Die Ukraine hat in den ersten drei Quartalen dieses Jahres ihre Agrarexporte deutlich ausgebaut. Nach Angaben des staatlichen Zolldienstes sind die Ausfuhren von Januar bis September 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 9,9 Mio. Tonnen beziehungsweise mehr als 25% auf 48,9 Mio. Tonnen gestiegen. Der Wert der Exporte legte um 1,2 Mrd. Franken (1,3 Mrd. Euro) auf etwa 9,07 Mrd. Franken (9,7 Mrd. Euro) zu. Das entsprach einem Plus von 15%.
Ermöglicht wurde dieser Zuwachs laut Zolldienst vor allem durch die Wiederaufnahme der Schiffstransporte über das Schwarze Meer. Rund 89% der Agrarlieferungen wurden auf dem Seeweg befördert. Beim Landtransport bevorzugten die Exporteure die Schiene, und nur 2% der Ausfuhren erfolgten per Lkw.
Nach wie vor ist das Getreide der wichtigste Devisenbringer für die Ukraine. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden 42,3 Mio. Tonnen Getreide im Wert von 6,17 Mrd. Franken (6,6 Mrd. Euro) ins Ausland geliefert. Dahinter folgen die Ölsaaten, deren Exporte einen Umfang von 5 Mio. Tonnen erreichten, was dem Land Einnahmen von 1.87 Mrd. Franken (2,0 Mrd. Euro) brachte.
EU wichtigster Abnehmer
Allein 1,72 Mrd. Franken (1,84 Mrd. Euro) verdiente die Ukraine von Jahresbeginn bis September 2024 mit ihren Agrarexporten in die Türkei. Darauf hat Landwirtschaftsminister Vitaliy Kowal am Mittwoch (23.10.) bei einem Treffen mit dem türkischen Botschafter in der Ukraine, Mustafa Levent Bilgen, hingewiesen. Der grösste Exportmarkt für ukrainische Agrarprodukte ist allerdings die EU, wohin 57% dieser Ausfuhren geliefert werden.
Im August hatte das Kiewer Agrarressort mit den wichtigsten Akteuren am Getreidemarkt eine Absichtserklärung unterzeichnet. Einerseits soll die Versorgung der ukrainischen Verbraucher gesichert und andererseits für eine ausreichende Exportmenge gesorgt werden. Die Erklärung sieht für das Wirtschaftsjahr 2024/25 eine Obergrenze für die Weizenexporte von 16,2 Mio. Tonnen vor.
Weitere Preissteigerungen erwartet
Laut Analysten der Ukrainischen Landwirtschaftlichen Genossenschaft (FUAK) lag der Preis für ukrainischen Weizen Mitte Oktober in den Schwarzmeerhäfen bei etwa 182 Franken/t (195 Euro/t). Die russischen Exporteure hätten sich auf einen Mindestpreis für ihren Weizen von 216 Franken/t (232 Euro/t) geeinigt, was der Ukraine die Möglichkeit gebe, ihre Position zu stärken. Vor allem die asiatischen Importeure suchten angesichts der Weizenknappheit nach Alternativen. Die Analysten gehen davon aus, dass die Weizenpreise in den Schwarzmeerhäfen bis Januar ein Niveau von 199 Franken/t (213 Euro/t) erreichen könnten.
Die Ukraine war am Montag (21.10.) auch ein Thema bei der Sitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (UN) in New York. Der stellvertretende UN-Generalsekretär für Europa, Zentralasien und Amerika, Miroslav Jenca, wies drauf hin, dass die erneuten russischen Angriffe auf die ukrainischen Schwarzmeerhäfen zu einem Anstieg der Getreidepreise auf den Weltmärkten geführt hätten. Vom 1. September bis zum 14. Oktober seien die Weizenpreise um mehr als 6% gestiegen. Zugleich hätten sich auch die Versicherungskosten für ukrainische Exporteure verteuert.