Die Räte haben Entscheide über die Zukunft der Landwirtschaft vertagt. Nach dem Ständerat hat nun auch der Nationalrat die Agrarpolitik 2022+ auf Eis gelegt. Die Vorlage, in deren Zentrum eine ökologischere Landwirtschaft steht, dürfte sich um Jahre verzögern.
Der Nationalrat beschloss am Dienstag mit 100 zu 95 Stimmen und bei einer Enthaltung die Sistierung. Er folgte der Mehrheit der Wirtschaftskommission (WAK-N) und dem Ständerat. Die Diskussion über gesetzliche Grundlagen zur künftigen Ausrichtung der Agrarpolitik soll erst stattfinden, nachdem der Bundesrat eine Auslegeordnung dazu vorgelegt hat.
Bericht bestellt
Zunächst und bis 2022 soll der Bundesrat einen Bericht abliefern. Dieser soll sich unter anderem mit der Selbstversorgung befassen, der nachhaltigen Lebensmittelproduktion, der Reduktion des administrativen Aufwandes für die Betriebe und den Rahmenbedingungen für möglichst viel unternehmerische Freiheit.
Ergänzend will der Nationalrat auch Auskunft über Fördermöglichkeiten für den Direktverkauf und über Massnahmen gegen das Verschwenden von Lebensmitteln. Mit diesem Vorgehen könne das Parlament die Beratungen zur künftigen Agrarpolitik im besten Fall im Sommer 2023 aufnehmen, sagte Landwirtschaftsminister Guy Parmelin.
Einkommen würde sinken
Die Mehrheit im Nationalrat kritisierte, dass mit der Agrarpolitik 2022+ (AP 22+) der Selbstversorgungsgrad sinken würde, was dem in der Verfassung verankerten Ziel widerspreche. Zudem würde das Einkommen des landwirtschaftlichen Sektors sinken, wertvolles Kulturland ginge verloren, Importe würden zunehmen und die administrative Belastung für die Landwirte würde wachsen.
Markus Ritter (CVP/SG) nannte die Sistierung «eine Chance, die Agrarpolitik in eine Richtung zu lenken, die den Bauernfamilien eine langfristige Perspektive gibt». Beat Walti (FDP/ZH) sah eine Gelegenheit, «aus eingefahrenen Pfaden heraus zu finden». Es sei an der Zeit, das System der Agrarpolitik grundlegend zu überprüfen, stellte Martin Haab (SVP/ZH) fest.
Gesamtschau ändert nichts
Die unterlegene Minderheit von SP, Grünen, GLP und einzelnen FDP-Mitgliedern hätte die Vorlage beraten wollen. Die Vorlage sei eine gute Basis, um die nötige und wichtige Debatte über eine moderne und ökologischere Landwirtschaft jetzt zu führen, fanden sie. Nicht alle Bauern wollten die Sistierung, sagte Martina Munz (SP/SH). Aber: «Offenbar gefallen die Reformen dem Bauernverband nicht, und was dem Bauernverband nicht gefällt, hat in diesem Saal keine Chance.»
Auch mit der verlangten Gesamtschau änderten sich die Vorzeichen nicht, doppelte Kathrin Bertschy (GLP/BE) nach. In der Landwirtschaft würden nach wie vor zu viele Tiere gehalten, und zu viele Pestizide gespritzt. «Es ist der falsche Moment um die Arbeit zu verweigern», sagte Kilian Baumann (Grüne/BE).
Parmelin warnte vor Sistierung
Auch Bundespräsident Parmelin wehrte sich vergeblich gegen die Sistierung und argumentierte mit der populären Trinkwasser- und der Pestizidverbots-Initiative. Die AP 22+ zu behandeln, könnte dazu einladen, die extremen Initiativen abzulehnen, gab er zu bedenken.
Die AP 22+ dürfte nach dem Sistierungsentscheid Jahre später umgesetzt werden als geplant. In der Antwort auf das Postulat des Ständerats schätzte der Bundesrat, dass es Anfang 2025 werden könnte, bis die neuen Bestimmungen in Kraft gesetzt werden.
In neuer Vorlage aufgenommen
Mit der AP 22+ will der Bundesrat unter anderem die Auflagen für Direktzahlungen erhöhen. Auch beim Tierwohl, der Betriebsentwicklung und der Wertschöpfung am Markt will er ansetzen, und er will in Bauernbetrieben mitarbeitende Ehegatten sozial besser absichern.
Vorschriften zu Pflanzenschutzmitteln und Nährstoffverlusten, die der Bundesrat als Antwort auf die Trinkwasser- und der Pestizidverbotsinitiative aufnehmen wollte, hat das Parlament inzwischen selbst ausgearbeitet. Die Vorlage befindet sich in der parlamentarischen Beratung.
Mit Motionen fordern die Räte zudem, den Sozialversicherungsschutz für Ehegatten, die auf Bauernbetrieben mitarbeiten, zu verbessern. Auch dieses Vorhaben ist Bestandteil der sistierten AP 22+. Der Bundesrat ist bereit, eine separate Vorlage dazu auszuarbeiten, wie er Mitte Februar bekanntgab.
