Der Wandel hin zu nachhaltigeren Produktionsmodellen in der Landwirtschaft kann nur mit begleitenden
Änderungen der Ernährungspräferenzen gelingen.
Die Agrarwende braucht eine Ernährungswende. Das war eine der Schlussfolgerungen aus der Onlineveranstaltung «Kulinarik im 21. Jahrhundert -Wie kann ein modernes, nachhaltiges Agrar- und
Ernährungssystem gelingen?», die kürzlich von der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) gemeinsam mit den Grünen im Europaparlament organisiert wurde.
Enger Dialog ist wichtig
«Die Ökologisierung der Produktion wird scheitern, wenn es keine Modernisierung der Ernährungsstile gibt“, erklärte der geschäftsführende Vorstand der AöL, Dr. Alexander Beck. Dazu gehöre auch die Diskussion über Suffizienz, «vor der wir keineAngst haben müssen».
Ernährung sei ein menschliches Grundbedürfnis, daher würden die Akteure der Branche immer Relevanz haben. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium warb für einen «engen Dialog» zwischen den Akteuren und Betroffenen im Zuge der Transformation der Landwirtschaft.
Nach seiner Einschätzung hat sich die EU mit Farm-to-Fork «sehr ehrgeizige Ziele» gesetzt, die im Sinne der heimischen Landwirtschaft von einer gut abgestimmten Handelspolitik flankiert werden müssten. Die europäische Landwirtschaft bleibe zwangsläufig auch in Zukunft in die internationalen Handelsströme
eingebunden, gab Keyserlingk zu bedenken.
Fairen Wettbewerb sichern
Der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) beim Bundeslandwirtschaftsministerium, Prof.Achim Spiller, machte ebenfalls deutlich, dass bei einer Umsetzung der angestrebten höheren Nachhaltigkeitsstandards in der EU in
der internationalen Betrachtung ein «Level-Playing-Field», also «faire Spielregeln», für alle Wettbewerber gewährleistet werden müssten. Ansonsten drohten Leakage-Effekte, also die Abwanderung der Produktion ins Drittland.
Dabei sollte aber immer ein Gleichgewicht zwischen Protektionismus und Multilateralismus eingehalten werden. Spiller empfiehlt einen «breiten Instrumentenkoffer» gegen Leakage. Dafür müssten unter anderem
die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) künftig auch Prozessstandards definieren; auch EU-Handelsabkommen sollten Nachhaltigkeit stärker verankern.
Der Göttinger Agrarökonom schlägt zudem vor, Grenzausgleichabgaben und internationale Klimaschutz- beziehungsweise Tierschutzclubs zu erproben.
Kommentare (1)