Alex Gobeli aus Saanen BE ist Bauunternehmer. Doch der Bauernsohn wollte schon immer einen eigenen Hof. Vor zwei Jahren konnte er sich diesen Wunsch erfüllen und war sofort an den Viehschauen vorne dabei. Mit Bildergalerie.
Das Saanenland ist berühmt für seine Simmentaler Kühe. Benno Krone, Beat Wolta oder Theo Rita , um nur einige wenige zu nennen, haben in den letzten Jahren an nationalen Ausstellungen vorne gestanden. Doch 2009 tauchte mit Alex Gobeli aus Saanen einer auf, der mit seinen Red-Holstein- und Holstein-Kühen national und gar international mitreden kann.
In Cremona dabei
An der Berner Oberländischen Verbandsschau (VSA) 2009 stellte Gobeli mit Rustler Divine die Miss Red Holstein, und mit La Biolleyre Iron Canari hatte er eine weitere Kuh im Auszug. Mit Canari gewann er dann die Amtsschau Saanen im gleichen Jahr. An der Swiss Expo 2011 konnte er mit Les Chaux Gibson Elodie den Titel einer Intermediate-EuterChampionne gewinnen. Der bisherige Höhepunkt war die Teilnahme an der Holstein-Europameisterschaft 2010 in Cremona mit Holstein-Kuh Botvilla Goldwyn Beewin.
Es ist klar, dass ohne Investitionen niemand aus dem Nichts so grossen Erfolg haben kann. Gobeli macht denn auch keinen Hehl daraus, dass er seine Investitionen nur dank seines Baugeschäfts tätigen konnte. Doch eigentlich habe er, der Bauernsohn aus St. Stephan im Simmental, immer Bauer werden wollen: «Da ich drei jüngere Brüder habe, war nicht klar, wer den elterlichen Betrieb übernimmt.» Somit habe er dann Zimmermann gelernt, später auch noch Maurer. Nachher folgte die Ausbildung als Polier und Bauführer.
Erfolg mit Baugeschäft
Schliesslich machte er sich selbstständig: «2002 habe ich mein eigenes Baugeschäft gegründet.» Im Sommer beschäftigt er seither 15 bis 20 Angestellte. Zunächst baute Gobeli vorwiegend im Landwirtschaftssektor. «Im Simmental und im Saanenland konnte ich den Grossteil der Ställe bauen», sagt er dazu. Damit übertreibt er kaum: Auf einer Fahrt durchs Simmental ins Saanenland hängt praktisch an jedem neuen Stall das Schild von Gobeli. Natürlich sei er auch im Wohnungsbau tätig, fügt er an.
Während Gobeli sich schon immer für die Landwirtschaft interessierte, kam das Interesse an der Viehzucht erst nach der Gründung seines Baugeschäfts: «Ich habe oft Preise für Ausstellungen gespendet. Die Viehzucht begann mich zu faszinieren.» Per 1.1. 2009 übernahm er einen Talbetrieb von 37 Hektaren in Saanen sowie die 260 Hektaren grosse Alp Hinterwalig auf 1750 Meter über Meer hoch über dem Arnensee bei Feutersoey.
Zwar hätten er und seine Frau Margrit von Anfang an die Absicht gehabt, aktiv mitzuarbeiten. Doch das Baugeschäft konnten und wollten sie nicht aufgeben. Natürlich höre er ab und zu, dass er sich den Landwirtschaftsbetrieb nur dank seines «Nebenerwerbs» leisten könne. Aber das sei ja auch bei andern so, meint er. «Viele Bauern leben von ihrem eigenen Nebenerwerb oder dann vom demjenigen ihrer Frauen.» Und er habe seinen wirtschaftlichen Erfolg nur dank eines grossen Arbeitspensums erreichen können: «Wir haben keinen Bauführer angestellt. Und meine Frau macht das Büro selber.» Zudem haben Gobelis mit Sabrina (13-jährig), Yanik (12-jährig) und Timo (9-jährig) auch drei Kinder, die sie ebenfalls in Anspruch nehmen.
Also musste Gobeli jemanden für seinen Bauernhof anstellen. Und er fand diese Person mit Erich Zingre quasi im eigenen Betrieb. Zingre war früher Küher auf einem Korporationsberg. Im Frühling und im Herbst arbeitete er in Gobelis Baufirma. Zingre bewirtschaftet weiterhin seinen eigenen Betrieb von 16 Hektaren und ist auf Gobelis Betrieb angestellt. Zusammen haben sie eine Tierhaltergemeinschaft. Im Winter werden die Aufzuchtrinder im elterlichen Betrieb in Matten bei St.Stephan von Vater und Bruder betreut.
Zingre ist in der Viehzuchtszene kein Unbekannter. So gewann er 2009 mit seiner reinen Simmentaler Kuh Fino Bionda die Swiss Expo in Lausanne und die Tier & Technik in St.Gallen. Im bereits 2009 komplett sanierten Alpstall stehen denn auch nicht nur Holstein- und Red-Holstein-Kühe, sondern auch Simmentaler Kühe.
Dieses Jahr folgte dann an der Bernischen Eliteschau der bisher grösste Erfolg: Zingres RH-Kuh Incas Flavia wurde vom Publikum zur Miss BEA gewählt. Zingre ist also punkto Erfolg durchaus auf Augenhöhe mit seinem Chef Gobeli. Dieser wiederum packt in der Landwirtschaft mit an. Die Heuernte im Tal erledigen Gobelis. Und jedes zweites Wochenende lösen sie Zingre im Talbetrieb ab.
Gobelis Zukunftspläne
Im Tal wollen Gobelis nun als Nächstes einen neuen Stall bauen. Züchterisch haben sie ebenfalls grosse Ziele: «Ich will eine gute Zuchtherde aufbauen.» Dazu hat er Töchter von so prominenten Kühen wie Plattery Rubens Galante, der RH-Europameisterin von 2004, oder der dreifachen Holstein-Nationalsiegerin Holst.Papaux Leader Rebeka im Stall. Seine Kühe müssten sich im Sommer aber auch auf der Alp bewähren. Denn eines ist für den erfolgreichen Geschäftsmann Gobeli klar: «Unser Betrieb muss rentieren.»