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«Almen sind kein Streichelzoo»

Mit zehn Regeln für Wanderer, die auf Almen mit Weidebetrieb unterwegs sind, reagiert Österreich auf eine tödliche Kuh-Attacke. «Kühe sind grundsätzlich keine gefährlichen Tiere, aber Almen sind kein Streichelzoo», sagte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger am Dienstag in Wien.

 

 

Mit zehn Regeln für Wanderer, die auf Almen mit Weidebetrieb unterwegs sind, reagiert Österreich auf eine tödliche Kuh-Attacke. «Kühe sind grundsätzlich keine gefährlichen Tiere, aber Almen sind kein Streichelzoo», sagte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger am Dienstag in Wien.

Zu den zehn aufgestellten Regeln gehört das Anleinen von Hunden - oder im Fall einer Kuh-Attacke - deren sofortiges Loslassen, das deutliche Umgehen einer Herde sowie der einzuhaltende Abstand besonders zu Kälbern. Ausserdem wird vor Schreien, Pfeifen und hektischen Bewegungen gewarnt, die die Tiere nervös machen könnten.

270'000 Stück Vieh auf 8000 Alpen

Die Regeln zielten auch auf die Eigenverantwortung der Wanderer ab, damit bei einem Zwischenfall nicht sofort der Landwirt rechtlich belangt werden könne. «Wir wollen keine amerikanischen Verhältnisse auf österreichischen Almen», sagte Köstinger mit Blick auf in den USA verbreitete Schadenersatzforderungen selbst bei geringen Verletzungen.

In Österreich stehen nach Angaben der Landwirtschaftskammer rund 270'000 Stück Vieh auf den knapp 8000 Almen. Viele Wanderwege kreuzen die Areale. Ein Urteil des Landgerichts Innsbruck hatte unter den Alp-Bauern für grosse Verunsicherung gesorgt. Das Gericht hatte vor einigen Wochen den Hinterbliebenen einer deutschen Wanderin hohen Schadenersatz zugesprochen. 

Zu Tode getrampelt

Die Tragödie ereignete sich im Sommer 2014 im Pinnistal, einem Seitental des Stubaitals. Eine 45-jährige Deutsche war mit ihrem Hund auf einem Wanderweg unterwegs. Plötzlich liefen die Kühe seitlich auf sie zu. Die Herde hatte es vermutlich auf dem Hund abgesehen. Die Frau hatte ihren Hund angeleint. Dieser soll sich jedoch nicht aggressiv gegenüber den Kühen verhalten haben.

Die Wanderin wurde angegriffen und schwer verletzt. Während 45 Minuten wurde die 45-Jährige reanimiert. Die Deutsche erlag jedoch ihren Verletzungen. Gemäss dem Obduktionsbericht wurde die Frau zu Tode getrampelt. Der Bauer hatte entlang des Weges keinen Zaun aufgestellt. In der Folge beklagte der Wittwer den Bauern.

Unzureichend vor Gefahren gewarnt

Nach Auffassung des Gerichts hatte der Bauer nur unzureichend vor den Gefahren einer Mutterkuhherde, in der Kälber aufwachsen, gewarnt. Die aufgestellten Warnschilder hätten nicht ausgereicht. «An einem neuralgischen Punkt wie dem Unfallort sind Abzäunungen zum Schutz des höchsten Gutes, des menschlichen Lebens, notwendig und aufgrund des geringen Aufwandes auch zumutbar», argumentierte das Gericht.

Der Ehemann und der Sohn des Opfers erhalten insgesamt rund 180'000 Euro. Zusätzlich müsse der Bauer dem Mann eine monatliche Rente von 1200 Euro und dem Sohn von 350 Euro zahlen, teilte das Landgericht Innsbruck Mitte Februar mit. Insgesamt beläuft sich die Summe auf gegen 490'000 Euro (560'000 Franken). 

 

«Das Urteil war für mich ein Schock»

Reinhard Pfurtscheller aus Neustift im Stubaital hat bisher immer die Sommer mit seinen Kühen im Pinnistal. Ob der Bauer noch weiter auf die Alp geht, ist nach dem Urteil mehr als fraglich. «Das Urteil war für mich ein Schock. Wir haben alles gemacht, was vorgeschrieben ist», sagte der Landwirt Ende Februar zum TV-Sender ORF. Die Alp werde seit dem 16. Jahrhundert genutzt.

«Für mich ist ein solches Urteil unverständlich», fährt er fort. Seit 20 Jahren geht er mit seinen Rindern auf die Alp. Bisher ist noch nie etwas passiert. Er hat nun Angst, seine Kühe in diesem Sommer zu alpen. «Ich habe immer ein ungutes Gefühl. Ich hoffe dann immer wieder, dass nichts passiert», erklärt Pfurtscheller. «Wenn ich dann zurückkehre und nichts passiert, bin ich erleichtert», fährt er fort.

Den Hof hat er zusammen mit seiner Frau vor 20 Jahren von einem Landwirt übernehmen könne. Er kann das Urteil nicht nachvollziehen. «Ich kann mich nicht den ganzen Tag neben den Kühen hinstellen und schauen, was sie machen. Sie können sich frei bewegen, haben gewisse Wasserquellen und müssen deshalb immer wieder den Weg queren. Ich kann nicht jeden Wanderweg auszäunen», sagte er gegenüber dem ORF.

 

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