Laut den Experten vom Monitoring Agricultural ResourceS (MARS) der Brüsseler Kommission waren 2021 in der Ukraine insgesamt rund 116 Mio t Getreide und Ölsaaten geerntet worden. Für 2023 werden etwa 97 Mio t erwartet.
Ausserdem will Kiew die tierische Produktion und die inländische Verarbeitung ausbauen. Für die Erreichung ihrer Ziele will die Ukraine laut Vysotsky tief in die Tasche greifen. Vorgesehen seien Investitionen von insgesamt 50.76 Mrd Franken (52 Mrd Euro).
Bewässerung wieder herstellen
«Die Strategie für die Entwicklung des agroindustriellen Komplexes der Ukraine sieht eine vollständige vertikale Integration vor», erläuterte der Vizeminister. Geplant sei unter anderem die Wiederherstellung der Bewässerung der Agrarflächen, die von der Sprengung des Staudamms des Wasserkraftwerks Kachowka betroffen seien.
Zudem würden bisher importierte Lebensmittel schrittweise durch heimische Produkte ersetzt. Darüber hinaus sehe die Strategie die Produktion «grüner Energie» vor, beispielsweise Biomethan im Umfang von bis zu 10 Mrd m 3 .
«Plan B» wird bearbeitet
Unterdessen arbeitet die Kiewer Regierung zusammen mit verschiedenen Marktakteuren an einem «Plan B» sollte das Getreideabkommen mit Russland nicht weitergeführt werden. Es seien mehrere alternative Strategien entwickelt worden, die es ermöglichen würden, den Export von Getreide fortzusetzen, sagte Vysotsky.
Dazu gehöre der Ausbau der Umschlags- und Transitkapazitäten in der Donauregion. Zusätzlich sei geplant, weitere Kontrollpunkte und Umschlagspunkte an der westlichen Grenze zu Polen und Rumänien in Betrieb zu nehmen. Das Getreideabkommen war zuletzt bis zum 17. Juli verlängert worden.
Preise unbekannt
Der ukrainische Haushalt für 2023 sieht laut Vysotsky umgerechnet rund 48.80 Mio Franken (50 Mio Euro) für eine mögliche Versicherung von Schiffen vor, die ukrainisches Getreide transportieren und auch ohne den Schwarzmeerkorridor in Betrieb bleiben sollen.
Hinsichtlich der Einnahmen aus dem Exportgeschäft stellte der Vizeminister fest, dass sich die Preisdynamik täglich ändere. Es sei noch zu früh, um über die endgültigen Getreidepreise für die neue Ernte zu sprechen.
Das werde erst im September erfolgen, wenn der Grossteil eingebracht sei. Vysotsky hofft, dass in diesem Jahr die Einnahmen aus den Agrarexporten trotz aller Schwierigkeiten wieder an die Vorjahreswerte heranreichen werden.