Ich habe diese Entzüge aus dem Nährstoffkreislauf pro Jahr ausgerechnet, und komme auf eindrückliche Zahlen.
Ein Mensch scheidet pro Tag 9 gr. N, 1,8 gr. P und 3 gr. K aus.
8,5 Mio x gr. x 365 =
28'000 Tonnen N
5'600 Tonnen P
9'300 Tonnen K
Er wird aber als Sondermüll verbrannt. Weil er es eben auch ist.
Merke:
Was auf einem landwirtschaftlichen Hof an Gülle und Mist anfällt, ist wertvoller Wirtschaftsdünger.
Was von den Bewohnern der Schweiz an Fäkalien und Abwässern anfällt ist Sondermüll.
Wo genau sollte man nun den Hebel ansetzten, beim Wertvollen oder beim Sondermüll?
Nährstoffeinträge reduzieren, heisst motorisierten Verkehr zurückbinden. Am schlechtesten schneidet da der individual Verkehr ab. (Wem es nicht passt sollte zu Fuss gehen)
Nach der grossen Krise, die erst begonnen hat, wird nichts mehr sein wie vorher. Die Staaten werden wieder autonomer handeln um weniger abhängig zu sein. Wer genau hinschaut, sieht es bereits da und dort. Wann merken es unsere grünen Sesselfurzer?
Der Markt will vor allem billige Produkte und die würde es mit der AP22+ sicher nicht sehr viele geben. Ausser du denkst schon an den Import der als Folge getätigt würde. Grundsätzlich wird jetzt schon ökologischer produziert als es der Konsument im Laden wünscht, oder anders gesagt, der Konsument ist nicht bereit für Tierwohl und Ökologie einen angemessenen Mehrwert zu bezahlen.
z.B. IP-SWISS wurde in den 80iger Jahren von den Bauern freiwillig ins Leben gerufen! Heute sind es die Richtlinien des ÖLN. Danach hat IP-SWISS und Bio-SWISS weitere freiwillige Schritte gemacht für die Nachhaltigkeit! Kann auch einmal jemand Danke sagen? Nicht nur kritisieren? Letzten Endes, müssen wir etwas Geld verdie.
Ich warte schon lange auf reale Vorbilder für eine bessere Landwirtschaft, die auch funktionieren. Die Linken fordern ständig und erinnern mich an den Blutegel, der spricht: "gib her!", "gib her!". Da die rechte Seite im Parlament die geistlichen Wurzeln der Schweiz (Christus) praktisch verleugnet (kein Bekenntnis zum Wort Gottes), hat die keine Kraft, gegen diese Forderungsmacht anzugehen.
Planwirtschaft statt freier Markt
Güter produzieren, die der Markt nicht will
jeglichen Fortschritt abwürgen
vollständige Abhängigkeit vom Staat erschaffen und erhalten
Leider hat Gorbi mit seinem Spruch "wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte" mein erfolgreiches Experiment verhindert. Ich hoffe sehr, dass der SBV nicht auch von so einem Gorbatschow unterwandert wird.
Heute müsse sie auch noch die Bauern durchfüttern, ohne dass diese die versprochenen Oekoleistungen erbringen.
Und übrigens liebe Konsumenten, ihr habt es in der Hand, ohne Politik. Kauft im Inland Schweizer Produkte in Bioqualität und das in grosser Menge. Ihr werdet sehen, die Landwirtschaft wird ohne politischen Druck so wie ihr euch das vorstellt.....
Gleich beim SBV: es kommt der Moment, wo der Steuerzahler mit dem Nesthäkchen SBV keine Geduld mehr hat. Ein spätes, böses Erwachen!!
Immerhin hat die Landwirtschaft auch einen Auftrag, nämlich einen gewissen Selbstversorgungsgrad aufrechterhalten und nur mit Blüemli und Disteln geht das nicht. Der Bauernverband macht einen guten Job. Wer mit einem Finger auf jemanden zeigt, zeigt mit drei gegen sich selbst.
Es könnt schon bald so weit sein
zur Erinnerung: 1985 wurde die Arroganz des SBV mit der Ablehnung der Zuckerstatutes für einige Jahre etwas gebrochen. Er hat wenig gelernt uns ist heute noch arroganter als damals.......
Ich habe bereits geschrieben, dass ich nicht zum Einkaufen nach Deutschland oder Österreich gehe. Aber ich gehe gerne dort wandern oder radfahren, da ich nahe an der Grenze wohne, die Nachbarländer schon immer zu meinem Bewegungsradius gehört. Ich kaufe im Volg pro Woche 5 Liter Biomilch zu 2.-, weil ich darauf zähle, dass diese Produzenten mit der Umwelt besser umgehen als die konventionellen. Nicht wegen der Qualität der Milch.
Das ist das nächste Paradox: Die Bauern wünschen sich zu Recht, dass möglichst in der Schweiz eingekauft wird. Gleichzeitig nehmen sie sich das Recht heraus, immer mehr Futtermittel im Ausland zu kaufen. Gelten da andere Massstäbe?