Pflanzenschutzmittel in den Rüben reduzieren , Herbizideinsatz im Getreide in weiten Reihen einsparen. Dazu braucht es die neueste Smart-Farming-Technologie. Auf der Swiss Future Farm werden diese Technologien getestet. An der AgriEmotion vom 18. bis 20. August 2023 werden sie vorgestellt. In Rahmen der Veranstaltung finden auch die Schweizermeisterschaft im Traktorengeschicklichkeitsfahren .
Susanne Meier, Redaktorin des «Schweizer Bauer», hat sich im Vorfeld mit Nils Zehner unterhalten. Er ist auf der Swiss Future Farm zuständig für die Agco International GmbH und betreut vor allem das Feldversuchswesen. Er weiss also, was diesen Sommer auf den Ackerflächen alles läuft und wertet auch die Versuche mit den neuen Maschinen und Technologien aus.
Seit 6 Jahren auf der Suche nach der smartesten Technologie
2017 wurde d ie Swiss Future Farm gegründet, 2018 begannen die Versuche auf der Farm zu laufen. Beteiligt sind die Agco International GmbH, das Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg und die GVS Agrar AG. Auf dem Versuchsbetrieb in Tänikon TG werden moderne Maschinen und Smart-Farming-Technologien geprüft. Aber nicht nur.
Es gibt auch sehr praxisnahe Versuche ohne viel Hightech, dafür mit besonderer Aussagekraft speziell im Hinblick auf die ganze Pflanzenschutzproblematik. Platz genug für Versuche gibt es genug: 81 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche werden bewirtschaftet, 55 Hektaren davon sind Ackerkulturen, 20 Hektaren sind Naturwiese. Auf 6 Hektaren wird eine Biodiversitätsfläche betrieben. Die «Schweizer Zukunftsfarm» hält auch 65 Milchkühe und 55 Mutterschweine.
Satelliten und Drohnen
«In diesem Sommer beschäftigen wir uns damit, wie unsere Smart-Farming-Lösungen wie die teilflächenspezifische Düngung, satellitengestützt oder mittels Drohne, dazu beitragen kann, Dünge- und Pflanzenschutzmittel einzusparen», weiss er, «mit solchen Versuchen sind wir seit zwei Jahren auch auf Praxisbetrieben unterwegs, mit der GPS-RTK-gesteuerten und mit automatischem Lenksystem ausgestatteten Sätechnik sind wir schon länger in der Praxis.»
Dabei habe man gesehen, dass sich die verschiedenen Techniken ergänzen würden und dass das automatische Lenksystem meist die Basis sei. Als besonders interessant dieses Jahr beurteilt er den Versuch zur Herbizidreduktion in den Rüben:
«Durch die Agrarpolitik sind alle Bauern aufgefordert, die Pflanzenschutzaufwendungen zu reduzieren. Wir wollten verschiedene Herbizid-Anwendungstechniken vergleichen: Zwei Splits mit der normalen Herbizidmenge, ein Split plus mechanische Unkrautregulierung mit Hacken und neu seit diesem Jahr die Bandspritzung mit einer Horsch-Leeb-Flächenspritze. So können wir mit der 21-Meter-Spritze ins Feld fahren und bandweise spritzen. Ergänzend wird zwischen den Reihen gehackt.»
Versuche mit Verfahren zur Bodenbearbeitung
Ergänzt wird der Versuch mit zwei Verfahren zur Bodenbearbeitung: «Wir probieren die Spritzmethoden bei der Pflugsaat und nach Strip-Till-Bodenbearbeitung aus», so Nils Zehner. «Die Politik fordert ja die reduzierte Bodenbearbeitung, doch in den Rüben ist sie noch nicht weit verbreitet.» Untersucht werden sollen die Pflanzenentwicklung, der Ertrag und die Mittelaufwendungen.
«Es war ein extrem schwieriges Jahr mit dem verregneten Frühjahr», erinnert er sich, «die Rüben kamen erst Anfang Mai in den Boden. So haben wir versucht, mit Flüssigdüngung die Rübenentwicklung etwas zu fördern, und in diesem Jahr haben wir erstmals einen deutlichen Unterschied bei Wurzellänge, Wurzeldurchmesser und Gewicht gesehen.» Man müsse nun beobachten, ob sich diese Tendenz auch beim Erntetermin im Ertrag bestätige.
Mehrjährige Versuche mit Weizen
Im zweiten Versuchsjahr wurde auf der Swiss Future Farm Weizen in weiten Reihen angesät. «Zum einen haben wir Weizen mit der normalen Saatmenge, zum anderen mit der reduzierten Saatmenge und in weiten Reihen angebaut. Bei den weiten Reihen kam wiederum die Bandspritzung mit der Flächenspritze zum Einsatz», umreisst Nils Zehner das Vorgehen.
Da der Versuch mit dem Weizen in weiten Reihen auch vom Forum Ackerbau durchgeführt werde, könne man auch die Ertragsunterschiede vergleichen. «Hier stellt sich die Frage, mit welcher Ertragsreduktion wir an verschiedenen Standorten und in verschiedenen Lagen rechnen müssen», sagt er, «deshalb werden wir den Versuch über mehrere Jahre durchführen.»
Zusammenarbeit der Projektpartner um sechs Jahre verlängert
Der Erfolg hat Folgen: In diesem Jahr wurde die Zusammenarbeit unter den drei Partnern Agco, GVS und Arenenberg um weitere sechs Jahre verlängert. «So können wir längerfristig planen. Das Interesse der Landwirte und der breiten Öffentlichkeit besteht fort.
Und es braucht in der technischen Entwicklung jeweils einige Jahre, bis neue Technologien in der Praxis umsetzbar sind. Ein Jahr ist hier kein Jahr, wir übernehmen die Rolle des Testbetriebs und des Beratungspartners für die Praxisbetriebe, die die Technologien auch bei sich umsetzen wollen.»
Intelligente Lösungen auch für kleine Baureihen
Heuer noch findet auf der Swiss Future Farm ein grosser Anlass statt, die Farmtage AgriEmotion . «Nach der Coronazeit wollen wir wieder einen Feldtag machen und dabei unser 5-Jahr-Swiss-Future-Farm-Jubiläum feiern», so Nils Zehner.
«Als wir 2018 angefangen haben, gingen sehr viele Erwartungen in Richtung Feldrobotik. Doch diese kam erst 2020 wirklich auf. Die kleinen Start-up-Firmen mussten die Technik zuerst entwickeln, bevor sie in den Verkauf gingen. Tatsache ist, dass früher nur die grossen Traktorenbaureihen Technologieträger im Bereich Smart Farming waren.
Heute kann die Smart-Farming-Technologie von der kleinsten zur grössten Baureihe angewendet werden – eine Voraussetzung in der kleinräumigen Schweiz. Am Anfang mussten wir uns oft mit Nachrüstlösungen behelfen, heute ist die Entwicklung auf einem hohen Stand, und es gibt Standardanwendungen.»