt 600 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, im Schnitt jeder Angeklagte also zu gut 6,5 Jahren. Neben dem Betrug wurden die Angeklagten auch wegen Erpressung und Rauschgifthandel verurteilt. Die Mafia nutzte für ihre Erschleichung von Agrarbeihilfen den Naturpark der Nebrodi, einen Bergzug über der nordöstlich gelegenen sizilianischen Stadt Messina.

 

Die von ihr angewandten Methoden waren dem Gericht zufolge die üblichen. Pächter wurden eingeschüchtert und gezwungen, als Strohmänner aufzutreten. Wer sich weigerte, wurde aufs Übelste drangsaliert: Stallungen und Hof wurden in Brand gesteckt, Tiere getötet. Sobald sich die Mafiosi die Pacht unter den Nagel gerissen hatten, kümmerten sie sich nicht mehr darum. Sie deklarierten Flächen als Acker- und Weideland, obwohl dort gar keine Landwirtschaft betrieben wurde. Es ging ihnen allein um die Fördergelder.

 

Trotz Attentat nicht aufgegeben

 

Dieser Betrug ging so lange gut, bis im Jahr 2013 Giuseppe Antoci zum neuen Präsidenten des Naturparks bestellt wurde. Diesem wurde schnell klar, wer in dem Naturpark die Macht übernommen hatte, und er begann, sich der Mafia zu widersetzen.

 

Zur Wende kam es 2015, als das von Antoci ausgearbeitete Ausschreibungsprotokoll in Kraft trat. Auch für Pachtflächen im Wert unter 150’000 Euro musste der Teilnehmer ab dann ein Anti-Mafia-Zertifikat vorlegen. Diese Regelung wurde 2016 auf ganz Sizilien erweitert. Vergeblich versuchten die «Padrini» Antoci mit einem Attentat einzuschüchtern. Laut dem Naturparkpräsidenten konnte die Mafia auf den Weiden der Nebrodi lange Zeit ungehindert agieren.

 

Dem Gericht zufolge wurden Agrarfördergelder in Höhe von insgesamt etwa 6 Millionen Euro einkassiert. Antoci schätzt den Schaden durch die sizilianische Mafia für den Staat und die Gesellschaft in seinem Buch indes auf rund 3 Milliarden Euro.

 

Bürgermeister unter den Verurteilten

 

Der Gerichtsprozess dauerte insgesamt 20 Monate. Die höchste Freiheitsstrafe, nämlich 30 Jahre, bekam der Mafiaboss Aurelio Salvatore Faranda. Unter den Verurteilten ist auch der Bürgermeister einer der Gemeinden des Naturparks.

 

Neben den Freiheitsstrafen wurden Besitztümer im Wert von 4 Millionen Euro beschlagnahmt, ausserdem 17 Betriebe. Antoci sagte nach der Urteilsverlesung: «Wir haben getan, was zu tun war. Wir haben eindeutig zu verstehen gegeben, dass die EU-Gelder nur für anständige Leute bestimmt sind und nicht für Mafia-Bosse.»

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